In den Planspielen der US Air Force scheint eine mögliche Invasion Taiwans durch China eine wichtige Rolle einnehmen. In einem möglichen Konflikt mit der asiatischen Großmacht sollen zum Beispiel unbemannte Kampfjets, die autonom fliegen können und sich günstiger produzieren lassen, die Nachteile bei den Stückzahlen ausgleichen. Von diesen CCA-Maschinen (Collaborative Combat Aircraft) wollen die USA eine vierstellige Anzahl beschaffen. Aber ob diese Maßnahme ausreicht, wird innerhalb der Führung intensiv diskutiert.
Sollte es wirklich zu einer Invasion kommen, stünden den Verteidigern eine große Menge an modernen chinesischen Kampfflugzeugen entgegen, die ohne Luftbetankung über Taiwan fliegen könnten. Zusätzlich dürfte China womöglich hunderte alte, zu Drohnen umgerüstete Muster über die Taiwanstraße schicken. Diese könnten die Ressourcen der USAF schnell überfordern, zumal die aktuellen Abfangjäger nur eine begrenzte Zahl an Luft-Luft-Flugkörpern mitführen können. Aber die Generäle haben angeblich eine Lösung für dieses Dilemma in petto.
Nurflügler als Raketenträger
Laut einem Bericht des Air & Space Forces Magazine erwägt die USAF nämlich die Verwendung eines großen Stealth-Flugzeugs als Raketenträger. Dabei soll es sich um einen Nurflügler handeln, der "Dutzende" Lenkflugkörper tragen kann. Die Zielzuweisung erfolgt mithilfe der Informationen von in der Umgebung fliegenden Jägern wie etwa der F-22 Raptor oder der künftigen F-47. Konkrete Entwicklungspläne gibt es wohl noch nicht. Die Northrop Grumman B-21 Raider wäre hier sicherlich ein wahrscheinlicher Kandidat, aber aufgrund der beschränkten Produktionskapazität des Bombers (maximal zehn bis höchstens 20 pro Jahr) gilt ein neuer Entwurf eines anderen Herstellers nicht als ausgeschlossen.

Die AIM-120 ist der Standard-Luft-Luft-Flugkörper der USA für mittlere Entfernungen.
Selbstverteidigung für B-21
Eine weitere, schneller zu verwirklichende Maßnahme könnte die Ausrüstung der Raider mit einer gemischten Waffenlast sein. Schon jetzt scheint es Bestrebungen zu geben, den Bomber mit Luft-Luft-Flugkörpern zu Selbstverteidigung auszustatten. Welche Lösung die Planer auch realisieren, sie müssen über eine ausreichende Zahl von Flugkörpern verfügen. Und diese sind ebenfalls nicht gerade billig. Erst im Juli hat das Pentagon für 3,5 Milliarden Dollar AIM-120-Waffen (AMRAAM) für mittlere Entfernungen geordert, um Löcher in den Beständen zu füllen. Der Nachfolger AIM-260 steht derweil noch in den Startlöchern.
Trotz der Bemühungen bleibt das Arsenal begrenzt: Der Bericht des Air & Space Forces Magazine etwa zitiert einen Analysten, demzufolge die USA in einem Konflikt im Pazifik ihren AMRAAM-Vorrat in nur sieben bis neun Tagen komplett aufbrauchten. Also dürfte auch in diesem Bereich Entwicklungspotenzial für eine kosteneffizientere Alternative stecken.