Tom Reilly hat schon mehr als 34 Warbirds restauriert, darunter allein zehn B-25 Mitchell, drei B-17 Flying Fortress (unter anderem die „Liberty Bell“) und eine B-24 Liberator. Hinzu kommen noch Jäger und Trainer. Seit über 41 Jahren lässt er nun schon aus oftmals hoffnungslosen Metallhaufen prämierte Klassiker entstehen. Wenn andere Restauratoren sagen, dass es nicht zu schaffen ist, dann kommt Tom und übernimmt den Job. So auch bei seinem aktuellen Projekt.
Als er die seltene North American XP-82 Twin Mustang auf dem Gelände des Sammlers Walter Soplata in Ohio sah, war er sofort bereit, sie zu retten. Er wollte schon früher eine Twin Mustang kaufen, doch es fehlte das nötige Kleingeld, und schließlich schnappte ihm ein anderer Interessent den seltenen Vogel vor der Nase weg. Jahre später war er wieder in Ohio und sollte für Walter Soplata eine zum Verkauf stehende F-84 Thunderstreak bewerten. Bei seinem Besuch suchte er auch wieder nach anderen besonderen Stücken in der Schatzkammer des Sammlers. Hinter einem Stück Wellblech entdeckte er etwas, was aussah wie der Rumpf einer Mustang. Als er danach fragte, erwiderte Soplata nur trocken, dass es sich dabei um den Prototyp der XP-82 Twin Mustang handele – den ersten von zwei gebauten Versuchsträgern.
Diesmal kam das Geschäft zustande, und die Überreste des einstigen Militärflugzeugs wurden geborgen und nach Georgia gebracht. Seit 2008 arbeitet das Team an der flugfähigen Restaurierung der beiden Rümpfe, Tragflächen und Verbindungen. Viele Teile wurden im ganzen Land zusammengetragen, denn von einer normalen Mustang passt hier nur wenig. Probleme machten vor allem die Motoren. Einer der beiden Merlin dreht den Propeller nämlich links herum. Glückliche Umstände und das weltweite Netzwerk Reillys sollten auch hier die Lösung bringen. In Mexico City fand das Team einen fabrikneuen linksdrehenden Motor. Die neuen Propeller der XP-82 kommen aus Deutschland. MT-Propeller aus Straubing fertigt beide an.

Neben dem Antrieb ist auch die Cockpitauslegung komplett verschieden. Auch hier nutzte Tom seine guten Beziehungen und konnte in einem Tauschgeschäft die Teile aus Kalifornien beschaffen. Heute verfügt er über die umfangreichste Sammlung an Twin-Mustang-Ersatzteilen.
Die Arbeiten am Prototyp sind inzwischen weit fortgeschritten. Die Motoren sind montiert und wurden im Vergangenen Monat zum ersten Mal gezündet. Nach leichten Schwierigkeiten während des Anlassen liefen die beiden Merlin einwandfrei. Nach dem erfolgreichen Probelauf wurden inzwischen auch die äußeren Elemente der Flügel montiert und weitere Einbauarbeiten vorgenommen.
Dem erneuten Erstflug steht also nicht mehr viel im Weg.