Wrack einer Ju 87 vor der kroatischen Küste
Stuka ruht in der Adria

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Vor einer Insel in der Adria entdeckten Taucher des Kroatischen Instituts für Unterwasserarchäologie das Wrack einer Junkers Ju 87 R-2. Dabei zeigte sich der Sturzkampfbomber in einem erstaunlich guten Erhaltungszustand. Wann er geborgen wird, ist noch nicht entschieden.

Stuka ruht in der Adria

Der Hinweis kam von einem Fischer. Etwas südlich vor der Küste der mitteldalmatischen Insel Žirje, einem Eiland mit gerade einmal 160 Einwohnern, hatte er das Wrack eines Flugzeugs entdeckt. Eine Tauchexpedition machte sich im September 2014 unter der Leitung des Kroatischen Instituts für das Nationalerbe auf, die Fundstelle, die etwa 20 Kilometer südwestlich von Šibenik liegt, zu untersuchen. Was sie fanden, ist nicht nur für den Leiter der unterwasser-archäologischen Abteilung des Instituts, Igor Miholjek, eine Sensation. Die Taucher stießen auf das Wrack einer Junkers Ju 87.

Rückblende: Es ist der 12. April 1941. Wenige Tage zuvor hat der Balkanfeldzug begonnen, mit dem Hitlerdeutschland Jugoslawien und Griechenland angreift, um eine italienische Niederlage zu verhindern. An diesem Karsamstag sind drei Ju 87 der 239. Squadriglia, 97. Gruppo Bombardamento a Tuffo, der italienischen Luftwaffe unterwegs über der Adria. Ihr Auftrag ist ein Angriff auf eine Wasserflugzeugbasis der königlich-jugoslawischen Marine in der geschützten Bucht von Jadrtovac, wenige Kilometer südlich von Šibenik. Nur einer der Sturzkampfbomber wird nach Italien zurückkehren. Eine Ju 87 wird abgeschossen, die andere muss nach Beschuss vor der Insel Žirje notwassern.

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Das Wrack liegt in nur 28 Metern Tiefe

Unterwasser-Archäologe Igor Miholjek und sein Team sind sich sicher: Bei dem aufgefundenen Wrack handelt es sich um eben jene notgewasserte Ju 87 der italienischen Luftwaffe, genauer: um eine Ju 87 R-2. Verlustlisten beweisen, dass kein anderes Flugzeug in Frage kommt. Das Wrack liegt in nur 28 Metern Tiefe und ist damit für Taucher noch gut erreichbar. Die staunten nicht schlecht über den guten Zustand, in dem sich das Flugzeug auch nach mehr als sieben Jahrzehnten auf dem Meeresgrund noch präsentiert. Rumpf, Tragflächen und Höhenleitwerk sind weitestgehend unversehrt.

Die relativ geringen Strukturschäden durch äußere Kräfte sprechen dafür, dass die Notwasserung einigermaßen glimpflich, wenn auch nicht perfekt, abgelaufen sein dürfte. Der Motor riss dabei offenbar ab. Die Taucher entdeckten den Jumo 211 etwas entfernt vom Flugzeug auf dem Meeresboden. Das Seitenleitwerk ist an der Wurzel abgerissen, möglicherweise erst nach der Notwasserung durch verhakte Fischernetze. Geradezu verblüffend ist der gute Zustand der Metallstruktur. Als die Taucher an verschiedenen Stellen Sedimente von der Beplankung lösten, zeigte sich blankes, kaum von Korrosion angegriffenes Aluminium. Selbst die Niete sind bestens erhalten.

Die Ju 87 R-2 ist wohl mit Abstand das besterhaltene Wrack eines Stuka, das seit Kriegsende entdeckt wurde. Das macht diesen Fund besonders wertvoll. Weltweit gibt es nur zwei komplett erhaltene Ju 87 – im RAF Museum Hendon und im Museum of Science & Industry in Chicago. In Deutschland sind Wracks beim Deutschen Technikmuseum Berlin und im Technikmuseum in Speyer ausgestellt. Die gute Substanz der Ju 87 R-2 lässt eine Bergung und Restaurierung lohnend erscheinen. Bis das entschieden ist, wurde das Wrack erst einmal unter Schutz gestellt. Private Tauchgänge zu der Ju 87 sind verboten.

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Italiens Ju-87

Bereits 1939 hatte die italienische Regierung das RLM um die Lieferung von 100 Junkers Ju 87 gebeten. Im Frühjahr 1940 stellte die Regia Aeronautica 108, später weitere Stuka in Dienst. Ihre Piloten wurden in Graz auf dem Muster geschult. In Italien „Picchiatello“ genannt, flogen die Ju 87 bei vier Gruppo Bom­bardamento a Tuffo (Sturzkampfbomber-Einheiten). Die 1941 vor der Insel Žirje versunkene Ju 87 R-2 war eine Langstreckenversion.

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