
Statt mit der üblichen Flasche Champagner wurde die HMS "Queen Elizabeth" (R08) am 4. Juli 2014 mit feinstem schottischen Whisky aus der Bowmore Distillery getauft – schließlich liegt die Rosyth-Werft am Firth of Forth nahe Edinburgh. Bei der Feier mit etwa 3500 Gästen gab es Vorbeiflüge der Red Arrows und von aktuellen Navy-Hubschraubern. Die F-35B Lightning II war als Modell auf dem Deck des Trägers vertreten. Die "Queen Elizabeth" und das Schwesterschiff "Prince of Wales" (R09) werden von der Aircraft Carrier Alliance gebaut, an der Firmen wie BAE Systems, Thales UK und Babcock Marine beteiligt sind. Einzelne Blocks der Träger entstehen bei sechs Werften in Brikenhead, Devon, Govan, Portsmouth, Tyne and Wear und in Rosyth. Insgesamt sichert das derzeit mit 6,2 Milliarden Pfund (7,8 Mrd. Euro) veranschlagte Programm laut Verteidigungsministerium 8000 Arbeitsplätze bei über 100 britischen Firmen.

Die neuen Flugzeugträger sind mit einer Verdrängung von 65 000 Tonnen und einer Länge von 280 Metern sowie einer Deckbreite von 73 Metern deutlich größer als die Invincible Class oder die HMS "Ocean", die derzeit als einziger Hubschrauberträger im Dienst ist. Ausgestattet sind sie mit zwei Rolls-Royce-Gasturbinen (MT30, basierend auf dem Trent 800), kombiniert mit fünf Großdieseln des finnischen Herstellers Wärtsilä. Zusammen produzieren die Aggregate 114,6 Megawatt Leistung. Für den Vortrieb sind zwei von Elektromotoren angetriebene Schrauben installiert. Die Höchstgeschwindigkeit soll 46 km/h (25 Knoten) betragen. Die Reichweite der "Queen Elizabeth" wird mit 10 000 Meilen (18 500 Kilometer) angegeben.
Damit sollen die neuen Träger in der Lage sein, weltweit für Großbritannien Stärke zu zeigen. Flexible Einsatzmöglichkeiten von der Katastrophenhilfe bis hin zu Militärschlägen einige hundert Kilometer von der Küste entfernt geben nach Ansicht der Royal Navy der Regierung in London neue Handlungsmöglichkeiten. Als Werkzeug der Machtprojektion dienen dabei Lockheed Martin F-35B Lightning II, von denen im Normalfall etwa ein Dutzend an Bord sein dürften. Dazu kommt ein Mix aus Merlin-Hubschraubern für U-Boot-Jagd und Schiffsbekämpfung sowie als Plattform für ein Luftraumüberwachungsradar.
Für die Kampfjets und Hubschrauber steht ein 180 Meter langer und 9 Meter hoher Hangar unter Deck zur Verfügung. Der Einsatz wird von der hinteren Brücke aus gesteuert, denn erstmals sind Schiffsführung und Luftfahrzeugeinsatz getrennt untergebracht. Für die F-35B wird die Royal Navy spezielle Einsatzverfahren mit dem Start über eine Rampe und eine rollende Kurzlandung entwickeln. Beides dient dazu, die Waffenlast zu erhöhen.
Die Flugtests mit der F-35B werden voraussichtlich Ende 2018 beginnen. Davor absolviert die "Queen Elizabeth" ab Ende 2016 ihre Versuchsfahrten. Die Einsatzbereitschaft soll 2020 erreicht werden, so die Royal Navy. Die "Prince of Wales" könnte zwei Jahre danach folgen. Momentan allerdings ist geplant, den zweiten Träger aus Kostengründen einzumotten und als Reserve vorzuhalten.
FLUG REVUE Ausgabe 09/2014