Ein grauer Himmel erwartete die mehreren hundert Gäste, die am 21. Dezember auf die Holloman AFB gekommen waren, um die letzten QF-4 des Detachment 1, 82nd Aerial Target Squadron zu verabschieden. Sechs der 13 noch vorhandenen Phantoms waren auf dem Vorfeld neben zwei ihrer Nachfolger QF-16 geparkt. Noch einmal heulten die J79-Triebwerke auf, vier QF-4 rollten zur Bahn. Nach individuellen Überflügen und einem Formationsüberflug landeten sie ein letztes Mal, begrüßt von einem Wassersalut der Flugplatzfeuerwehr. Lt. Col. Ronald King, Kommandeur der Einheit und letzter Phantom-Pilot der US Air Force, hatte die Ehre, mit der „AF-349“ als Letzter aufzusetzen.
Damit ging das abschließende Kapitel der Phantom im Dienst der USAF zu Ende, knapp 20 Jahre hatte es gedauert. Seit 1997 waren 314 auf der Davis-Monthan Air Force Base eingelagerte Flugzeuge bei Tracor (später von BAE Systems aufgekauft) zu Zieldrohnen umgerüstet worden. Dafür hatten sie unter anderem ein Funksystem erhalten, das die Positionsbestimmung über ein Triangulationsverfahrenermöglichte. Auch eine Fernsteuerung wurde installiert, um die QF-4 von einer Bodenstation aus zu kontrollieren. Schließlich war bei unbemannten Flügen der Gefechtskopf einer AIM-9 Sidewinder im hinteren Cockpit fixiert, um im Notfall die Selbstzerstörung zu ermöglichen.
Für unbemannte Flüge wurde die QF-4 auf die Startbahn geschleppt und von einem Techniker im Cockpit angelassen. Dann fuhr der Bediener in der Kontrollstation den Schub hoch, um das Triebwerk zu checken, und aktivierte die Startautomatik. Während des Flugs wurde die unbemannte Phantom von einer bemannten QF-4 begleitet, die nach dem Beschuss zum Beispiel eventuelle Beschädigungen feststellte. Im Bedarfsfall konnte die QF-4 auf der langen Shuttle-Piste in White Sands notlanden, musste dann aber 21 Meilen zurück zur Basis geschleppt werden.
QF-16 folgt auf QF-4





Unbemannte Flüge waren aber eher die Ausnahme für die QF-4. Von Holloman aus waren es 145, nur 70 Phantoms wurden dabei zerstört. Oft wurden die Maschinen mit Lenkwaffen ohne Gefechtskopf beschossen, und mit einem System in der QF-4 wurde nur der Vorbeiflug-Abstand vermessen. Auch den letzten unbemannten Flug am 17. August 2016, bei dem die Maschine mit der Kennung 72-166 von einer F-35 Lightning II mit einer Lenkwaffe angegriffen wurde, überstand die QF-4. Am 4. August fand der letzte Abschuss einer QF-4, Kennung 74-1640 (AF-345), statt.
Ursprünglich wurde die Phantom bei der 82nd ATS sowohl in Tyndall AFB, Florida (Übungs- und Testräume über dem Golf von Mexiko), als auch in Holloman, New Mexico (nahe der White Sands Missile Range), verwendet. Auf der Heimatbasis der 82nd ATS hatte sie bereits im Mai 2015 ihren letzten Einsatz als Zieldrohne. Damals wurde die Phantom von F-15C der Florida ANG und der 53rd Weapons Evaluation Group bei einer Übung abgeschossen.
In Holloman beim Detachment 1 waren zuletzt noch Lt. Col. King als Kommandeur und einziger USAF-Pilot sowie drei zivile Piloten beschäftigt, die natürlich zuvor bei der Air Force gedient hatten. Die Firma Pacific Architects and Engineers war für die Wartung zuständig und musste die Verfügbarkeit der Maschinen für 400 Flüge pro Jahr sicherstellen. Das war mangels Ersatzteilen zunehmend problematisch. Insofern freuen sich nun alle auf die Einführung der von Lockheed Martin produzierten QF-16 auch in Holloman. Die Fighting Falcon ist zuverlässiger und bietet vor allem eine bessere Wendigkeit, um aktuelle Bedrohungen realitätsnäher darzustellen.
Phantom in Japan
Auch nach der Ausmusterung bei der USAF fliegt die legendäre F-4 noch in Griechenland,
im Iran, in Japan und in Südkorea. Bei der Japan Air Self-Defence Force sind die Flugzeuge auf der Hyakuri Air Base in der Nähe von Tokio stationiert. Beim letzten Flugtag im November 2016 flogen nicht weniger als neun Phantoms der 301, 302 und 501 Hikotai in dieser Formation.
FLUG REVUE Ausgabe 03/2017