Weil die westlichen Luftstreitkräfte es seit vielen Jahren gewohnt sind, ihre Angriffsaufgaben in einem Umfeld ohne gefährliche Flugabwehrsysteme und gegnerische Abfangjäger durchzuführen, „sind uns einige der High-End-Fähigkeiten etwas abhanden gekommen“, räumte Sir Andrew Pulford, Stabschef der Royal Air Force, ein. Diese Fähigkeiten werden in Zukunft aber durchaus gebraucht, denn „heute gibt es vielleicht zehn integrierte Luftverteidigungssysteme weltweit, und wir rechnen damit, dass es in zehn Jahren 25 sind“, warnte General Mark Welsh, Kommandeur der USAF. „Wir müssen in der Lage sein, sie auseinanderzunehmen, sichere Routen zu schaffen, denn erst dann können Land- und Seestreitkräfte effektive Operationen durchführen.“

Um künftigen Flugabwehrsystemen und modernen Fightern wie den Suchoi-Mustern Su-35 oder T-50 gewachsen zu sein, bedarf es aus Sicht der Militärs modernster Muster. In dieser Hinsicht bilden die Lockheed Martin F-22, der Eurofighter und die Dassault Rafale die Speerspitzen der jeweiligen Luftstreitkräfte. Wie sie am besten zusammenarbeiten können, wurde nun zum ersten Mal in einer trilateralen Übung geprobt. Dafür wurden acht Rafales der EC 1/7 „Provence“ und der EC 2/30 „Normandie-Niemen“ sowie sechs Eurofighter der XI (F) Squadron von Coningsby von Europa zur Joint Base Langley-Eustis an der US-Ostküste verlegt. Dort sind die F-22 Raptor des 1st Fighter Wing beheimatet.
Nach einigen Orientierungsflügen und einer kurzen Phase simulierter Luftkämpfe gegeneinander ging es dann im Dezember 2015 für knapp zwei Wochen darum, wie die drei Fighter koordiniert eingesetzt werden können, um den maximalen Effekt zu erzielen. Die genauen Details wurden nicht genannt. Es gab jedoch zum Beispiel Szenarien, bei denen Rafale und Eurofighter voraus in „gegnerisches“ Territorium eindrangen, während die F-22A mit ihrem Radar aus dem Rückraum die Lage kontrollierte, um im Bedarfsfall einzugreifen. Auch der umgekehrte Fall, in dem die F-22 dank ihrer Stealth-Eigenschaften zunächst die gefährlichsten Ziele angreift und damit den europäischen Jets die Arbeit erleichtert, ist denkbar.

Auf jeden Fall wurde darauf geachtet, dass die Sache für die „blauen“ Kräfte nicht zu einfach wurde. Die „Red Air“ bestand aus so vielen F-15 Eagle von der Seymour Johnson AFB und T-38 Talon, dass sich das Fighter-Trio einem zahlenmäßig drei- bis vierfach überlegenen Gegner stellen musste. „Es passierte so viel gleichzeitig, dass es schwer war, alle Flugzeuge im Auge zu behalten und zu verarbeiten, was vor sich ging“, sagte ein Pilot der RAF, der normalerweise nur in deutlich kleinerem Rahmen übt.
Natürlich waren auch E-3G AWACS und Tanker involviert, um die Kampfflugzeuge zu unterstützen. Ein wichtiger Aspekt war dabei die Kommunikation, denn gerade hier hat die F-22 mit ihrem speziellen Datenlink noch ein Problem. Insgesamt können Raptor, Eurofighter und Rafale aber gemeinsam „viel mehr tun als einzeln, denn sie ergänzen sich“, ist General H. Carlisle, Kommandeur des Air Combat Command der USAF, überzeugt.
FLUG REVUE Ausgabe 03/2016









