Beim Kampfjet der Tranche 2 mit der Kennung 31+15 handelt es sich um die Seriennummer AS0008 / Austrian Singleseater, die ursprünglich für die österreichische Luftwaffe vorgesehen war. Er hat erst 115 Stunden Flugzeit, denn in den vergangenen zwölf Jahren stand er beim Technischen Ausbildungszentrum der Luftwaffe, Abteilung Süd in Kaufbeuren, wo tausende von angehenden Luftfahrzeugtechnikern probeweise an ihm schraubten.
Nun kümmern sich in der Eurofighter-Halle in Manching Soldaten und Angestellte von Airbus, die dort im Rahmen der Eurofighter Kooperation Zelle (EKZ) Hand in Hand arbeiten um die Maschine. Begonnen wird mit der weitgehenden Zerlegung des Flugzeugs. Nur die Tragflächen bleiben dran. Die Befundung der ausgebauten Teile wie der Zelle schließt sich an. "Wir haben im Vorfeld mit der Luftwaffe die notwendigen Arbeiten und den Aufwand hierfür abgestimmt", berichtet Patrick Wittstadt, Bereichsleiter für den Herstell- und Instandhaltungsbetrieb von Kampfflugzeugen bei Airbus. Weil der 31+15 schon so lange nicht mehr in der Luft war und so viele Leute daran geschraubt haben, einigten sich die Experten darauf, etwas genauer hinzuschauen und die große, 800-Flugstunden-Inspektion vorzuziehen.
Ein knappes Jahr haben Techniker aus allen möglichen Fachgruppen wie Avionik, (Struktur-)Mechanik, Elektrik, Kraftstoff, Triebwerk, Hochfrequenztechnik und zerstörungsfreie Werkstoffprüfung Zeit, den Eurofighter auf Herz und Nieren zu prüfen und gegebenenfalls Teile von rund 2000 Airbus-Zulieferern auszutauschen. "Das Einrüsten aller notwendigen Modifikationen für die Wiederinbetriebnahme nimmt einen großen Teil der Zeit während der Instandsetzung ein", sagt Patrick Wittstadt. Dazu verlässt der Eurofighter seinen Dockplatz nicht.
Auch die meisten der sich anschließenden Tests finden in dieser Airbus-Halle statt, in der gleichzeitig bis zu 15 Eurofighter gewartet werden können. "Nur das Kraftstoffsystem, die Selbstverteidigungsmaßnahmen und die Triebwerke testen wir außerhalb, in speziell dafür vorgesehenen Hallen", berichtet Wittstadt weiter.
Nachdem die letzten Klappen geschlossen wurden, soll ein Airbus-Pilot mit dem generalüberholten Jet zu einem Nachprüfflug in den oberbayerischen Himmel starten. Welcher Verband dann den kampfwertgesteigerten Flieger abholen und sein Geschwaderwappen an das Seitenleitwerk kleben darf, hat das Eurofighter-Flottenmanagement noch nicht entschieden.
Straßentransport von Kaufbeuren nach Manching
Den Weg von Kaufbeuren nach Manching legte der Eurofighter per Schwerlasttransport zurück. Der 11,30 Meter breite Transport durfte nur nachts in der verkehrsarmen Zeit fahren. Die durch Umwege über 300 Kilometer lange Strecke war in einer Nacht aber nicht zu schaffen. Deswegen stand der Eurofighter, von Feldjägern bewacht, einen Tag lang auf einem komplett gesperrten Autobahnrastplatz.
