F-35C Lightning II: Neue Einsatzmöglichkeiten für das US Marine Corps

F-35C US Marine Corps: Technik und Einsatzprofil
F-35C Lightning II bei den „Tomcats“ der VMFA-311

ArtikeldatumVeröffentlicht am 04.10.2025
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Nach einer langen Geschichte seit der Aufstellung im Zweiten Weltkrieg hatten die "Tomcats" der Marine-Corps-Staffel VMFA-311 über Jahrzehnte die diversen Versionen des Senkrechtstarters AV-8 Harrier im Einsatz. Im Oktober 2020 erfolgte allerdings die Außerdienststellung, wobei schon damals klar war, dass die Einheit mit der Lockheed Martin F-35C Lightning II wieder aufgestellt werden würde. Die Reaktivierungszeremonie fand dann am 14. April 2023 auf der Basis Miramar bei San Diego in Kalifornien statt.

Reaktivierung der VMFA-311 mit F-35C in Miramar

"Wir haben ohne Infrastruktur angefangen, ohne Hangar, wir sind in Wohnwagen untergebracht, und unsere Räumlichkeiten befinden sich im Bau", erläuterte der Kommandeur, Oberstleutnant Michael "Goonoch" Fisher, die Lage.

Fisher hat 980 Flugstunden auf der F/A-18C und über 1.000 Flugstunden auf der F-35C absolviert. Er diente bei der VFA-101, der VFA-125 als Fluglehrer und drei Jahre lang bei der VMFA-314 "Black Knights” als MO, Ops-O und XO, bevor er zum Kommandeur der Tomcats ernannt wurde.

Infrastruktur, Ausbildung und enge Zusammenarbeit mit VMFA-314 und VFA-125

"Im November 2026 soll der Hangar B fertiggestellt sein. Dennoch haben wir alles, was wir für den Betrieb benötigen, wir teilen uns die Räumlichkeiten mit anderen Einheiten hier und es gibt viel Zusammenarbeit. Ein Beispiel dafür ist, dass wir bei Bedarf auch Räumlichkeiten im Hangar der VMFA-314 nutzen", erläuterte Fisher. Die "Black Knights" waren der erste F-35C-Verband des Marine Corps. "Die VMFA-314 hat uns dabei geholfen, Flugstunden zu sammeln und die Qualifikation für die F-35C zu erwerben. Die VFA-125 der Navy auf der NAS Lemoore ist allerdings die einzige Einheit, die eine endgültige Freigabe nach der Umschulung der Piloten auf die C-Modellreihe erteilen kann, sodass unsere Piloten letztendlich dort durch müssen", so Fisher weiter.

Technische Ausstattung der F-35C-Flotte der VMFA-311: Lots, JPALS und Softwarestände

"Die VMFA-311 verfügt über die neuesten C-Modell-Flugzeuge. Wir haben Jets der Lots 13 und 14, und das Lot 15 verfügt über eine verbesserte interne Waffenkapazität. Die Jets von Lot 16 werden dann statt der üblichen vier sechs Mittelstreckenraketen intern aufnehmen können. Die Schiffe sind jetzt mit JPALS (Joint Precision Approach and Landing System) ausgestattet, was die Landung auf Flugzeugträgern erheblich erleichtert. Wir verfügen außerdem über die neueste Software: 30P07.42 stellt die letzte Version der Block-3-Jets dar. Unsere sind alle TR-2 (Tech Refresh 2). Die meisten unserer Flugzeuge werden auf TR-3 aufgerüstet, sodass sie langfristig ebenfalls zu Block-4-Flugzeugen aufgerüstet werden können", erläuterte der Kommandeur.

