Vielfältige Aufgaben warten auf die Agensi Penguatkuasaan Maritim Malaysia (APMM), die vor 20 Jahren durch den Malaysian Maritime Enforcement Agency Act 2004 (Act 633) aufgestellt wurde. Neben der Seefernaufklärung muss sie auch Such- und Rettungseinsätze, medizinische Evakuierungen, Ölverschmutzungs- und Brandbekämpfung durchführen. Dabei kann die kleine Hubschrauber- und Flugzeugflotte, die auf dem internationalen Flughafen Subang in Kuala Lumpur stationiert ist, jederzeit in andere Regionen des Landes entsandt werden.
Start mit Dauphin 2
Die MMEA nahm ihre Einsätze am 30. November 2005 auf, zunächst allerdings noch mit Schiffen. Erst 2007 wurden drei Dauphin 2 im Wert von 145 Millionen Malaysischen Ringgit (28,2 Mio. Euro) in Auftrag gegeben. Sie wurden dann recht schnell am 17. Juli, 1. August und 26. November 2007 an die MMEA übergeben. M70-01 und M70-02 hatten ihren ersten öffentlichen Auftritt bereits zur Parade am Merdeka-Tag (Unabhängigkeitstag) in Kuala Lumpur am 31. August. Aufgrund des Bedarfs der MMEA an einem allwetter- und nachttauglichen SAR-Hubschrauber wurden die Dauphin 2 nach ihrer Auslieferung modifiziert und mit Wetterradar und FLIR ausgerüstet. Dadurch war die MMEA gezwungen, sie bis zum Abschluss der Umrüstungsarbeiten im April 2008 nicht zu betreiben. Insgesamt zwölf Hubschrauberpiloten der Royal Malaysian Air Force wurden zu Piloten der drei Dauphins der MMEA ausgebildet.

Die AS365M3 besitzt ein modernes Glas-Cockpit für vielfältige Missionsprofile.
Hubschrauber-Portfolio wird um AW139 erweitert
Nach Abschluss der Auslieferung der Dauphin-2-Hubschrauber leitete man Studien zur Beschaffung von drei weiteren Hubschraubern sowie zwei Starrflüglern mit SAR- und Brandbekämpfungsfähigkeiten ein. Am 30. Oktober 2008 unterzeichnete die MMEA einen Vertrag über drei mittelgroße zweimotorige AW139-Hubschrauber sowie Optionen für mehrere weitere Maschinen. Das erste Exemplar mit der Kennung M72-01 flog im Juli 2010 zum ersten Mal, während die anderen Exemplare (Kennung M72-02 und M72-03) im Oktober 2010 fertiggestellt wurden. Alle Hubschrauber wurden nach Malaysia überführt und am 9. Dezember 2010 im Rahmen einer Zeremonie im Werk von Agusta Westland Malaysia in der Nähe von Kuala Lumpur offiziell an die MMEA übergeben. Die AW139 der MMEA erhielten modernste Missionsausrüstung, darunter einen Infrarotsensor (FLIR), ein Nachtsichtbrillen-kompatibles Cockpit und ein Vier-Achsen-Automatic-Flight-Control-System mit SAR-Modi.

Auch die Augusta Westland Helikopter des Typs AW139 bieten der Crew moderne Arbeitsplätze.
Bombardier Turboprops mit Spezialausrüstung
Im Jahr 2008 bestellte die malaysische Regierung schließlich noch zwei Bombardier CL-215-6B11 (Serie CL-415) mit Seepatrouillenausrüstung. Sie wurden im Dezember 2008 und November 2009 ausgeliefert und mit den Nummern M71-01 und M71-02 in den Dienst der MMEA gestellt. Um den Anforderungen der MMEA für Seepatrouillen und SAR unter allen Wetterbedingungen bei Tag und Nacht gerecht zu werden, wurden sie zusätzlich zu einem Wetterradar mit einem Seitensichtradar (SLAR), einem FLIR, einem Peilsender, dem Seeüberwachungssystem MSS 6000 und Videokameras ausgestattet, sodass die MMEA sie auch für die Erkennung und Kontrolle von Ölverschmutzungen und für Brandbekämpfungseinsätze verwenden kann.

