Die Übung "Agile Tiger" auf dem Fliegerhorst Gilze-Rijen stellte in den Niederlanden vom 8. bis zum 12. Dezember die Entwicklung integrierter Luftverteidigungsfähigkeiten gegen unbemannte Flugsysteme zur Schau. Das Szenario brachte F-35A Lightning II-Kampfflugzeuge und AH-64E Apache-Kampfhubschrauber in einer koordinierten Trainingsumgebung zusammen, die darauf ausgelegt war, mittels der Zusammenarbeit mehrerer Plattformen wirksame Verfahren zur Abwehr von Drohnen zu etablieren.
"Agile Tiger" war damit die operative Reaktion der Niederlande auf eine Reihe von unbefugten Drohnenüberflügen über militärischen Einrichtungen, die in den letzten Monaten europaweit – auch in den Niederlanden – stattgefunden haben. Der Luftwaffenstützpunkt Volkel, der Luftwaffenstützpunkt Eindhoven und der Luftwaffenstützpunkt Gilze-Rijen selbst haben alle Drohnenüberflüge erlebt, was eine kritische Schwachstelle in der Sicherheit der Stützpunkte und den Protokollen zum Schutz des Luftraums aufzeigt. "Agile Tiger" sollte laut Angaben der Luftstreitkräfte demonstrieren, mit welcher Ernsthaftigkeit die Königlich-Niederländische Luftwaffe diesen neuen Bedrohungsvektor angeht.

Die Apaches der Niederländer sind in Gilze-Rijen zu Hause. Zusammen mit den F-35A mussten sie sich im Nachteinsatz beweisen.
Apache und Lightning II im Nachtflug
Im Mittelpunkt der Übungsarchitektur stand die Integration mehrerer Waffensysteme, die in unterschiedlichen Höhenbereichen und taktischen Rollen eingesetzt werden. Während des Manövers absolvierten F-35A und Apache-Hubschrauber zweimal täglich koordinierte Einsätze, deren Start jeweils 18 und 21 Uhr Ortszeit angesetzt war – und damit in der Dunkelheit. Das auf diese Weise geschaffene Nachtflugszenario ermöglichte es den teilnehmenden Flugbesatzungen, die Bedingungen nachzustellen, unter denen unbefugte Drohneneinsätze nach bisheriger Erfahrung am häufigsten stattfinden.

Die F-35A agierten bei "Agile Tiger" vornehmlich als Überwachungsplattform und lieferten Informationen über heranfliegende Drohnen in Echtzeit an die AH-64E.
F-35A liefert Informationen
Das taktische Einsatzkonzept zur Drohnenabwehr sieht für die F-35A Lightning II eine Überwachungsfunktion vor, bei der ihre fortschrittliche Sensorausstattung und ihre erweiterten Erkennungsreichweiten zum Einsatz kommen. Die F-35A operiert in großer Höhe und aus sicherer Entfernung und nimmt eine großflächige Überwachung der Gefahrenzone vor, wobei sie Frühwarnungen und präzise Tracking-Informationen über die feindliche(n) Drohne(n) liefert. Das aktive, elektronisch gesteuerte Phased-Array-Radar AN/APG-81 und das aus sechs Infrarotsensoren bestehende AN/AAQ-37 Distributed Aperture System (DAS) ermöglichen der F-35A die Erkennung und Verfolgung von Zielen mit kleinem Radarquerschnitt in Entfernungen, die für herkömmliche Kampfflugzeugsensoren eine große Herausforderung darstellen würden.
Die Apache-Kampfhubschrauber fungieren als direktes Aktionselement in der Einsatzkette. Die AH-64E operieren in geringerer Höhe und in größerer Nähe zur (simulierten) Bedrohung und fliegen Verfolgungsoperationen gegen die Zieldrohne, wobei sie die von den F-35A über den taktischen Datenaustausch Link 16 bereitgestellten Führungsinformationen nutzen.

