Seit die bisher einzige A400M der Luftwaffe im letzten Dezember in Wunstorf eingetroffen ist, hat das Personal des LTG 62 unzählige Stunden investiert, um Arbeitsabläufe zu optimieren und Verfahren zu entwickeln, die einen stabilen Flugbetrieb gewährleisten. Zuletzt ging es dabei nicht nur auf Plätze in Deutschland und Europa, sondern auch über den Großen Teich in die USA und schließlich nach Afrika und Nahost.
Der Flug über den Atlantik führte dabei zu bekannten Zielen, die über Jahrzehnte auch von der Transall bedient wurden. Aufgabe von Oberstleutnant Christan Schott und seiner Crew war es bei der einwöchigen Mission im August zunächst, 8,5 Tonnen Fracht von Eindhoven zur Nellis AFB in Nevada zu bringen. Als einziger Zwischenstopp dabei wurde Halifax an der kanadischen Ostküste genutzt. Zurück ging es dann nach Washington, wo 10,5 Tonnen Fracht aufgenommen wurden. Über die Lajes Air Base auf den Azoren wurde Köln erreicht.
23 000 Flugkilometer war die A400M Ende August/Anfang September bei ihrer längsten Einsatzprüfungsmission durch Afrika und nach Abu Dhabi unterwegs. Es ging vor allem um das Verhalten des Flugzeugs unter den besonderen klimatischen Bedingungen in den Regionen. Zur Cockpitbesatzung gehörten drei Piloten des LTG 62, ein Sicherheits- und Ausbildungspilot von Airbus, ferner drei Technische Ladungsmeister, ein IT-Spezialist, ein technischer Offizier der Technisch-Taktischen Versuchsgruppe, ein Fliegerarzt und ein Techniker von Airbus.

Von Wunstorf aus wurde mit elf Tonnen Fracht zunächst nonstop in siebeneinhalb Stunden Dakar angeflogen. Von dort ging es in acht Stunden und zehn Minuten weiter nach Windhuk. Für den Kontakt zum Geschwader sorgte Hauptmann Daniel B., der eine mobile Satellitenanlage bediente. Damit musste er technische Daten des Luftfahrzeugs nach Wunstorf übermitteln, aber auch Informationen aus der Heimat empfangen.
Von Windhuk aus startete die A400M nach Daressalam. Von dort aus wurde Addis Abeba in Äthiopien angeflogen – Bestimmungsort für den zweiten Teil der Fracht. Nach etwa zweieinhalb Stunden Bodenzeit ging es weiter nach Abu Dhabi in die Vereinigten Arabischen Emirate. Nur vier Stunden benötigte die A400M für die Strecke.
Nach einem Tag Pause war der Rückflug angesetzt, doch der Termin konnte nicht gehalten werden. Zunächst kämpfte die Crew mit einem technischen Defekt, der aber von dem Airbus-Techniker und der eigenen Crew behoben wurde. Dann gab es eine weitere Verzögerung, weil der Kraftstoff in den Tanks zu heiß wurde. Bei 48 Grad Celsius Außentemperatur erhitzte sich das Kerosin ebenfalls auf 48 Grad. Das Überwachungssystem schlug Alarm.
Der Kommandant entschied, einen weiteren Tag zu warten, und so konnte die Crew des LTG 62 mit 24 Stunden Verspätung den Rückflug antreten. „Das war Einsatzprüfung pur“, sagte Stabshauptmann Christian L. nach der Ankunft in Wunstorf. „Wir haben viel mehr Erkenntnisse gewonnen, als wir erhofft hatten.“ So sollten bei sehr hohen Temperaturen externe Klimageräte zur Verfügung stehen. Auch müssen unterschiedliche Schleppvorrichtungen auf den Plätzen berücksichtigt werden. „Es lief nicht alles rund, aber genau dafür ist die Einsatzprüfung auch wichtig“, sagte der A400M-Kommandant. „Wichtig ist, dass aus den Erkenntnissen die richtigen Schlüsse gezogen werden, damit nun zeitnah der logistische Lufttransport mit dem Airbus A400M aufgenommen werden kann.“
FLUG REVUE Ausgabe 11/2015