Die beiden CL-415 sind mit Turboprops ausgestattet. Derzeit wird ein Ersatz gesucht.
CL-415-Ausbildung
Die M71-01 wurde im ersten Jahr ihres Einsatzes ausgiebig für die Ausbildung der ersten drei CL-415-Besatzungen genutzt und kam auf 619,6 Flugstunden. In diesem Jahr absolvierte das Flugzeug fast 1000 Wasserlandungen, vor allem in Salzwasser, was zu Korrosionserscheinungen am Rumpf und an den Triebwerken führte. Auf der Grundlage der Lehren aus dem Betrieb im Jahr 2009 führte die Abteilung Flugbetrieb der MMEA in Subang ein umfassendes und strenges Korrosionsschutzprogramm ein, um ähnliche Probleme nicht nur bei der M71-01, sondern auch bei der M71-02 zu vermeiden. Am 5. Dezember 2010, als M71-01 und M71-02 bereits 619,6 beziehungsweise 91,3 Flugstunden absolviert hatten, wurde ihr Wartungsvertrag im Wert von 2,679 Mio. Dollar gekündigt, was zu einer vorübergehenden Einstellung des Flugbetriebs für einen Zeitraum von fast einem Jahr führte, bis ein neuer Vertrag abgeschlossen war. Als Übergangsmaßnahme wurden die Systeme beider Flugzeuge zwischen dem 1. Januar und dem 4. Dezember 2011 jede Woche durch Triebwerksbodenläufe aktiviert.

Die AS365M3 haben Lautsprecher und Rettungswinde.
MH370 und Waldbrände in Sumatra – internationale Missionen
Im Jahr 2014, nach dem Verlust von Flug MH370 der Malaysia Airlines, wurden beide CL-415MP der MMEA in großem Umfang bei Such- und Rettungsaktionen nach dem Absturz eingesetzt. Die CL-415MP der MMEA wurden auch im August 2012 zum ersten Mal zur Brandbekämpfung verwendet. Diese Zahl wurde später auf durchschnittlich drei Brandbekämpfungseinsätze pro Jahr erhöht, einschließlich der Einsätze im Ausland. Nach einem großflächigen Brand in den Wäldern von Sumatra in Indonesien zwischen dem 28. Juni und dem 29. Oktober 2015 zum Beispiel entsandte die MMEA ihre Kräfte und eines ihrer Flugzeuge nach Indonesien. Am 9. Oktober starteten eine Bombardier CL-415MP (M71-02) und ein AS365N3 Dauphin 2 in Richtung Sumatra. Die CL-415, die 6137 Liter Wasser innerhalb von zwölf Sekunden abwerfen kann, wurde als Wasserbomber eingesetzt, während die AS365N3 zur Beobachtung genutzt wurde. Bis zum 21. Oktober führte die M71-02 rund 175 Wasserbombenabwürfe durch, bei denen in 36 Flugstunden eine Million Liter Wasser über einer Fläche von 157 Quadratkilometern abgeworfen wurden.

