Auch wenn der auf der A330 basierende Multi-Role Tanker Transport seit 2014 bei der Royal Australian Air Force im Fronteinsatz in Nahost steht und die inzwischen über 40 ausgelieferten Maschinen mehr als 200 000 Flugstunden absolviert haben, arbeitet Airbus weiter an Verbesserungen. Unter anderem wurde die Kontrollsoftware für den Tankausleger modifiziert, um die Arbeitsbelastung für den Bediener bei der Betankung der F-15 Eagle zu verringern. Hier hatten sich bei den Kunden Südkorea, Singapur und Saudi-Arabien Probleme gezeigt, vermutlich weil der Tankstutzen asymmetrisch über dem rechten Lufteinlauf liegt.
Automatikbetankung als nächster Schritt
Derweil treibt Airbus die Automatisierung des Tankvorgangs weiter voran. Bereits im März 2017 und im Juni 2018 wurden mit einer firmeneigenen A310 ohne Zutun des Bedieners Ausleger-Kontakte mit einer F-16 und einer A330 MRTT hergestellt. Weitere Versuche für einen nicht genannten Kunden sind in diesem Jahr geplant – mit dem Ziel, die A330 MRTT ab 2021 für die Automatikbetankung zuzulassen. Der Bediener wird allerdings nicht ersetzt, vielmehr bleibt er für die Überwachung der Vorgänge an Bord. Airbus verspricht sich von der A3R-Betankung (Automatic Air-to-Air Refueling) mehr Sicherheit und Präzision sowie eine schnellere Abwicklung der einzelnen Tankvorgänge.

Vielseitig einsetzbar
Ein weiteres Entwicklungsfeld ist die Ausrüstung der A330 MRTT für ergänzende Aufgaben neben Luftbetankung und Transport von Personal und Material. Zum einen könnte das Flugzeug im Einsatzgebiet als Kommunikationsknotenpunkt dienen und Daten über Satelliten weiterreichen. Auch eine Ausrüstung mit Systemen für ELINT und COMINT (elektronische Aufklärung und Überwachung gegnerischer Kommunikation) ist aus Sicht von Airbus denkbar. Eine erste Demonstration eines „Network for the Sky“ (NFTS) fand im Juni 2019 mit der A310 statt. Das NFTS kombiniert verschiedene Technologien – Satelliten- und Bodenkommunikation, taktische Luft-Boden-, Boden-Luft- und Luft-Luft- Verbindungen, 5G-Mobilfunkstandard sowie Laserverbindungen – in einem störresistenten, einheitlichen und interoperablen Mesh-Netz.
Da bei der A330 MRTT die Kabine immer komplett von Tankereinbauten frei bleibt, kann sie für Passagiersitze oder selbst für eine VVIP-Ausstattung genutzt werden. Bereits üblich ist die Einrüstung von Intensivbetten oder Tragen für den Krankentransport. Frankreich hat für seine als „Phénix“ bezeichneten Maschinen dafür zwei verschiedene Rüstsätze entwickelt. Einer umfasst zehn Intensivbetten für Schwerverletzte (Kit Morphée), der andere 40 Liegen für Leichtverletzte (Kit CM30).

Tanker für die NATO
Die Armée de l’Air ist neben Südkorea und Singapur der neueste Nutzer des Airbus-Tankers und hat ebenfalls die neue Version (Weight Variant 80 der A330-200 als Basis) erhalten. Nach ein Jahr dauernden Truppenversuchen wurde am 3. Oktober 2019 die anfängliche Einsatzbereitschaft (POC NUC für die Unterstützung der Rafale-Atombomber) erreicht. Bis 2023, und damit zwei Jahre früher als geplant, sollen ein Dutzend A330 MRTT ausgeliefert sein, um die KC-135FR-Tanker sowie A310- und A340-Transporter zu ersetzen. Drei weitere folgen später.
Durch Optimierungen beim Bau des „grünen“ Flugzeugs in Toulouse und bei der anschließenden Umrüstung im Werk Getafe bei Madrid war Airbus in der Lage, 2018 und 2019 alle Tanker termingerecht oder sogar vor dem vereinbarten Zeitpunkt zu liefern. Dies sollte auch für MMF-1 gelten, das erste Flugzeug für die Multinational MRTT Unit (MMU) der NATO in Eindhoven, das im Mai erwartet wird.

Eindhoven und Köln als Stützpunkte
Nach dem Beitritt Tschechiens am 24. Oktober 2019 sind nun sechs Länder am MMF-Programm beteiligt, das im November 2012 von den Niederlanden und Luxemburg initiiert wurde. Deutschland und Norwegen traten im Juni 2017 bei, Belgien im Februar 2018. Parallel wurde die Bestellung von zwei auf acht Flugzeuge angehoben, dazu kommen derzeit noch drei Optionen für mögliche weitere Programmteilnehmer.
Die A330 MRTT der NATO werden hauptsächlich von Eindhoven aus eingesetzt werden. Drei Flugzeuge kommen aber nach Köln/Wahn, wo die Luftwaffe bisher ihre A310-Tanker stationiert hat. Mit den neuen, deutlich leistungsfähigeren Flugzeugen sollen der Tanker-Mangel in Europa und die Abhängigkeit von den USA „kostengünstig“ behoben werden.
Besser als die KC-46?
Unter anderem mit dem über die OCCAR abgewickelten europäischen Auftrag ist die A330-MRTT-Fertigung in Getafe bis etwa 2023 gesichert. Natürlich hofft man bei Airbus auf weitere Verkäufe, ohne derzeit jedoch konkrete Länder zu nennen. In Indien jedenfalls könnte das Tankerprogramm wieder aufleben. Dort war die A330 MRTT bereits vor über zehn Jahren ausgewählt worden, doch eine Beschaffung wurde bisher nicht in Angriff genommen.

Inzwischen ist zwar auch die Boeing KC-46A verfügbar, sie bietet allerdings geringere Leistungen und ist immer noch mit vielen Problemen behaftet. So sprechen eigentlich nur politische Überlegungen für den US-Tanker, von dem die USAF 176 Flugzeuge beschaffen will. Damit ist der Ersatz der KC-135- und KC-10-Tankerflotte der amerikanischen Luftstreitkräfte aber noch längst nicht abgeschlossen. Airbus hat daher auch den US-Markt noch nicht aufgegeben. Dort könnte man mit Lockheed Martin als Partner vielleicht doch noch zum Zuge kommen.
A330 MRTT –Die Kunden
- Australien 7
- Frankreich 12
- Großbritannien 14
- NATO MMF 8
- Saudi-Arabien 6
- Singapur 6
- Südkorea 4
- Vereinigte Arabische Emirate 3