Um den eigenen Luftraum besser verteidigen zu können, macht Polen einen Großeinkauf in den USA: Das amerikanische State Department hat den Verkauf eines Frühwarnsystems an das NATO-Mitglied genehmigt. Im Mittelpunkt des rund 1,2 Milliarden Dollar teuren Auftrags steht das Luftraum- und Bodenüberwachungssystem ASRR (Airspace and Surface Radar Reconnaissance). Hier werden Frühwarnradare an Fesselballonen auf Höhe gebracht, sogenannten Aerostats. Diese sind über Glasfaserkabel mit einer Bodenstation verbunden. Hauptauftragnehmer ist unter anderem Raytheon Intelligence and Space. Die genaue Zahl der beschafften Stationen ist nicht veröffentlicht. Laut einem Post des polnischen Politikers Pawel Bejda soll es sich um vier Aerostats handeln.

Die Fesselballone von TCOM können bis zu 70 Meter lang sein.
Zwei Monate in der Luft
Die Aerostat-Plattform stammt vom US-Unternehmen TCOM. Dessen gefesselte Fluggeräte können bis zu 60 Tage in Höhen von rund 4900 Metern in der Luft bleiben. Die größte Version mit der Bezeichnung 117M besitzt eine Nutzlast von 8154 Kilogramm und kann Windgeschwindigkeiten von knapp 150 km/h trotzen. Kleinere Ausführungen waren bereits im Einsatz in Afghanistan und im Irak. Aktuell nutzt sie der US-Zoll und Grenzschutz zur Überwachung der Grenze zu Mexiko.

Die Aerostats sind mit nicht-brennbarem Helium gefüllt.
Entwicklung für die US Army
Die Entwicklung eines Ballon-gestützten Frühwarnsystems hatte in den 90er Jahren in den USA begonnen. Das Programm trug den sperrigen Namen Joint Land Attack Cruise Missile Defense Elevated Netted Sensor System (JLENS). Dabei sollten zwei mit verschiedenen Radaren und Sensoren bestückte Aerostats feindliche Kräfte von Booten über Fahrzeuge bis hin zu Flugkörpern erfassen und die Daten an die entsprechenden Kommandozentralen und Abwehrstellungen weiterleiten.

Im Oktober 2015 riss sich ein Aerostat los und sorgte mit seiner losen Befestigungsleine für zahlreiche Stromausfälle.
Ende nach Unfall
Im Jahr 2015 begann die Einsatzerprobung des von einer massiven Kostensteigerung betroffenen Systems bei der US Army. Den Todesstoß versetzte dem Programm der Unfall eines der beiden Aerostats. Der mit nicht-brennbarem Helium gefüllte Fesselballon riss sich am 28. Oktober 2015 von seiner Verankerung über dem Aberdeen-Schießplatz in Maryland los und drifte unkontrolliert rund 160 Kilometer durch die Luft, bis er sich in Bäumen verhedderte. Auf dem Weg beschädigte die knapp 2000 Meter lange, lose herunterhängende Befestigungsleine zahlreiche Stromleitungen.