Das nächtliche Szenario wurde gewählt, weil bisherige echte Drohnenereignisse vornehmlich im Schutz der Dunkelheit stattfanden.
Vernetzung als zentraler Faktor
Dieser vernetzte Ansatz schafft eine kooperative Einsatzfähigkeit, bei der die in großer Höhe agierenden F-35A den tieffliegenden Apaches hochwertige Zielverfolgungsdaten liefern, um die Stärken der jeweiligen Plattformen bestmöglich auszuspielen und Wahrscheinlichkeit eines erfolgreichen Abfangens zu optimieren. Die taktische Datenverbindung Link 16 dient als entscheidende Technologie für dieses plattformübergreifende Einsatzkonzept. Durch den Austausch von Echtzeit-Positionsdaten, Verfolgungsdaten und Informationen zur Einsatzkoordination über einen sicheren, störungsresistenten Kanal fungieren die Besatzungen der F-35A und der Apaches als Komponenten eines integrierten Feuerleitsystems und nicht als unabhängige Akteure. Dieser Informationsaustausch findet während der gesamten Einsatzsequenz kontinuierlich statt, sodass die Apache-Crews ständig aktualisierte Zielvektoren erhalten, während sie für die Abfangmanöver manövrieren und die F-35A das Kampfgebiet kontinuierlich überwachen.

Die F-35A hat in den Niederlanden die F-16 abgelöst und ist nun das einzige Kampfjet-Muster der niederländischen Luftwaffe.
Diamond DA62 MPP in der Nebenrolle
Ein weiteres, recht unscheinbares Flugzeug spielte ebenfalls eine Rolle bei der Übung "Agile Tiger": die Diamond DA62. Die DA62 ist ein zweimotoriges Flugzeug der allgemeinen Luftfahrt, das normalerweise nicht mit Kampftrainingsszenarien in Verbindung gebracht wird. Seit Anfang 2025 setzt die Königlich-Niederländische Marechaussee (KMar), die als selbständige Teilstreitkraft operierende Gendarmerie der Niederlande, einige speziell ausgerüstete DA62 MPP vom Luftwaffenstützpunkt Gilze-Rijen für Aufklärungs-, Überwachungs- und Patrouillenflüge ein. Diese Initiative ist Teil eines dreijährigen Versuchsprogramms. Die vom Unternehmen QinetiQ geleasten und von erfahrenen (oft ehemaligen Luftwaffen-)Piloten geflogenen Flugzeuge ergänzen bestehende Aufgaben wie Grenzsicherung und Unterstützung anderer Behörden. Die DA62 MPP ist eine vielseitige Mehrzweckplattform, die für die Informationsbeschaffung und Überwachung ausgerüstet ist und Missionen von über neun Stunden Dauer absolvieren kann.

Mit ihrer überlegenen Sensorik bietet die F-35A beste Voraussetzungen für vielfältige Einsatzszenarien - auch für den Kampf gegen unbemannte Bedrohungen.
Entwicklung von Doktrinen zur Drohnenabwehr
Die Königlich-Niederländische Luftwaffe wahrt die operative Sicherheit in Bezug auf spezifische Details der Drohnenabwehrverfahren, die im Rahmen der Übung "Agile Tiger" entwickelt werden – eine angemessene Maßnahme angesichts der taktischen Sensibilität solcher Fähigkeiten. Verteidigungsbeamte haben jedoch bestätigt, dass die Übung Teil einer umfassenderen Initiative zur Verbesserung der Drohnenabwehrprozesse in der gesamten Luftwaffe ist. Diese Initiative trägt der Erkenntnis Rechnung, dass unbefugte Drohnenflüge über militärischen Einrichtungen nicht nur ein Sicherheitsrisiko darstellen, sondern auch ein möglicher Vorbote künftiger operativer Herausforderungen sind, bei denen Gegner unbemannte Systeme für Aufklärungs-, Zielerfassungs- oder sogar direkte Angriffsmissionen einsetzen könnten.
Die Übung "Agile Tiger" spiegelt die sich wandelnden Anforderungen an die Luftverteidigung im heutigen Sicherheitsumfeld wider. Da unbemannte Flugsysteme immer leichter zugänglich und außerdem immer leistungsfähiger werden, passen Streitkräfte weltweit ihre Einsatzkonzepte und Ausbildungsprogramme an, um Bedrohungen zu begegnen, die in den vergangenen Jahrzehnten noch nicht existierten. Der Ansatz der Königlich-Niederländischen Luftwaffe, hochmoderne Kampfflugzeuge mit taktischen Kampfhubschraubern zu koppeln, zeugt von einem ausgefeilten Konzept, wie vorhandene Fähigkeiten gegen neue Bedrohungen eingesetzt werden können, und entwickelt Verfahren, die die Kampfkraft aufrechterhalten und gleichzeitig innerhalb eines Rahmens integrierter Luftoperationen operieren.
Die aus "Agile Tiger" gewonnenen Erkenntnisse werden in die künftige Doktrin zur Drohnenabwehr einfließen und zur Einsatzbereitschaft der niederländischen Luftverteidigungskräfte in einem zunehmend komplexen Luftraumumfeld beitragen.





