In dem Bericht von Dr. Hans-Peter Bartels, der auch Fragen wie innere Führung oder Personal thematisiert, finden sich unter der Überschrift „Trendwende Material wie gewohnt einige interessante Beispiele über die anhaltenden Probleme mit vielen Waffensystemen.
Bei den Flügen in Einsatzgebiete und aus Einsatzgebieten heraus muss immer noch auf Lufttransportkapazitäten anderer Nationen zurückgegriffen werden, insbesondere der USA (C-17). Der Fähigkeitsaufbau A400M gestaltet sich schwierig. Die Anzahl der gelieferten Transportflugzeuge und deren Qualität und taktische Fähigkeiten entsprechen bislang noch nicht den vertraglich geschuldeten Leistungen. Gegen Ende des Berichtsjahrs waren erst 14 Flugzeuge (von 53) an die Bundeswehr ausgeliefert. Die Einsatzfähigkeit wird immer wieder aufgrund technischer Probleme eingeschränkt, Einsätze müssen abgebrochen werden. Im November des Berichtsjahrs räumte das Verteidigungsministerium ein, dass zeitweise keine der 14 Maschinen einsatzbereit sei. Es besteht weiterhin Handlungsbedarf.
Flugfähige Hubschrauber sind Mangelware
Die bei Auslandseinsätzen besonders benötigten Hubschrauber sind ebenfalls nach wie vor Mangel- ware. Schon kleine Kontingente (Tiger, NH90 oder CH-53) in Mali oder Afghanistan wirken sich unmittelbar auf die Ausbildung der Besatzungen und auf den Grundbetrieb im Inland aus.
Die Gründe für die geringe materielle Einsatzbereitschaft sind etwa beim CH-53 vielschichtig. Eine Vielzahl technischer Probleme ergibt sich aus laufenden Umrüstungsvorhaben. Zu bemängeln ist beispielsweise, dass bei der CH-53 GA als neuer Variante der CH-53 GS Probleme hinsichtlich Ausstattung und Kompatibilität bestehen. Die fehlende Austauschmöglichkeit von Komponenten zwischen den beiden Systemen verschärft die Ersatzteillage zusätzlich. Entsprechende Gegenmaßnahmen sollen bis 2022 erfolgen. Auch hier ist schnelleres Handeln erforderlich. Konsequente Ersatzteilbevorratung und mehr bundeswehreigene Instandsetzungskapazitäten könnten ein wesentlicher Teil der Lösung sein.
Weiterhin ist eine Verbesserung der Einsatzfähigkeit des NH90 notwendig. Aufgrund technischer Probleme war der Flugbetrieb im Berichtsjahr bis hin zur zeitweisen Einstellung des Flugbetriebs aller NH90 Hubschrauber eingeschränkt.
Eurofighter: Verzögerungen bei Luft-Boden-Rolle
Zum Waffensystem Eurofighter verwies das Bundesministerium der Verteidigung im Berichtsjahr auf den Abschluss eines Unterstützungsvertrages für die Reparatur und Bereitstellung von Ersatzteilen. Ob mit dieser Maßnahme eine schon spürbare Verbesserung der Ersatzteillage und eine wesentliche Erhöhung der Anzahl an verfügbaren und einsatzbereiten Maschinen einhergeht, war bisher nicht ersichtlich.
Gleichzeitig wird die Bereitstellung von Fähigkeiten durch Verzögerungen im Zulassungsprozess beeinträchtigt. Verzögerungen gibt es außerdem beim Versuch, den Eurofighter für Luft-Boden-Aufgaben einsatzbereit zu machen. Diese Verzögerungen könnten sich bei der Ausbildung der Piloten fortsetzen.
Auslagerung von Instandhaltung problematisch
Ein weiteres Problem ist die Auslagerung der Instandhaltung vieler Komponenten aus der Truppe heraus auf externe Dienstleister. Damit gehen bundes- wehrinterne Fähigkeiten verloren. Schon im Friedensbetrieb im Inland kann dies zu Problemen führen.
Anlässlich eines Truppenbesuchs beim Hubschraubergeschwader 64 wurde vorgetragen, dass die beauftragte zivile Wartungsfirma auf Grund von Personalengpässen ihren vertraglich vereinbarten Wartungs- und Instandsetzungsarbeiten am Waffensystem CH-53 nicht hinreichend nachkomme. So stünden dem Verband weniger Hubschrauber als benötigt zur Verfügung. Es fehlten bis Jahresende 2017 circa 700 Flugstunden, was sich negativ auf die Ausbildung des fliegerischen und technischen Personals auswirke. Das Verteidigungsministerium teilte hierzu mit, dass aufgrund der bestehenden Einsatzverpflichtungen dem hierfür ausgewählten Personal priorisiert Flug- stunden zur Verfügung gestellt werden. Die verblei- benden Flugstunden reichten jedoch nicht aus, um weiteres Personal im benötigten Umfang zu qualifizieren.
Um der eingeschränkten Aus- und Fortbildung der Hubschrauberpiloten NH90 und Tiger zu begegnen, hat das Ministerium Mitte Dezember 2017 6500 Flugstunden beim ADAC eingekauft. Von März 2018 an sollen Bundeswehrpiloten in Bückeburg zum Erhalt ihrer Fluglizenzen und im Rahmen ihrer Basisausbildung Flugstunden auf ADAC-Hubschraubern absolvieren. Ähnliche Verträge mit anderen Anbietern bestehen bereits seit mehreren Jahren für die Hubschrauberpiloten bei der Luftwaffe und der Marine. Diese Notlösungen zeigen eindringlich, dass hier ein ernstes Problem besteht.
SASPF macht viele Schwierigikeiten in der Wartung
Die Probleme, die dem Wehrbeauftragten in Zusammenhang mit SASPF geschildert werden, sind vielfältig. Im Einsatz in Niger musste zum Beispiel zunächst eine ausreichende Bandbreite durch den lokalen Telekommunikationsprovider ORANGE NIGER zur Verfügung gestellt werden, um SASPF vor Ort überhaupt einführen zu können. Bis dahin war keine Ersatzteilbeschaffung für die Transall C-160 möglich.
Auch für den Sea Lynx und alle schwimmenden Systeme der Marine ist die technisch begrenzte jeweils verfügbare Bandbreite misslich. Einstweilen hofft die Marine weiter auf den geplanten Ausbau der Satellitenkommunikation. Gleichzeitig erarbeitet sie im Projekt Fregatte F-125 ein autarkes SASPF-System, das die Grundlage auch für andere Schiffsklassen bilden soll. Ansonsten bleibt nur, Wartungen, Instandhaltungsmaßnahmen und Flugdaten zunächst in Papierform zu erfassen und später in SASPF einzubuchen. Soldatinnen und Soldaten kritisierten dies aber als ausgesprochen mühsam und mit dem auf das SASPF-Verfahren ausgelegten geringeren Personalansatz nicht machbar.