Klein und flink
Leg Dich nicht mit dem Killer-Ei an!

Piloten schwärmen von ihm, militärische Gegner fürchten ihn – und für Hollywood ist er der Hubschrauber der Bösen. Das Killer-Ei ist klein, wendig und bis an die Zähne bewaffnet – und damit seit sechs Jahrzehnten einzigartig.

Leg Dich nicht mit dem Killer-Ei an!
Foto: MD Helicopters

Auf manche Klischees ist im Kino Verlass: Die Bösen sind schwarz gekleidet – sowieso. Und wenn die Bösen mit einem Hubschrauber angreifen, dann ist der ebenfalls schwarz lackiert – und genauso sicher ist es ein Killer-Ei. Pardon, ein Little Bird, Hughes OH-6 Cayuse, Boeing AH-6, MD530F Cayuse Warrior. Doch zu den zahlreichen Typenbezeichnungen später.

Das Killer-Ei hat sich sogar mit Airwolf angelegt, dem Über-Heli mit Flüstermodus aus der gleichnamigen US-amerikanischen 80er-Jahre-Serie. Und in "Last Action Hero" erledigte er beinahe den Helden Jack Slater (Arnold Schwarzenegger). Dass der Hubschrauber im Ego-Shooter-Computerspiel "Call of Duty" seinen festen Platz hat, ist eine Selbstverständlichkeit. Die Reihe ließe sich ewig fortsetzen.

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Rumpfform mit Wiedererkennungsfaktor

Ein Blick auf die Rumpfform des Helikopters, und es ist klar, wie der Helikopter zu seinem Beinamen kommt: Die Hughes 369 ist wirklich ein fliegendes Ei, und der Fünfblattrotor tut sein Übriges zu dem rundlichen Erscheinungsbild dazu. Ursprünglich war der Heli lediglich für Aufklärungsaufgaben gedacht. Doch die technischen Vorgaben, die das US-Militär bei seiner Ausschreibung für einen leichten Hubschrauber machte, hatten ein breiteres Aufgabenfeld vorgesehen: Überwachung sollte der Hubschrauber können, Personentransport, Evakuierungen ebenso wie Begleitaufgaben – und Angriffsmissionen sollte er auch fliegen können.

Militärauftrag geht an Hughes

Den Auftrag schnappte sich die Luftfahrtsparte der Hughes Tool Company. Genau, das Unternehmen jenes Howard Hughes, der als Exzentriker, Luftfahrtpionier und Besitzer von Trans World Airlines in die Luftfahrtgeschichte einging. 1955 begann Hughes mit der Entwicklung von "leichten Hubschraubern". Neben dem Killer-Ei, OH-6 Cayuse, und dem wohl erfolgreichsten Kampfhubschrauber Apache entstand im Laufe der Jahre mit der Hughes 269, 300, 500 und 530F auch eine ganze Modellpalette ziviler Versionen.

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Genauso zahlreich wie die Typenbezeichnungen des Hubschraubers waren seine Hersteller. 1984 verkaufte Hughes sein Hubschraubergeschäft an McDonnell Douglas. Dort blieb man blieb den ursprünglichen Hughes-Konstruktionen und -Nomenklaturen größtenteils treu. 1997 fusionierte McDonnell Douglas mit Boeing zu The Boeing Company, 1999 verkaufte Boeing die ehemaligen MD-Verkehrshubschraubersparte an MD Helicopters. Nach einem Insolvenzverfahren hat ein Investorenkonsortium im September 2022 das Unternehmen übernommen. Den Absatz des kleinen militärischen Helikopters anzuschieben gehört seitdem zum erklärten Ziel. 120 Mitarbeiter will das Unternehmen dafür einstellen. Die jüngste Order für den Cayuse Warrior Plus über zwölf Stück stammt von der nigerianischen Armee. Die hatte zuvor bereits 24 Hubschrauber gekauft.

Einsatzprofil: tief und schnell

Die U.S. Army setzt das Killer-Ei als leichten Kampfhubschrauber AH-6 seit über vier Jahrzehnten ein. Dort ist das 160. Special Operations Aviation Regiment "Night Stalker" auf Einsätze bei Nacht spezialisiert. Tief und schnell sind die Piloten dabei unterwegs. Kein anderer Hubschrauber ist so wendig und deshalb so gut geeignet. Im Vergleich zu den beiden anderen Hubschraubermodellen der Einheit, der Sikorsky UH-60 Black Hawk und der Boeing CH-47 Chinook ist der Heli mit seinem Leergewicht von nicht einmal 800 Kilogramm geradezu winzig – schnell hatte er seinen Beinamen "Little Bird" weg.

Kanonen oder Raketen – oder beides

Trotzdem lässt er sich bis an die Zähne bewaffnen, und das macht ihn zum Killer-Ei. 30mm Kanone, M-1 Mini Gun mit 6000 Schuss pro Minute, Hydra 70- oder Hellfire Luft-Boden-Raketen, Stinger Luft-Luft-Raketen oder alle erdenklichen Kombinationen können an die AH-6-Version montiert werden. Verzichtet man auf die schwere Bewaffnung, wird der Hubschrauber zum Truppentransporter MH-6 und kann so außen am Rumpf angebrachten Bänkchen sechs Soldaten in ihr Einsatzgebiet befördern. Dass auch schon Motorräder und kleine Boote darin transportiert wurden, sein nur am Rande erwähnt.

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Sechzig Jahre nach dem Erstflug des Prototypen 1963 bietet die aktuell vom Hersteller MD Helicopters aus Mesa, Arizona, gebaute Version eine Nutzlast von bis zu 979 Kilogramm, 135 Knoten Reisegeschwindigkeit und eine Reichweite von 235 nautischen Meilen. Für das Einsatzprofil mögen derartige Daten entscheidend sein, für Piloten zählen andere Werte des Killer-Eis: "Die AH-6 ist wie kein anderer Hubschrauber, den ich je geflogen bin. Wenn man sich in den Sitz setzt, schnallt man sich die Maschine buchstäblich auf den Rücken. Diese Hochleistungshubschrauber sind voll kunstflugtauglich und es ist, als würde man einen Ferrari fahren – es macht einfach Spaß, sie zu fliegen."

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