Europäische Kunstflugstaffeln in Not - Was passiert mit Red Arrows und Co.?

Die Zukunft der europäischen Kunstflugstaffeln
Was passiert mit Red Arrows und Co.?

Veröffentlicht am 28.01.2025

Eine gute Nachricht zuerst: Die Zukunft der berühmten Red Arrows scheint gesichert – zumindest bis 2030. Dies bestätigte das britische Verteidigungsministerium am 16. Januar 2025 auf eine parlamentarische Anfrage hin. "Bei allen Flugzeugen haben wir eine mehr als ausreichende verbleibende Ermüdungslebensdauer beibehalten, um alle Red Arrow-Einsätze wie geplant bis 2030 sicherzustellen", teilte die Staatssekretärin für Beschaffung, Maria Eagle, mit.

Die Lebensdauer der Hawk T1 wird mit einem sogenannten Ermüdungsindex beziffert. Die 14 für die Red Arrows vorgesehenen Flugzeuge liegen hier im Bereich von 80 bis 90 Prozent, der verbliebene Rest ist also relativ gering. Allerdings verfügt die Royal Air Force noch über zwölf eingelagerte Exemplare, deren Index "nur" im Bereich von 70 Prozent liegt. Was allerdings nach 2030 mit der berühmten britischen Staffel passiert, ist völlig offen. Ein Umstieg auf die Hawk T2 kommt nicht infrage, da mit derzeit 28 Einheiten schlicht zu wenig Flugzeuge neben der Pilotenschulung als Hauptaufgabe vorhanden sind. Da BAE Systems die Produktion 2020 eingestellt hat, gibt es auch keine neuen Jets mehr. Erstmals in der Geschichte der Reds müssten sie also auf ein ausländisches Muster umsteigen, etwa auf die Boeing T-7 oder Leonardo M-346 – je nachdem, wer den Auftrag für einen neuen RAF-Trainer gewinnt.

So lange wie möglich durchhalten

Ähnlich sieht es in Frankreich aus. Hier fliegt die Patrouille de France als nahezu letzter Verband in der Armée de l’Air den Alpha Jet. Nur eine Handvoll Exemplare dient zur Schulung ukrainischer Piloten in Südfrankreich. In der regulären Pilotenausbildung hat längst die Pilatus PC-21 übernommen. Da ein Umstieg auf den Turboprop nicht infrage kommt, soll die Patrouille so lange wie möglich mit dem deutsch-französischen Gemeinschaftsprodukt fliegen, bis 2032 oder sogar bis 2035. Derzeit arbeitet das französische Flugtestzentrum der Rüstungsbehörde DGA (Direction Générale de l'Armement) an einer Studie bezüglich der Lebensdauerverlängerung der Flugzeuge. Dazu absolvierten speziell instrumentierte Alpha Jets Figuren aus dem Programm der Staffel, um Belastungsdaten zu sammeln.

PC-21 keine Option

Auch die spanische Patrulla Aguila befindet sich in der gleichen Zwickmühle: Bei den Luftstreitkräften hat ebenfalls die PC-21 den Jettrainer Casa C.101 Aviojet abgelöst. Nur noch das Kunstflugteam betreibt das spanische Eigengewächs. Auch hier gilt das Schweizer Muster nicht als Option, so dass der Aviojet so lange wie möglich durchhalten muss. Im Rahmen der Suche nach einem zukünftigen Trainer könnten die die Spanier mit den Briten und Franzosen zusammentun. Aber für ihre nationalen Teams legen die Länder Wert auf einen lokalen Entwurf – was kaum zu realisieren ist.

Aus für die Schweiz?

Noch düsterer scheint die Lage der Patrouille Suisse, dem einzigen mit einem Kampfflugzeug ausgerüsteten Team in Mitteleuropa. Mittlerweile ist das Aus der F-5E Tiger beschlossen, Ende 2027 soll Schluss sein, auch bei der Kunstflugstaffel der Eidgenossen. Ein Weiterbetrieb sei zu kostspielig. Selbst wenn die Einheit weiterbestehen sollte, bleibt nur ein Umstieg auf einen Turboprop. Da man vermutlich keine zusätzlichen PC-21 kaufen dürfte, bliebe dann nur die PC-7 – und hier gibt es ja bekanntlich schon ein Team.

Italien ist fein raus

Italien befindet sich dagegen in der glücklichen Lage, einen im eigenen Land gebauten, modernen Trainer zu besitzen. Daher ist die Leonardo M-346 schon als neues Muster der Frecce Tricolori vorgestellt worden. Ähnlich sieht es in der Türkei aus: Hier gilt der von Turkish Aerospace entwickelte Hürjet als Nachfolger der F-5 bei den Turkish Stars. In Finnland soll die Hawk als Jettrainer noch in die 2030er Jahre hinein aktiv bleiben. Die Nordeuropäer hatten zwischenzeitlich einige Exemplare aus der Schweiz gekauft und die Flotte modernisiert. Damit dürften die Midnight Hawks in der näheren Zukunft keine Kopfschmerzen bekommen. Und in Russland müssen sich die Knights und Swifts auch keine großen Sorgen machen, denn sie erhalten Nachschub in Form von neueren Versionen der Mikojan MiG-29 und Suchoi Su-27 Flanker, wenn auch im gemäßigten Tempo.