Seit Januar hängt nun also das Damoklesschwert des plötzlichen Betriebsende über den kroatischen MiG-21. Und seit August hatte es keinen angekündigten Flug mehr gegeben. Als der Wetterbericht für die Vorweihnachtswoche mehrere Tage mit schönem Wetter ankündigt, reift der Plan, nochmals nach Zagreb zu fahren. Auf die Frage an die Experten vor Ort kommt die Antwort: "keine wirkliche Idee". Aber das Wetter sieht zu gut aus, um die Chance verstreichen zu lassen und so soll es am Montag losgehen. Ein Marder hat andere Pläne: in der Nacht zuvor zerstört er Kabel und Schläuche an meinem Auto. Als der Schaden repariert ist, ist für die Abreise schon zu spät. Der Ärger kennt keine Grenzen, als die Nachricht des Dienstagvormittags lautet: zwei Flüge heute (das gab es seit Wochen nicht mehr!), der erste um 11 Uhr. Kurz danach folgt auch schon das Video vom Start.
Als es am Mittwoch dann heißt, "es gibt das Gerücht, dass am Donnerstag auch geflogen wird", ist klar, dass ich mich auf den Weg mache. Direkt nach der Ankunft fahre ich noch bei ZTC Velika Gorica vorbei, um die obligatorische Sockelmaschine aufzunehmen – unabdingbare Voraussetzung für den Erfolg am nächsten Tag. Am Abend gibt es dann – eine weitere Tradition – Ćevapčići im weihnachtlichen Zagreb. Für den nächsten Morgen ist eigentlich Nebel angesagt – eine der großen Unwägbarkeiten hinsichtlich des Flugprogramms – aber stattdessen scheint die Sonne ins Hotelzimmer. Der Tag am Flugplatz beginnt mit der Ankunft einiger PC-9 – eher ein "lästiger Beifang" – aber dann ist im Funk bereits die Ankündigung der MiG-21 zu hören und tatsächlich naht sie am anderen Ende der Bahn auch schon heran.
Drei Rafale stehen Spalier
Vornweg rollen drei Rafale, ein Doppelsitzer, gefolgt von zwei Einsitzern, die sich nacheinander zum Taxiway bewegen und sich dort wie zur Parade aufstellen. Als wäre das besondere Zeichen nicht genug, trägt die altbekannte 116 unter dem Rumpf den Zusatzbehälter mit all den Unterschriften von Piloten und Technikern, den die 117 bei ihrem letzten Flug im August auch schon dabei hatte. Die MiG-21 folgt den Rafale zur Bahn und nachdem diese nacheinander gestartet sind, rollt sie schließlich auch zum Start. Das Triebwerk läuft hoch, der Nachbrenner zündet und dann beschleunigt sie zu ihrem (wie sich später herausstellen sollte) vorletzten Start. Unglücklicherweise hatte ich für den Start sein Handy leise gestellt, und so erfahre ich nichts vom geplanten Überflug in Formation – leider von der falschen Seite – sondern sehe nur von fern zunächst die MiG und dann die Rafale zur Landung abkurven.
Bis zuletzt hatte ich gehofft, dass wenigsten die MiG-21 auf meiner Seite landen würde, aber diese Hoffnung erfüllt sich nicht und so bleibt als letzte Impression eine MiG-21 im Gegenlicht und beim Rollen zurück in den Staffelbereich. Kaum sind alle Maschinen gelandet, folgt die Meldung: es wird einen weiteren Flug um 14 Uhr geben. Damit ist klar: das war definitiv nicht der letzte Flug. Was war es dann? Vielleicht der Abschied eines der drei Piloten, die zum Schluss noch MiG-21 flogen. Nun ist guter Rat teuer: weitere drei Stunden warten (oder länger, denn der zweite Start am Dienstag war erst gegen 14.45 Uhr erfolgt) oder jetzt heimfahren, den größten Teil der Stecke bei Tageslicht, ja sogar im Sonnenschein zurücklegen und abends schon wieder bei der Familie zu sein oder auf den zweiten Start warten, zu riskieren, dass der gar nicht stattfindet und erst spät nachts zurückfahren? Ich entscheide mich für die erste Variante.
Wasserfontäne zum Abschied
Ich bin bereits fast in Deutschland, da kommt die Meldung: "die MiG ist gestartet". Es ist jetzt bereits 14.30 Uhr – also alles richtig gemacht. Eine halbe Stunde später folgt ein Video, das den Überflug der MiG-21 über den Platz zeigt – vergleichsweise unspektakulär. Gerade habe ich Regensburg erreicht, da überschlagen sich die Ereignisse. Nicht nur stecke ich plötzlich und unerwartet im ersten (und wie sich zeigen sollte, einzigen) Stau der Reise, sondern es laufen in schneller Folge Meldungen, Bilder und Videos ein: der Pilot der MiG-21 hat beim letzten Anflug den Mitarbeitern von Tower und Feuerwehr gedankt. Dann ist zu sehen, wie die MiG-21 auf den letzten Metern mit dem traditionellen Wassersalut der Feuerwehr begrüßt wird. Und schließlich heißt es: Ein Pilot hat bestätigt – Das war der letzte Flug. Es ist also vorbei ... -