Vickers Varsity: Der vielseitige Trainer der Royal Air Force

Vickers Varsity
Vielseitiger Trainer der Royal Air Force

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Veröffentlicht am 11.08.2024

Bevor modernere Verkehrsflugzeuge konstruiert und gebaut werden konnten, brachte Vickers mit der Viking ein Interimsmuster auf den Markt, das auf dem Wellington-Bomber aufbaute, aber mit einem Ganzmetall-Rumpf in Halbschalenbauweise mit für die Zeit sehr moderner Inneneinrichtung aufwartete. Erstflug war am 22. Juni 1945, und die British European Airways Corporation nahm im September 1946 den Liniendienst mit dem Muster auf. Auch zwei VIP-Flugzeuge für das Königshaus wurden gebaut.

BAE

Forderung nach einem Schulflugzeug

Die Royal Air Force kaufte nicht weniger als 262 Maschinen eines an militärische Anforderungen (mit großer Ladetür hinten rechts) angepassten Musters, das den Namen Valetta erhielt. Schließlich forderten die Militärs mit der Spezifikation T.13/48 ein spezielles Schulflugzeug für Piloten, die auf mehrmotorige Flugzeuge wechseln sollten, für Navigatoren und Bombenschützen. Es war als Ersatz für die Vickers Wellington T.10 gedacht. Die Ausrüstung umfasste sowohl Radar als auch Funknavigationsgeräte. Bei der Varsity (Universitätsmannschaft) handelte es sich im Wesentlichen um eine Weiterentwicklung der Valetta T.3 und T.4 mit Dreibeinfahrwerk. Zu den konstruktiven Änderungen gehörten eine Verlängerung des Rumpfes um 1,40 Meter und eine Vergrößerung der Spannweite um 1,95 Meter. Ein weiteres Unterscheidungsmerkmal war die Einführung einer großen Verkleidung unter dem Rumpf, in der ein Bombenschütze lag. Im hinteren Teil dieser Verkleidung war Platz für bis zu vierundzwanzig 25-Pfund-Übungsbomben. Die stärkeren Bristol-Hercules-234- Sternmotoren ermöglichten bessere Flugleistungen. Sie waren für eine einfache Zugänglichkeit mit abklappbaren Verkleidungen versehen. Ein Problem war, dass das Fenster des Bombenschützen durch Dreck vom Bugfahrwerk verschmutzt wurde, was mit Radverkleidungen behoben wurde.

Vickers

Erstflug 1949

Der erste Varsity-Prototyp (VX828), der in Weybridge gebaut worden war, absolvierte seinen Erstflug am 17. Juli 1949 in Wisley mit Joseph "Mutt" Summers und "Jock" Bryce auf dem rechten Sitz. Die ersten Flugtests brachten keine besonderen Vorkommnisse, und die Maschine wurde im September desselben Jahres in Farnborough auf der Airshow vorgestellt. Ein zweiter Prototyp (VX835) folgte am 29. Januar 1950. Er wurde später als Testträger für das Napier-Eland-Propellerturbinentriebwerk verwendet. Das erste Serienflugzeug Varsity T.Mk 1 (WF324) flog am 21. Mai 1951. Die Auslieferungen an die RAF begannen dann im Oktober 1951, und zwar an die No. 201 Advanced Flying School in Swinderby. Die RAF wollte ihre Varsitys so schnell wie möglich geliefert haben und bestellte zunächst sogar zu viele Maschinen. Durch spätere Stornierungen belief sich die Gesamtzahl der gebauten Maschinen schließlich auf 161 (plus die zwei Prototypen). Angesichts der anlaufenden Viscount- und Valiant-Produktion in Weybridge wurde beschlossen, das Werk in Hurn zu erweitern und die Varsity-Produktion dorthin zu verlegen. Die WF386 war das erste Flugzeug, das in Hurn montiert wurde und dort am 29. November 1951 seinen Erstflug absolvierte. Zeitweise lag die Produktionsrate bei mehr als einem Flugzeug pro Woche. Alle Serien-Varsitys wurden bis Januar 1954 (WL692) gebaut.

Flygvapnet

Vielfältiger Einsatz

Im Dienst des Flying Training Command war es der Varsity zu verdanken, dass die Durchfallquote um 50 Prozent gesenkt wurde, heißt es. Mit einer Reichweite von bis zu 4260 km war die Maschine sehr gut für Langstrecken-Navigationsübungen geeignet. Auch als Bomber-Ersatz bei RAF-Übungen wurde die Varsity verwendet. Das Signals Corps benutzte die Varsity ebenfalls, und beim Royal Aircraft Establishment wurde die Maschine für umfangreiche Versuche mit neuen Blindlandesystemen verwendet. Die Aviation Division von Smiths in Staverton verwendete die beim College of Aeronautics in Cranfield entsprechend umgerüstete G-ARFP für Blindlandeversuche (ohne Unterrumpfverkleidung, mit verstärktem Holm). Decca wiederum hatte die G-APAZ für Tests eines Navigationssystems im Einsatz.

Eagle Aircraft Services

Varsity für König Hussein

Bei Eagle wurde eine Varsity als persönliches Flugzeug für König Hussein von Jordanien ausgerüstet. Hier entfernte man die Verkleidung unter dem Rumpf, was knapp zehn km/h mehr an Reisegeschwindigkeit brachte. Außerdem wurden die Verkleidung verbessert, um den Lärm zu reduzieren und ein luxuriöser "Bath-room" eingebaut. Die als VK501 registrierte Maschine (ex WF416) wurde am 18. Oktober 1956 in Blackbushe übergeben und nach Ankunft in Amman auch vom König selbst geflogen. Ein weiterer ausländischer Kunde wurde bereits im Januar 1953 die schwedische Flygvapnet, die ihre Tp 82 bei der F-8 in Barkarby für Signalaufklärungsmissionen (gegnerische Radare) benutzte. Drei Bediener fanden in der Kabine Platz. Knapp 4000 Flugstunden kamen bis März 1973 zusammen, als die Maschine nach Linköping ins Luftwaffenmuseum überführt wurde. Bei der Royal Air Force blieb der Typ bis Mai 1976 im Dienst und wurde dann durch die Handley Page Jetstream und die HS125 Dominie ersetzt. Ein Flugzeug (WL679) wurde bis zu seiner Ausmusterung sogar bis 1991 beim Royal Aircraft Establishment (RAE) für verschiedenste Testaufgaben verwendet und dann im RAF Museum in Cosford ausgestellt.

Ministry of Defence

Technische Daten

Vickers Varsity
Hersteller: Vickers
Besatzung: 4
Triebwerke: 2 x Bristol Hercules 264
Leistung: 2 x 1450 kW
Länge: 20,57 m
Höhe: 7,29 m
Spannweite: 29,13 m
Flügelfläche: 90,5 m²
Leermasse: 12 265 kg
Startmasse: 17 010 kg
Höchstgeschwindigkeit (in 3000 m Höhe): 463 km/h
Marschgeschwindigkeit: 385 km/h
Dienstgipfelhöhe: 8750 m
Steigrate: 7,1 m/s
Reichweite: 4260 km