Einsatzvorbereitung und Ausblick: TOPGUN-Unterstützung, Trägereinsatz und Pazifik-UDPs mit MAG-12

"Ich arbeite sehr gerne mit unseren Kollegen vom C-Modell der US Navy zusammen, und wir haben ein hervorragendes Arbeitsverhältnis. Wir haben gerade einige Monate lang TOPGUN in NAS Fallon unterstützt, und wir haben uns alle Jets und das Unterstützungspersonal geteilt. Wenn wir einsatzbereit sind, werden wir wohl einem Flugzeugträger zugewiesen. Wir werden wahrscheinlich in den Pazifik gehen und UDPs (Unit Deployment Programs) mit MAG-12 (Marine Aircraft Group) in Iwakuni (Japan) durchführen", blickte Fisher voraus.

"Derzeit scheint die Welt ziemlich instabil zu sein, wir wissen nicht, wohin uns der Weg als Nächstes führen wird, also trainieren wir für alle Eventualitäten. Hoffentlich werden alle vier F-35C-Verbände (des US Marine Corps) an einem Standort zusammengeführt, damit wir zusammenarbeiten und uns austauschen können. Ich glaube, dass das C-Modell aufgrund Reichweite und Ausrüstungsoptionen von den Kommandeuren besonders nachgefragt werden wird."

Flugeigenschaften, Systeme und Training: Einsatzchef Major Will "Frodo" Southerland über die F-35C

Was die F-35C selbst betrifft, so hat "das C-Modell die beste Treibstoffkapazität aller F-35-Varianten, und dank der größeren Tragflächen kann der Jet mit einer geringeren Landegeschwindigkeit auf dem Schiff landen, etwa 25 bis 30 Knoten langsamer als das A-Modell. Im Vergleich zur Hornet, die ein fantastisches Flugzeug ist, ist die F-35 (auf dem Radar) schwer zu erkennen. Außerdem ist ihre Rechenleistung blitzschnell, genau und präzise, und mit unseren hochmodernen Sensoren und dem hervorragenden Netzwerk um uns herum können wir taktische Entscheidungen extrem schnell treffen. Da der Jet so intelligent ist und uns eine Fülle von Informationen liefert, dreht sich alles um die Interpretation. Wir müssen nur herausfinden, was wir für die jeweilige Mission wissen müssen. Wir trainieren alles, wie CAS, SCAR, AR, Luft-Luft, Luft-Boden, SEAD, Interdiction und mehr – im Grunde alle Aufgaben, die die F/A-18 und AV-8B erfüllen", ergänzt Major Will "Frodo" Southerland, der Einsatzchef der VMFA-311.

"Persönlich finde ich die F-35 intuitiver zu erlernen als die F/A-18C Hornet. Die Schüler, die von der T-45C mit Glascockpit kamen, haben die F-35 ziemlich schnell gelernt. Es handelt sich um eine iPhone-Generation neuer Piloten, sodass sie den großen Touchscreen schneller lernen als jemand, der aus einem Flugzeug mit analogen Instrumenten kommt", sagt Southerland. "Das HOTAS-System der F-35 ist sehr gut und ermöglicht viele Abkürzungen. Im Vergleich zur F/A-18C ist allerdings die größte Veränderung bei der F-35C das Fliegen mit einem Sidestick – in den ersten Flugstunden habe ich mich dabei ertappt, wie ich nach dem Mittelstick gegriffen habe. Die F-35 fliegt so ruhig, dass man es gar nicht merkt, wenn man sich der Schallgeschwindigkeit nähert. In der Hornet war es ziemlich offensichtlich, wenn man sich Mach 1 näherte."

Southerland hebt auch die einfache Startprozedur hervor. "Man muss warten, bis die Computer hochgefahren sind, aber nach einer Weile gewöhnt man sich daran. Wir haben Wartungstechniker, die ihre gesamte Karriere mit Hornets verbracht haben, und der Übergang zur Wartung und die Übertragung dieses Fachwissens auf die F-35C-Community war exzellent. Die Wartungstechniker durchlaufen VMFAT-501, -502, VFA-125 oder kommen direkt aus der Schule. Alle sind glücklich, hier zu sein."

