Nach den Erfahrungen der Legion Condor im spanischen Bürgerkrieg, forderte das Reichsluftministerium einen bis 50 Grad sturzkampffähigen, mittleren Bomber mit verstärkter Abwehrbewaffnung. Die Dornier Do 217 entstand. Außerdem liefen Untersuchungen, die Do 217 auch als Do P 85, als sogenannte „Stuka See“, mit Schwimmern auszustatten.
Die erste Do 217, Werknummer 687, startete mit Egon Fath am Steuer Anfang Oktober 1938 zum Erstflug. Schon am 11. Oktober stürzte diese V1 nach einem Strömungsabriss am Leitwerk ab, woraufhin die nächsten sechs Prototypen Schlitze an der Leitwerksvorderkante erhielten, um die Anströmung zu verbessern. Die Do 217 galt fliegerisch als relativ schwerfällig und deutlich weniger manövrierfähig als ihre kleinere Vorgängerin Do 17. Dafür war sie robuster, besser bewaffnet und lag stabil in der Luft.
Die Do 217 wurde großserienfreundlich in sieben Sektionen und Ganzmetall- Schalenbauweise erstellt. Ihr zweiholmiger Ganzmetallflügel verfügte über eine Heißluftenteisung seiner Vorderkante. Elektrisch betätigte Spreizklappen an der Flügelhinterkante sorgten für gute Langsamflugeigenschaften. Hauptfahrwerk und Spornrad konnten elektrisch nach hinten eingefahren werden. Selbst der Pilotensitz konnte elektrisch verstellt werden. Das Hydrauliksystem aus der Do 17 wurde nicht mehr verwendet.
Die Do 217 krankte lange Zeit an der verspäteten Verfügbarkeit ihrer eingeplanten BMW 801 A-Doppelsternmotoren. Statt der jeweils 1560 PS starken BMW mit 14-Zylindern wurden anfangs zwei 1100 PS starke DB 601 A als Ersatz montiert. Um bei Sturzkampfangriffen nicht zu schnell zu werden, erhielt die Do 217 im Hecksteiß vier schirmartig ausfahrbare Luftbremsflächen. Diese bewährten sich jedoch nicht und wurden selten genutzt oder teilweise sogar stillgelegt und ausgebaut, weil ihr Einsatz Schäden an der Struktur des Rumpfhecks verursachen konnte.
Die erste Serienversion der Do 217 war die A-1. Acht Flugzeuge dieser Variante mit DB 601 A dienten als Fernaufklärer. Danach folgte bereits die Do 217 C, noch immer mit DB 601 A, von der fünf Flugzeuge gebaut wurden, um als Erprobungsträger für Bombenzielgeräte und Motoren verwendet zu werden.
Erst die Do 217 E wurde eine erfolgreiche Serienversion mit dem vorgesehenen Triebwerk BMW 801 A. Die Do 217 E-1 war als Horizontalbomber und bewaffneter Aufklärer vorgesehen. Sie hatte vier Mann Besatzung, die im Cockpit und im Bug mit erweiterter Bodenwanne Platz fand. Der lange Bombenraum konnte sogar Torpedos aufnehmen.
Ergänzend zur Schirmbremse am Heck erhielt die Do 217 E-2 auch Sturzflugbremsen an den Flügelunterseiten zwischen Motorgondeln und Rumpf, die sich ebenfalls nicht bewährten. Versuchsweise erhielten einige Do 217 E-2 auch den Rüstsatz „Gießkanne“. Er bestand aus sechs, starr nach hinten gerichteten MG in den Motorgondeln, die auf 400 Meter Entfernung justiert waren und mit einem Rückblickfernrohr im Dach des Cockpits bedient wurden.
Für die Bekämpfung von Schiffen wurde die mit einer 20-Millimeter Bordkanone im Bug bewaffnete Version E-3 entwickelt, die zwei 750-Liter-Zusatztanks im Bombenschacht beförderte. 100 Stück wurden gebaut. Die Version E-4 war eine E-2 mit erhöhtem Abfluggewicht und „Gießkanne“. Auf die Mitnahme von zwei Henschel Hs 293-Gleitbomben unter den Flügeln war die Version E-5 spezialisiert. 65 Stück wurden gebaut.
Ab 1942 folgte die Baureihe Do 217 J, die als schwerer Jagdbomber und Nachtjäger diente. Sie entstand durch den Umbau von E-Flugzeugen, die einen neuen, unverglasten Bug mit verkürzter Nase erhielten. 157 J-1 (Jabo) und J-2 (Nachtjäger) wurden umgebaut.
K-Version erhält Stromlinienkanzel