Zwei CL-415 dienen auch als Wasserbomber zur Hilfeleistung bei Waldbränden in der Region.
Ersatz gesucht
Nach den massiven Waldbränden in Malaysia 2019 wurden die beiden CL-415MP erneut in die Operationen zu deren Bekämpfung einbezogen. Sie wurden vom 15. bis zum 23. August 2019 nach Miri entsandt, von wo aus sie auf Ersuchen der Regierung von Sarawak mehrere Wasserbombeneinsätze zur Bekämpfung von Waldbränden in Kuala Baram flogen. Zwischen dem 19. und 25. September 2019 wurde eine der CL-415MP erneut nach Sri Aman Sarawak entsandt. Weitere Löscheinsätze folgten im März 2020 und im August 2021. Der jüngste Waldbrand in Malaysia, an dessen Löschung die MMEA beteiligt war, ereignete sich im Oktober 2023 in Sebana Cove-Punggai in Pengerang. Der Brand breitete sich in der Nähe einer petrochemischen Anlage an der Grenze zu Singapur und mehr als 300 km von Kuala Lumpur entfernt aus, sodass die MMEA ihre Flugzeuge zum internationalen Flughafen Johor Bahru in der Nähe des Brandgebiets schicken musste. Anstatt Hubschrauber für die Überwachung vor den Flügen der CL-415MP zu verwenden, setzte die malaysische Feuerwehr- und Rettungsabteilung zu diesem Zweck eine Drohne ein.

Zunächst beschaffte die Malaysian Maritime Enforcement Agency (MMEA) drei AS365 Dauphin 2.
Neue Super-Medium Hubschrauber sollen beschafft werden
Derweil veröffentlichte die malaysische Regierung im Juni 2022 eine Ausschreibung für die Beschaffung von vier neuen Mehrzweckhubschraubern als Ersatz für die derzeitige Flotte von drei AS365N3, die hauptsächlich für SAR- und Seepatrouillenaufgaben eingesetzt werden sollen. In der Ausschreibung wurde erwähnt, dass das MMEA vier Super-Medium-Hubschrauber mit einem Gewicht von bis zu acht Tonnen und einer maximalen Flugdauer von fünf Stunden benötigt. Die Ausschreibung sollte eigentlich im Juli 2022 enden, wurde aber mehrmals verlängert. Später wurden die Ausschreibungsanforderungen geändert, wobei es hieß, dass der Hubschrauber mit einem FLIR-Turm, einem mit Nachtsichtgeräten kompatiblen Cockpit und einer Winde für Rettungseinsätze ausgestattet sein müsse. Der Gesamtwert sollte höchstens 450 Millionen Ringgit (87,6 Mio. Euro) betragen. In der Folge traten Sikorsky mit dem S-92 und Airbus Helicopters mit dem H225 als weitere Wettbewerber auf. Um die Beschaffung der neuen Hubschrauber zu ermöglichen, beschloss die malaysische Regierung im Oktober 2023, das Budget der MMEA für das Haushaltsjahr 2024 erheblich zu erhöhen. Laut dem malaysischen Verteidigungshaushalt für 2024 beläuft sich das Budget der MMEA auf 621M Ringgit, was im Vergleich zu 240 MYR für 2023 eine deutliche Erhöhung darstellt.

Die größeren AW139 (Super-Medium Klasse) wurden später als Ergänzung der Dauphin beschafft.
Auch Flugzeuge sollen erneuert werden – und verlieren Brandbekämpfungsfähigkeit
Zusätzlich zu den Plänen für die Beschaffung neuer Hubschrauber hat die malaysische Regierung vorgesehen, zwei neue Seefernaufklärungsflugzeuge als Ersatz für die CL-415MP zu beschaffen. Die drei Optionen sind Beechcraft 350 King Air, Saab 340MSA (Maritime Surveillance Aircraft) und Bombardier Dash 8-Q400. Eine Auswahl oder Bestellung ist noch nicht erfolgt. Mit der Ausmusterung der CL-415MP im Jahr 2024 oder 2025 werden die Brandbekämpfungskapazitäten der MMEA erheblich eingeschränkt. Sollten AW189-, H175- oder H225 beschafft werden, wird die MMEA diese Hubschrauber jedoch für die Brandbekämpfung nutzen, indem sie mit Bambi-Wasserbehältern ausgerüstet werden. Derzeit werden bereits die Hubschrauber der malaysischen Feuerwehr und des Rettungsdienstes, vor allem die Mi-17, mit Bambi-Behältern bestückt.

Krankentransporte gehören zu den Aufgaben der AW139.