Das hat sich bislang noch keine Luftwaffe der Welt getraut: Im englischen Oxfordshire tankte die britische Royal Air Force ihre Voyager mit Biosprit – und startete zu einem 90-minütigen Testflug. Es war das erste Mal, dass ein militärisches Flugzeug mit 100-prozentigem Sustainable Aviation Fuel (SAF) betrieben wurde.
Die RAF Voyager ist die Militärversion A330MRTT des A330-Verkehrsflugzeugs. Die RAF setzt die Maschine unter anderem zur Luftbetankung ein. Die war eines der Szenarien, die Testpilot Jesus Ruiz vor den Augen von Vertretern der Industrie und des Militärs demonstrierte.
Kein Unterschied beim Fliegen
Das Fazit des Kapitäns nach dem 90-minütigen Testflug: Sustainable Aviation Fuel oder JET-A1 – in der Praxis gibt es keinen Unterschied beim Fliegen.
Wohl aber bei der Umweltverträglichkeit: Sustainable Aviation Fuel (SAF) ist der Hoffnungsträger für umweltschonende Luftfahrt, hin zu einem klimaneutraleren Flugverkehr. Eines der am weitest entwickelten Verfahren ist die Gewinnung von nachhaltigem Flugzeugtreibstoff aus pflanzlichen Abfällen – für den beim Testflug der Voyager verwendeten Sprit wurde Frittieröl genutzt. SAF reduziert die Kohlendioxid-Emissionen um bis zu 80 Prozent im Vergleich zum konventionellen Treibstoff, den es ersetzt.
Üblicherweise wird das aus nachhaltigen Quellen gewonnene Sustainable Aviation Fuel mit herkömmlichem Jet-A1 verschnitten. Mindestens die Hälfte davon ist nach wie vor fossiler Kraftstoff. So lassen sich die für Flugzeugkraftstoff erforderlichen Eigenschaften am besten erreichen.
Taktische Vorteile für RAF
Dass die Voyager auch mit unverschnittenem Biosprit problemlos flog, ist für die Luftwaffe nicht nur aus Klimaschutzgründen ein Erfolg. Denn für die Royal Air Force ist ein anderer, militärstrategischer Aspekt enorm wichtig: Derart hergestellter Kraftstoff verringert die Abhängigkeit der Luftwaffe von globalen Lieferketten und verbessert so ihre Einsatzbereitschaft. Dazu kommt, dass durch die ausschließliche SAF-Verwendung insgesamt weniger Treibstoff nachgeliefert werden muss.