Die Do 217 K löste ab 1942 die Do 217 E ab. Sie erhielt eine veränderte Bugsektion in Stromlinienform mit sphärisch gebogener Verglasung. Das Instrumentenbrett wurde neu angeordnet, um eine möglichst ungehinderte Außensicht zu ermöglichen. Teilweise erhielten Do 217 K-1 und K-2 wieder den Rüstsatz „Gießkanne“. Die K-1 war als Sturzkampfbomber mit Schirmbremse im Heck ausgelegt. MG 81 und MG 81 Z im Bug lösten das vorherige MG 15 ab. Die Abwurfanlage entsprach der E-2 und E-4. Als Zielgerät dienten ein mit dem Norden-Bombenzielgerät vergleichbares Lotfe und BLG 2 mit Kreiselstabilisierung. Die Besatzung bestand aus vier Mann.
Die Do 217 K-2 erhielt einen vergrößerten Flügel mit 24,5 Metern Spannweite. Sie konnte zwei gesteuerte Bomben SD 1400 X (Fritz X) unter dem Flügel tragen. Die Bomben wurden von einem Steuertisch in der Kabine gelenkt, wobei ein zweiachsiges UKWSteuergerät zum Einsatz kam. Am 14. September 1943 wurde so das italienische Schlachtschiff „Roma“ aus 6400 Metern Abwurfhöhe versenkt. Die modifizierte Do 217 K-3 konnte dank doppelter Waffenaufhängungen wahlweise zwei SD 1400 X unter den Innenflügeln oder zwei Hs 293 unter den Außenflügeln befördern.
Weitgehend der K-Reihe entsprach auch die Do 217 M. Sie nutzte statt der luftgekühlten und 1600 PS starken BMW 801 A-Sternmotoren jedoch zwei stärkere, wassergekühlte DB 603 A-Reihenmotoren mit je 1750 PS. Dadurch verbesserten sich die Flugleistungen spürbar. Nach der herkömmlichen Bomberversion M-1, folgte die zum Abwurf von Gleitbomben ausgelegte M-5 und schließlich die M-11 mit vergrößerter Spannweite.

Die Do 217 N war eine Nachtjagdversion der Do 217 M mit deren DB 603 A-Motoren und drei Mann Besatzung. Nach der Version N-1 folgte die konstruktiv vereinfachte N-2 mit Holzformteilen als Rumpfverkleidung und „schräger Musik“. Mit diesen 70 Grad nach oben gerichteten, starr eingebauten Bordkanonen für die Nachtjagd konnte der Jäger im toten Winkel von hinten und unten sein Ziel anfliegen und bekämpfen. Außerdem war ein Lichtenstein SN 2-Radargerät eingebaut.
Ab 1943 wurde aus der Do 217 auch ein Höhenaufklärer abgeleitet. Die Vollsichtkanzel der Do 217 P war hier als Druckkabine für die dreiköpfige Besatzung ausgelegt. Ab dem dritten Versuchsmuster wurde die Spannweite erhöht. Doch es blieb bei einer Vorserie, der Do 217 P-0, von der nur drei Flugzeuge ausgeliefert wurden. 1943 wurde die Entwicklung abgebrochen, denn seit 1942 war bereits die konstruktiv veränderte Do 317 mit größerem Rumpfvolumen entwickelt worden. Bis zum Sommer 1944 wurden 1903 Do 217 aller Versionen gebaut.
Der Einsatzraum der Do 217 reichte von den sogenannten „Baedeker-Angriffen“ auf britische Städte über das gesamte Mittelmeer bis an die Ostfront. Die letzten deutschen Kampfeinsätze erfolgten am 12. April 1945, als ein Dutzend Do 217 des KG 200 mit Gleitbomben das sowjetische Überschreiten der Oderbrücken vergeblich zu verhindern suchte. Die letzte Do 217 in militärischen Diensten, eine erbeutete deutsche Do 217 N-2, soll noch bis 1946 in der Schweiz geflogen sein.
Von der Do 217 blieb kein vollständiges Flugzeug erhalten. Als größte Relikte gelten das Rumpfheck einer Do 217 im italienischen Luftwaffenmuseum, sowie eine Antriebsanlage, die im New England Air Museum steht. Außerdem sollen in Toulouse zwei in den Pyrenäen geborgene Wracks aufbewahrt werden.
Technische Daten

Dornier Do 217 K-1
Zweimotoriger mittlerer Bomber und Nachtjäger
Antrieb: zwei luftgekühlte 14-Zylinder BMW 801DSternmotoren mit VDM-Dreiblatt-Verstellluftschrauben und 1700 PS (1268 kW) Startleistung.
Besatzung: ein Pilot, ein Beobachter/Bugschütze, ein Funker/Rückenschütze, ein Bordingenieur/Kielschütze)
Bewaffnung: Bis zu 4000 kg Bomben, darunter zwei Gleitbomben; Abwehrbewaffnung: zwei Rheinmetall MG 81 (Kal. 7,9 mm) im Bug, ein Rheinmetall MG 131 (Kal. 13 mm) im oberen Waffenstand, zwei MG 81 an den Rumpfseiten und bis zu vier nach hinten feuernde MG 81 in den Motorgondeln („Gießkanne“).
Kraftstoffvorrat: 2960 Liter plus 1160 Liter Zusatzank im vorderen Bombenschacht.
Leermasse: 8900 kg
max. Startmasse: 16 580 kg
Länge: 17,26 m
Spannweite: 19 m
Flügelfläche: 56,6 m2
Höchstgeschwindigkeit: 515 km/h in 4000 Metern Höhe
Marschgeschwindigkeit: 460 km/h
Dienstgipfelhöhe: 8200 m
Reichweite: 2300 km
Klassiker der Luftfahrt Ausgabe 01/2014