Seit fast elf Jahren verfügen die italienischen Luftstreitkräfte über ein festes Kontingent in Kuwait. Der Ursprung liegt in der 2014 von den USA begonnenen Operation Inherent Resolve, um die IS-Terrormiliz zurückzudrängen. Auch Italien war Mitglied der internationalen Koalition und startete am 14. Oktober 2014 die Operation Prima Parthica, benannt nach einer römischen Legion, die zwischen dem 2. und 5. Jahrhundert n. Chr. in Mesopotamien stationiert war. Schon am 17. Oktober 2014 entstand auf dem kuwaitischen Fliegerhorst Ali al-Salem das Italian National Contingent Command Air / Task Force Air Kuwait (IT NCC-Air / TFA-K). Mittelpunkt waren eine KC-767A sowie zwei MQ-1C Predator. Wenig später kamen vier Aufklärungs-Tornados hinzu.

Im Oktober 2024 löste der Eurofighter die Tornados in Kuwait ab.
Präsenz im strategisch wichtigen Knotenpunkt
Nach dem Zusammenbruch des IS im März 2018 ging die Bedrohung durch dschihadistische Kämpfer vor allem von kleinen Zellen aus, die sich neu organisiert hatten und die Schwachstellen, die sich aus der nach wie vor herrschenden politischen Unsicherheit im Irak ergaben, ausnutzten. Daher blieb das italienische Militär weiter präsent. Die Aktivitäten konzentrieren sich nach wie vor auf die Bewältigung der anhaltenden humanitären Krise und unterstützen sowohl die Koalition als auch die im Rahmen der Operation Prima Parthica im Irak stationierten italienischen Streitkräfte. "Für uns ist es wichtig, in diesem Gebiet zu bleiben, denn Ali al-Salem ist ein Knotenpunkt für den gesamten Nahen Osten und es besteht ein Interesse daran, ihn aufrechtzuerhalten", sagt der Kommandant, Oberst Fabio Bergamini. "Wir haben ein sehr gutes Verhältnis zur kuwaitischen Luftwaffe, deren Personal sehr kooperativ, gastfreundlich und sehr offen ist und unsere Anwesenheit nicht als störend empfindet." Heute gliedert sich die TFA-K in vier Task Groups (TG) und eine Zelle, die unterschiedliche Aufgaben wahrnehmen. Die Zentrale befindet sich auf der Basis Ali al-Salem, die etwa 60 km östlich von Kuwait-Stadt mitten in der Wüste liegt.

Die Eurofighter der italienischen Task Force sind auf dem kuwaitischen Fliegerhorst Ali al-Salem stationiert.
Kampfjets als Aufklärer
Die italienische Task Group Typhoon ist ebenfalls hier beheimatet und verfügt über vier F-2000A der Tranche 1. Die Crews kommen aus allen vier Eurofighter-Geschwadern der Aeronautica Militare. Die Piloten sind für zwei Monate hier stationiert, während das übrige Personal je nach Aufgabenbereich alle drei oder sechs Monate rotiert. Dank des RecceLite-II-Pods können die Flugzeuge Aufklärungsmissionen durchführen. Die Anweisungen dazu kommen vom CAOC (Combined Air Operations Center) in Al Udeid, Katar. Diese Aufklärungsmissionen werden in der Regel von zwei Flugzeugen geflogen, die meist mit AIM-120C-5- und IRIS-T-Flugkörpern bewaffnet sind. Die bis dato längste Mission dauerte acht Stunden. Trotz der harten klimatischen Bedingungen mit viel Staub und Sand erfordern die Eurojet-Triebwerke keine besonderen zusätzlichen Wartungsmaßnahmen, sondern "sie können problemlos alles vertragen", erklärt Major Nicola D., der Kommandant der Task Group.

Eine von nur vier bei der italienischen Luftwaffe vorhandenen KC-767 ist ständig in Kuwait präsent.
Breites Aufklärungsspektrum von MQ-9 bis KC-767A
Das andere für ISR-Missionen (Intelligence, Surveillance, Reconnaissance) eingesetzte Fluggerät ist die MQ-9A Pre-dator B, die bei der Task Group Araba Fenice ebenfalls in Ali al-Salem stationiert ist. Die unbemannten Fluggeräte stammen von der 28° oder 61° Gruppo des 32° Stormo und sind in der Lage, bis zu 24 Stunden dauernde Missionen zu fliegen. Während die Eurofighter und die Drohnen der starke Arm der italienischen ISR-Mission sind, so ist das Gehirn dahinter das I2MEC. Diese Integrated Italian Multisensor Exploitation Cell verarbeitet die gesammelten Rohvideos und -bilder und macht sie für die entsprechenden Stellen nutzbar. Die dritte Untereinheit in Kuwait ist die Task Force Breus mit einer KC-767A zum Transport von Personal und Ausrüstung sowie zur Durchführung von Luftbetankungsmissionen. Sie ist in Abdullah al-Mubarak stationiert, da das Flugzeug für den täglichen Betrieb von den Start- und Landebahnen in Ali al-Salem aus zu schwer ist. Die Maschine vom 14° Stormo dient in erster Linie als Luftbetankungsplattform für die italienischen F-2000A, steht aber auch für die Betankung anderer Kampfflugzeuge der Koalition zur Verfügung. Zudem führt sie wöchentliche Transportflüge für das Prima-Parthica-Kontingent nach Pratica di Mare durch.

Die Task Group Medal unterstützt mit einer C-130J die italienischen Streitkräfte in der Region.
JEDI-Spezialflugzeug
Die vierte und letzte Gruppe ist die Task Group Albatros, die auf der Basis Erbil im Irak stationiert ist und die Landstreitkräfte im Einsatzgebiet direkt unterstützt. Sie betreibt das Flugzeug EC-27J JEDI (Jamming and Electronic Defense Instrumentation), eine Plattform für elektronische Kriegsführung, die speziell für elektromagnetische Angriffe auf die verbesserten Sprengsätze eingesetzt wird, mit denen die IS-Kämpfer die Koalitionsstreitkräfte angreifen. Die neueste Version dieser geheimen Maschine mit der Bezeichnung JEDI-2 verfügt über Missionsgeräte, die einen größeren Teil des elektromagnetischen Spektrums abdecken können und umfassendere Überwachungs- und Datenverbindungsfunktionen besitzen.
Schließlich gibt es noch eine fünfte Untereinheit in Ali al-Salem, die aber nicht in die Task Force Air integriert ist. Dabei handelt es sich um die Task Group Medal, die mit einem Transportflugzeug vom Typ C-130J ausgestattet ist, das von der 46° Brigata Aerea auf Rotationsbasis zur Verfügung gestellt wird. Diese Einheit ist zwar nicht direkt an der Operation Inherent Resolve beteiligt, unterstützt jedoch die anderen italienischen Missionen in diesem Gebiet. Das Kontingent der italienischen Luftwaffe in Kuwait übt außerdem regelmäßig mit der irakischen Luftwaffe. Die Eurofighter führen oft Luftkampfübungen mit den F-16 durch, die – wie Major Nicola D. bestätigt – die "extrem hohen Fähigkeiten der Iraker offenbaren, die sicherlich denen entsprechen, die für gemeinsame Operationen mit NATO-Luftstreitkräften erforderlich sind".





