Über die Fairchild Republic A-10 Warthog liegen der US-Kongress und der Luftwaffe seit Jahren im Streit. Die Luftwaffe möchte das Warzenschwein am liebsten gestern loswerden und das so frei werdende Budget in modernere Flugzeuge wie die F-35 Lightning II stecken. Zuletzt hatte der Kongress dagegen 2022 den Wunsch der Luftwaffe abgelehnt, die ersten 42 der über 50 Jahre alten A-10 in Rente zu schicken. Stattdessen hatte das Repräsentantenhaus zuvor sogar ein Flügelupgrade für en in die Jahre gekommenen Kampfjet genehmigt, um den Betrieb der Thunderbolt II bis über das Jahr 2030 hinaus zu garantieren.
Ruhestand für zunächst 21 Warthogs
Jetzt soll allerdings schon vorher Schluss sein, denn beide Seiten haben offenbar einen Kompromiss gefunden. Die Air Force werde in diesem Jahr mit der Ausmusterung ihrer ersten 21 A-10 beginnen, sagte Stabschef General Charles Q. Brown auf einer Veranstaltung der Luftstreitkräfte. Damit wird der A-10-Bestand der Luftwaffe von 281 auf 260 reduziert.
Die Flugzeuge werden von der Air National Guard in Fort Wayne, Indiana, abgezogen. Die soll stattdessen dieselbe Anzahl an General Dynamics F-16 erhalten.
Trapezflügel ganz ohne Pfeilung, ein eckiger Kastenrumpf und zwei riesige TF-34 Turbofantriebwerke von General Electric vor dem Doppelleitwerk am Heck – die Konstruktion der A-10 Thunderbolt II ist alles andere als ein eleganter Kampfjet, trotzdem hatte das robuste Warzenschwein über Jahrzehnte hinweg ihre Anhänger.

Fairchild Republic konzipierte die A-10 zur Unterstützung von Bodentruppen. An ihren Tragflächen lassen sich Luft-Boden-Raketen wie die AGM-65 Maverick montieren – aber die wichtigste Bewaffnung des Warzenschweins ist die 30mm-Kanone in der Rumpfspitze. Die GAU-8 gehört zur stärksten Bordbewaffnung, mit der jemals ein Flugzeug ausgestattet wurde – der A-10-Rumpf wurde regelrecht um das Geschütz drumherum gebaut. Die Kanone feuert bis zu 70 Schuss pro Sekunde. Noch auf einen Kilometer Entfernung können ihre Geschosse zentimeterdicken Stahl durchschlagen. Die Warthog ist ein gefürchteter Gegner für jeden feindlichen Panzer und andere Bodenziele. Genau das war ihre Aufgabe: Die A-10 sollte in den Siebzigerjahren während der Zeit des Kalten Kriegs als Gegengewicht der anzahlmäßig weit überlegenen Panzer der Sowjetunion dienen.
Geschätzter Luftunterstützer
1984 wurden die letzten der insgesamt 716 Warzenschweine ausgeliefert. Eine wirklich moderne Waffe war die Thunderbolt II schon zu dieser Zeit nicht mehr. Dass das Flugzeug heute immer noch im Einsatz ist, dafür sind eine Reihe Konflikten verantwortlich, bei denen die A-10 regelmäßig zum Einsatz kam: Im Golfkrieg, Bosnien, Kosovo und zuletzt in Afghanistan war die A-10 in ihrer Rolle als Luftunterstützer bekannt und geschätzt.
Doch für künftige Szenarien ist die A-10 nicht mehr das richtige Gerät. Die Luftwaffe ist sich sicher, dass das niedrig und langsam fliegende Flugzeug nicht in der Lage wäre, in einem Kampf gegen eine Nation mit moderner Luftverteidigung wie China zu bestehen. In zukünftigen Kriegen, so Brown, brauche die Luftwaffe Flugzeuge, die mehrere unterschiedliche Rollen ausfüllen können. Der Nutzen der A-10 sei zu begrenzt. Kampfflugzeuge wie die F-35 und Bomber seien in der Lage, Luftnahunterstützungsmissionen durchzuführen. Aber in einem zukünftigen, stark umkämpften Umfeld werde die Luftwaffe wahrscheinlich eine geringere Rolle bei der Luftnahunterstützung spielen, als sie es im Nahen Osten getan habe, vermutet der General
Der Stabschef ist sich sicher: "In den nächsten fünf oder sechs Jahren werden wir die A-10 wahrscheinlich aus unserem Bestand entfernt haben"