Ende August feierte ein ganz spezielles Flugzeug seinen zweiten Roll-out in Tarbes: der fast 26 Jahre alte A340-300-Prototyp, Werksnummer MSN001. Im Rahmen des Projekts BLADE (Breakthrouh Laminar Aircraft Demonstrator in Europe) erhielt das Airbus-eigene Testflugzeug im Lauf des vergangenen Jahres komplett neue äußere Flügel mit Laminarprofil. Sie sollen nun bei Flugtests erprobt werden, geplant sind rund 150 Flugteststunden in diesem und kommendem Jahr. Vergangene Woche stellte Airbus das Flugzeug und die neuen Flügel in Tarbes erstmals der Fachpresse vor.
Laminarprofile sind so geformt, dass die Luft über eine möglichst lange Strecke parallel und gleichförmig über die Oberseite der Flügel strömt. Wichtig sind dafür extrem glatte und genau gefertigte Oberflächen ohne Niete oder andere Störfaktoren. Dadurch soll der Strömungswiderstand sinken, was wiederum sowohl den Kerosinverbrauch als auch die CO2-Emissionen verringert. Airbus geht für Kurzstreckenflugzeuge von einer Treibstoffeinsparung von bis zu fünf Prozent aus. Die Erkenntnisse aus BLADE sollen in die Flügelentwicklung für künftige Airbus-Schmalrumpfflugzeuge einfließen.

In der Segelfliegerei sind Laminarprofile schon seit langem im Einsatz. Für größere Flugzeuge ist die Technologie bislang allerdings noch nicht ausgereift, Flugtests in größerem Umfang stehen noch aus. Auch für die industrielle Herstellung der glatten Flügeloberflächen gab es bisher keine befriedigende Lösung. Das Projekt BLADE soll das ändern. Seit 2008 arbeiten 21 europäische Unternehmen und Forschungsinstitutionen unter Führung von Airbus an BLADE. Dafür steht ein Budget von 180 Millionen Euro zur Verfügung, die Hälfte davon kommt von Airbus.
Neue Außenflügel für A340-300: Anderes Material, andere Pfeilung
Der schwedische Luftfahrt- und Rüstungskonzern Saab und der britische Luftfahrtzulieferer GKN Aerospace haben zwei unterschiedliche äußere Flügeloberschalen gefertigt. Beim linken Flügel (Saab) bestehen Flügelvorderkante und Oberschale aus einem Teil aus kohlefaserverstärktem Kunststoff (CFK). Der rechte Flügel (GKN) besteht aus zwei Teilen, einer Oberschale und einer damit verbundenen Metallvorderkante.
Die Montage der jeweils 10 x 4 Meter großen Außenflügel übernahm das spanische Luftfahrtunternehmen Aernnova, die Auslieferung an Airbus erfolgte im Juli 2016. In einem neuen Hangar in Tarbes wurde der A340-300 das äußere Drittel der alten Flügel gestutzt, um sie durch die neuen Laminarprofile zu ersetzen. Kurz hinter der äußeren Triebwerksaufhängung befindet sich unter einer stromlinienförmigen Verkleidung der Übergang zum neuen Flügel, der übrigens mit 20 Grad eine geringere Pfeilung hat als der alte Flügel. An den Flügelenden wurde jeweils ein sogenannter Wing Tip Pod montiert. Dieser stromlinienförmige Behälter dient zum einen dazu, die Strömung nach außen hin zu begrenzen, zum anderen finden darin Kameras Platz.
Denn für die in der zweiten Septemberhälfte beginnenden Flugtests wurde die A340 mit zahlreichen Sensoren und Kameras ausgestattet. Pro Flügel wird mithilfe von acht hochauflösenden Kameras in den Wing Tip Pods die Verformung der Oberfläche beobachtet. Drei Infrarotkameras auf dem Seitenleitwerk überwachen die Temperaturverläufe auf den Flügeln, denn laminare Strömung weist eine höhere Temperatur auf als turbulente Strömung. Zudem wurden 15 visuelle Kameras unter der Flügelvorderkante angebracht.
Für die Flugerprobung wird die A340-300 von Tarbes nach Toulouse verlegt. Von dort aus sollen die Testflüge über dem Mittelmeer und dem Atlantik stattfinden. Für die A340-300 MSN001 wird die BLADE-Kampagne wohl der letzte Einsatz sein. Zumindest soll sie nach Abschluss des Projekts nicht in ihren Ausgangszustand zurückgebaut werden, so Airbus.