Es sollte in das übliche Jahresschießen gehen, bei dem der Einsatz scharfer Boden-Luft-Raketen MIM-23 Hawk auf der NATO Missile Firing Installation (NAMFI) nahe der Stadt Chania geprobt wurde. Mit dem Flugauftrag "Personentransport nach Souda" hoben drei Transall C-160 des Lufttransportgeschwaders (LTG) 63 von ihrem Heimathorst Hohn in Schleswig-Holstein ab. Jede "Hummel" nahm Angehörige und Ausrüstung des Flugabwehrraketenbataillons (FlaRakBatl) 39 an Bord. Im Laderaum der Führungsmaschine GAF 50+63, Rufzeichen DCN 8529, hatten sich Major Horst Strecke und 34 Männer seiner 1. Batterie aus Süderbrarup in Schleswig-Holstein ein möglichst bequemes Plätzchen für den mehrstündigen Transfer gesucht. Im Cockpit war eine kompetente Crew am Werk, die einen störungsfreien Flug zu garantieren schien. Dem war auch so – bis zur Einleitung des Landeanflugs um 14:22 Uhr. Auf dem linken Sitz saß zu diesem Zeitpunkt aber nicht der reguläre Kommandant, Hauptmann Karl-Heinz Schacht (5250 Flugstunden), sondern Oberst Elmar Schlottmann (3050 Flugstunden). Schlottmann, früher selbst beim LTG 63, aber inzwischen Presseoffizier im Bundesministerium für Verteidigung (BMVg), war ein "Inübunghalter", der zur Sicherung seiner Lizenz jährlich mindestens 70 Flugstunden nachweisen musste. Schacht war auf den Sitz des Copiloten gerückt und übernahm den Funkverkehr. Der reguläre Copilot, Hauptmann Willy Körner, rückte nach hinten und blieb ohne Einfluss auf das weitere Geschehen.

Die Transall C-160 flog von 1968 bis 2021 für die Luftwaffe. Die letzten Maschinen gingen im September 2021 in Hohn außer Dienst.
Fehlerhafte Navigation
Über der Landspitze von Paleochora im Südwesten der Insel drehte DCN 8529 um 14:17 Uhr nach Nordost in Richtung des Flugplatzes Souda ein. Noch knapp 80 Kilometer waren zu bewältigen, als die "Hummel" beim Einflug in das bis über 2400 Meter ansteigende Gebirgsmassiv Lefka Ori ("Weiße Berge") in einen schweren Schneesturm geriet. Um 14:21 Uhr befand sich die Transall noch etwa 24 Kilometer vom Zielort entfernt und begann auf Weisung des Fluglotsen von 3000 auf 1800 Meter zu sinken. Bei Erreichen des noch viereinhalb Minuten entfernten Funkfeuers Tacan (Tactical Air Navigation System) sollte die Crew ihre Position erneut durchgeben. Doch bereits nach einer Minute meldete Hauptmann Schacht an Souda, dass er sich über dem Sender befinde: "Over Tacan. Passing niner zero" ("Bin über Tacan und passiere im Sinkflug 9000 Fuß"). Doch die Transall befand sich noch gar nicht über dem Funkfeuer. Als Oberst Schlottmann zum Einleiten der vermeintlichen Landekurve mit 500 km/h nach rechts einkurvte, brachte er die C-160 wieder in Richtung der "Weißen Berge". Zu den eng beieinander liegenden Gipfeln gehörte der 1700 Meter hohe Malotira. An seinem vereisten Westhang zerschellte 50+63 kurz nach der letzten Meldung. Keiner der 42 Insassen überlebte.
Beschwerliche Bergung
Infolge von Neuschnee und Sturmböen in dem ohnehin schwer zugänglichen Gebirge standen die griechischen, deutschen und US-amerikanischen Suchtrupps einer enormen Herausforderung gegenüber. Erst am Morgen des 10. Februar entdeckte ein griechischer Hubschrauber die Trümmer. Die Bergung nahm über eine Woche in Anspruch. Über die Absturzursache besteht bis heute keine restlose Klarheit. Offenbar spielten mehrere Faktoren eine Rolle. Diese reichen von einer fehlerhaften oder fehlinterpretierten Tacan-Anzeige bis zu einer in Stress geratenen Besatzung, die zu einer gegenseitigen Fehlerkorrektur nicht mehr in der Lage war.