Insgesamt ist die F-35C des US Marine Corps aus Sicht von Fisher "das wahre Einhorn unter allen F-35, und ich freue mich auf Block 4 und verbesserten Fähigkeiten; sie werden unsere Schlagkraft und Überlebensfähigkeit um das Zehnfache steigern".

F-35C-spezifische Merkmale: großer Flügel, Klappspitzen, Kanonenbehälter und APU-Düse

  • Die F-35C zeichnet sich durch ihre großen Tragflächen mit beiklappbaren Flügelspitzen aus.
  • Im Bedarfsfall wird der Kanonenbehälter unter dem Rumpf mitgeführt; bei der F-35C wurde auf eine eingebaute Kanone verzichtet.
  • Die APU-Düse liegt zwischen den Seitenleitwerken.

Einführung der F-35C beim US Marine Corps: Staffeln, Zeitplan und Stückzahlen

  • VMFA-314 "Black Knights": bisher F/A-18A++/C/D, Umrüstung abgeschlossen.
  • VMFA-311 "Tomcats": bisher AV-8B II+, FOC 2025 geplant.
  • VMFA-251 "T-Bolts": bisher F/A-18C/D, Einführung F-35C 2025/26.
  • VMFA-115 "Silver Eagles": bisher F/A-18C/D, Einführung F-35C geplant 2027/2028.

Jede Staffel erhält zehn Flugzeuge (PAA, Primary Aircraft Assigned). Insgesamt sind 67 C-Modelle für das US Marine Corps bestellt, wobei einige an die Fleet Replacement Squadron der US Navy gehen. Bei der US Navy sind die F-35C das Standardmuster für die Flugzeugträger. Das Marine Corps fliegt die F-35B und die F-35C und ist damit flexibel einsetzbar. Die F-35B glänzt mit hervorragender Reichweite und Waffenzuladung.

VMFA-311 "Tomcats" seit 1942: Spitznamen, Einsätze und Musterliste

Die Staffel wurde am 1. Dezember 1942 aufgestellt und flog zunächst mit SNJ-4 Texans, wechselte aber bald darauf zur F4U-1 Corsair. Der offizielle Spitzname des Geschwaders lautete "Hell’s Belles" (selten verwendet). Nach dem Krieg und dem Eintritt in das Jet-Zeitalter mit der TO-1 Shooting Star (P-80B) wurde der 311 der WL-Heckcode zugewiesen. Damals lautete die phonetische Entsprechung "William Love" (heute sagen wir "Whiskey Lima"). Die Mitglieder des Geschwaders wandelten dies entsprechend in "Willy Lovers" um, was innerhalb der Einheit bis heute inoffiziell verwendet wird. Das Herz war daher ein naheliegendes Logo, das VMFA-311 bis heute zusammen mit dem Kater verwendet. Als die Einheit 1957 mit der Umstellung auf die F9F-8 Cougar begann, erhielt sie offiziell den Spitznamen "Tomcats". Die Tomcats, die im Laufe der Jahre unzählige Auszeichnungen erhalten haben, waren im Zweiten Weltkrieg, im Koreakrieg, in Vietnam, am Persischen Golf/in Südwestasien, in Afghanistan und im Irak im Einsatz. Sie waren mit folgenden Flugzeugtypen ausgestattet:

  • Dezember 1942: SNJ-4 Texan
  • April 1943: F4U-1 Corsair
  • März 1945: F4U-1C Corsair
  • Juli 1948: TO-1 (P-80B) Shooting Star
  • März 1950: F9F-2B Panther
  • Januar 1953: F9F-5 Panther
  • März 1957: F9F-8 Cougar
  • September 1958: A-4B (A4D-2) Skyhawk
  • Juni 1963: A-4E Skyhawk
  • November 1965: A-4C Skyhawk
  • September 1974: A-4M Skyhawk
  • Juni 1988: AV-8B Harrier II Day Attack
  • April 1992: AV-8B Harrier II Night Attack
  • Mai 2000: AV-8B Harrier II+ Radar Bird
  • April 2023: F-35C Lightning II