Dassault Aviation hat es endlich geschafft, die Produktion seines Kampfjets Rafale deutlich zu steigern. 2024 wurden im Werk in Bordeaux-Mérignac 21 Maschinen gebaut (14 für die Armee de l’Air et de l’Espace und sieben für den Export), nachdem es zuvor nur 13 waren. "Wir gehen von einer Rate, die im Jahr 2020, als es wirklich kritisch wurde, fast unter eins lag, zu einer Rate drei (pro Monat) über. Heute sind wir bei Rate zwei", sagte Firmenchef Éric Trappier. Er räumte allerdings auch ein, dass der Produktionshochlauf durch Probleme in der Lieferkette beeinträchtigt werde. Die Erhöhung des Rafale-Produktionstempos auf drei Stück pro Monat sei "im Moment schwieriger", und das Erreichen dieser Rate sei eher eine Frage des nächsten als des laufenden Jahres, so Trappier bei der Halbjahresbilanz Mitte 2024. Das Unternehmen war in der Lage, die für drei Jets pro Monat erforderliche Rate in seinem Werk für Strukturteile in Seclin zu übertreffen, "in der Endmontage ist es schwieriger", sagte Trappier. "Unsere vorgelagerten Teilewerke, Zulieferer und Montagewerke laufen auf Hochtouren", so der Firmenchef.

Das Ziel sei, dass zukünftig im Dassault Werk in Bordeaux-Mérignac bis zu drei Rafale pro Monat fertiggestellt werden.
Auslastung gesichert
Ende Dezember hatte das Unternehmen 220 Rafale-Bestellungen in seinen Büchern, darunter 164 neue Jets für Exportkunden, was eine Auslastung für die kommenden Jahre sicherstellt. Nachdem lange niemand die seit 1991 fliegende und 2001 bei den Franzosen eingeführte Rafale bestellen wollte, hat man inzwischen acht Kunden gefunden und damit in dieser Hinsicht den Eurofighter (fünf Exportkunden) übertrumpft:
Ägypten: 55 Bestellungen gesamt (erste im Februar 2015). Seit 2018 im Dienst.
Indien: 36 Bestellungen, unterschrieben nach vielen Verzögerungen im September 2016 (7,8 Mrd. Euro). Ausgeliefert bis Juli 2022. Für die Marine sollen noch 26 zusätzliche bestellt werden.
Katar: 36 Bestellungen von 2015, alle bis 2023 geliefert.
Griechenland:12 plus 12 gebrauchte aus Frankreich, bestellt im Januar 2021 und März 2022. Lieferung ab Juli 2021.
Kroatien: 12 gebrauchte Jets aus Frankreich, unterschrieben im November 2021. Lieferungen ab April 2024
Vereinigte Arabische Emirate: 80 Bestellungen im Dezember 2021.
Indonesien: 42 im Februar 2022 bestellt (mehrere Tranchen wurden schrittweise bestätigt), Lieferung ab 2026 geplant. Serbien: 12 wurden im August 2024 bestellt.

Die AASM-1000-Lenkbomben der F4.1-Variante können mit verschiedenen Suchköpfen ausgestattet werden und erreichen über 70 Kilometer Reichweite.
Rafale-Standards F4
Derweil läuft bei den französischen Streitkräften die Einführung des Rafale-Standards F4. Dieser ist in drei Softwarepakete, F4.1, F4.2 und F4.3, und drei Ausrüstungs-/Hardwarepakete unterteilt. Die drei Softwarestufen bringen jeweils zusätzliche Fähigkeiten:
- F4.1: Scorpion-Helmdisplay (HMD), AASM-1000-Lenkbomben, größere seitliche Touchscreen-Displays, die ältere Designs ersetzen, das neue MissionsvorbereitungssystemAVDSU (Audio Video Data Storage Unit), einen Infrarotsensor der neuen Generation für die Front-Sektor-Optronik (FSO), der in Verbindung mit dem hochauflösenden TV-Sensor der FSO verwendet wird, und verschiedene Verbesserungen der kooperativen Kampfmodi.
- F4.2: Erweiterung des Flugbereichs, um die Mitnahme von bis zu acht Luft-Luft-Raketen zu ermöglichen, Farbbilder für den Talios-Zielbehälter, verschiedene Verbesserungen des Radars mit elektronischer Strahlschwenkung und der Spectra-Suite für die elektronische Kampfführung, erste Konnektivitätsfunktionen in Bezug auf den künftigen Standard F5 und Erweiterung des Waffensystems des Kampfflugzeugs dank der Einführung eines neuen Electronic Flight Bag, das den Datenaustausch innerhalb einer Gruppe oder zwischen verschiedenen Gruppen beschleunigen wird.
- F4.3: Luft-Luft-Lenkwaffen Mica NG (Nouvelle Génération) mit Bi-Puls-Raketenmotor und je nach Version neuen Infrarot- und Radarsuchköpfen, Contact-Funkgeräte (Communications Numériques Tactiques et de Théâtre), Satcom-Terminal, Kommunikationsserver und NCTR-Radarmodus (Non-Cooperative Target Recognition) zur Identifizierung feindlicher Kampfflugzeuge auf Distanz durch die Erkennung ihrer Merkmale.

Zur Ausrüstung der Variante F4.1 gehören auch das (recht kleine) Scorpion-Display von Thales.
Notwendige Änderungen
Die Hardware-Änderungen, die zur Unterstützung der verschiedenen F4.1-, F4.2- und F4.3-Funktionen erforderlich sind, werden wie folgt aufgeteilt:
- Ein Flugzeug des Blocks 0 ist eine Standard-F3R-Rafale, jedoch mit einem F4.1-Kernsystem. Eine Rafale in einer solchen Konfiguration ist flug- und kampffähig, kann aber nicht alle F4.1-Standardfunktionen unterstützen.
- Die Kampfflugzeuge des Blocks 1 haben alle erforderlichen Modifikationen erhalten, um die neuen digitalen seitlichen Anzeigen im Cockpit zu erhalten, obwohl sie immer noch auch mit dem früheren Design fliegen können.
- Block 2 umfasst die gesamte Verkabelung und die Sensoren für die Kopfposition in Verbindung mit dem Scorpion HMD in den Cockpits von Pilot und (beim Doppelsitzer) WSO.
Die Aufrüstung einer Rafale von der F3R- auf die F4.1-Block-0-Konfiguration dauert nur wenige Tage, da sich die Änderungen nur auf Software-Drops und begrenzte Hardware-Änderungen im Kernsystem beschränken. Die für die Unterstützung einiger der F4.2- und F4.3-Funktionen erforderlichen Hardware-Änderungen sind etwas komplexer und erfordern einen gründlicheren technischen Eingriff, der jedoch nicht länger als ein paar Wochen dauert. Die Einführung des Standards F4.1 und der verschiedenen Blöcke schreitet gut voran, die Zahl der umgerüsteten Flugzeuge nimmt somit rasch zu. Die volle Einsatzfähigkeit wird derzeit für Mitte 2025 erwartet. Der Standard ist bereits so weit ausgereift, dass die Armee de l’Air die ersten F4.1-Flugzeuge an ihren geplanten Stützpunkt im Nahen Osten und an die Base Aérienne 104 in den Vereinigten Arabischen Emiraten entsandt hat. Die F4.2- und F4.3-Standards werden in den nächsten Jahren in Dienst gestellt.