Dassault setzt bei Rafale auf Exporterfolge

Frankreichs Kampfjet-Hoffnung
Dassault setzt bei Rafale auf Exporterfolge

Veröffentlicht am 04.08.2019
Dassault setzt bei Rafale auf Exporterfolge
Foto: Dassault

Seine Exzellenz Dr. Khalid bin Mohammed Al Attiyah, stellvertretender Premierminister von Katar und Minister für Verteidigungsangelegenheiten, sowie der Kommandant der Qatar Emiri Air Force, Generalmajor Mubarak Al Khayareen gehörten zu den Ehrengästen, als am 6. Februar bei Dassault Aviation in Bordeaux-Mérignac die Übergabe der ersten Rafale an das Emirat offiziell gefeiert wurde. Das Datum der Zeremonie war allerdings etwas willkürlich gewählt, denn einerseits fliegen bereits mehrere Rafales des Standards Q3 für Katar, andererseits sollte die Überführung von fünf Maschinen nach Doha planmäßig erst im Juni erfolgen.

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Ausbildung in eigens aufgestellter Katar-Staffel

Davor stand ein umfassendes Ausbildungsprogramm für das Wartungspersonal und die Besatzungen aus Katar an, das vom Hersteller, anderen zivilen Firmen wie Aérocampus und vor allem von der Armée de l´Air durchgeführt wurde. Die Umschulung der Piloten findet in Saint-Dizier statt. Im Anschluss an die Basisschulung gehen die Crews nach Mont-de-Marsan, wo bei der 3e Escadrede Chasse eine spezielle Katar-Rafale-Staffel eingerichtet wurde. Sie ermöglicht eine integrierte praktische Ausbildung von Technikern und Piloten. Zwanzig erfahrene französische Piloten wurden dafür abgestellt, etwa 200 Mann Personal aus Katar waren beteiligt, um einen möglichst reibungslosen Start des Rafale- Betriebs in Nahost zu gewährleisten.

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Katar rüstet mächtig auf

Nach Ägypten, das inzwischen fast alle seiner 24 Rafales (darunter 16 Doppelsitzer) erhalten hat, war Katar im Mai 2015 der zweite Exportkunde für das Flugzeug. Zunächst wurden 24 Maschinen für 6,3 Milliarden Euro bestellt. Im Dezember 2017 folgte ein zweiter Vertrag über ein Dutzend der Mehrzweck-Kampfflugzeuge. Katar beschafft außerdem je 36 Eurofighter Typhoon und Boeing F-15QA, um seine Kampfflugzeug-Flotte zu verzehnfachen.

Derweil sind auch die ersten von 36 Rafales für Indien fertig. Deren Lieferung soll im September beginnen. Insgesamt will Dassault dieses Jahr 26 Flugzeuge ausliefern, was weit über dem Schnitt von elf Maschinen in den letzten Jahren liegt. In Indien war die Beschaffung der Rafale durch die Regierung Modi vor den Wahlen einmal mehr in die Diskussion geraten, wobei die Opposition vor allem die Kosten und die Vergabe von Gegengeschäften an das Reliance-Konglomerat von Industrie-Tycoon Anil Ambani kritisierte.

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Chancen in Indien

Dassault hofft dennoch auf weitere Geschäfte im Land. So beteiligt man sich sowohl an einem Wettbewerb für ein neues Kampfflugzeug für die Flugzeugträger der indischen Marine (57 Maschinen) als auch an der Ausschreibung für 110 Kampfflugzeuge für die Luftstreitkräfte Indiens. Darüber hinaus ist Dassault derzeit bei Kampfflugzeug-Wettbewerben in Finnland (HX) und der Schweiz (Air2030) aktiv. In diesem Zusammenhang wurden Ende Januar, Anfang Februar schon einmal firmeneigene Kaltwetterversuche in Lappland auf der Luftwaffenbasis Rovaniemi) absolviert.

Lieferungen an Armée de l´Air gehen erst 2024 weiter

Was das einheimische Programm betrifft, so erhielt die Armée de l´Air 2018 drei Rafales als Ersatz für Maschinen, die man zuvor für eine schnelle Bedienung Ägyptens abgezweigt hatte. Somit sind 152 von bisher 180 bestellten Flugzeugen übergeben (46 Rafales M für den Einsatz auf Flugzeugträgern, 48 Rafales C und 58 Rafale-B-Doppelsitzer). Die restlichen folgen erst ab Ende 2024. In der Zwischenzeit werden die bei der Marine und den Luftstreitkräften vorhandenen Rafales auf den neuen Standard F3-R gebracht, der von der Beschaffungsbehörde DGA (Direction générale de l’armement) am 31. Oktober 2018 seine Freigabe erhielt. Die Aéronavale übernahm ihre erste Rafale F3-R (Seriennummer 30) Anfang Januar, nachdem sie ihren ersten Flug seit der Umrüstung am 17. Dezember absolviert hatte. Sie ist für Tests durch die CEPA/Flottille 10S vorgesehen, bevor die Truppeneinführung bei der Flottille 11F beginnt.

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Rafele im Vorteil?

Wesentliche Pluspunkte der Rafale F3-R sind die Fähigkeit zur Verwendung der weitreichenden Luft-Luft-Lenkwaffe Meteor, der Laserversion der Präzisionsbombe Safran AASM und des neuen Zielbehälters Thales Talios (Targeting Long-range Identification Optronic System). Die Sensoren und Systeme der Rafale wurden entsprechend angepasst.

Umfassende Verbesserungen

Aufbauend auf dem F3-R-Standard arbeiten Dassault Aviation und seine Partner nun am Standard F4. Dessen Entwicklung wurde nach einigen Studien am 14. Januar bei einem Besuch von Verteidigungsministerin Florence Parly in Bordeaux-Mérignac offiziell bekannt gegeben. Die Verbesserungen betreffen vor allem vier Bereiche:

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  • Konnektivität und zugehörige Netzwerkmodi: Da koordinierte Einsätze im internationalen Umfeld heute die Regel sind, soll die Rafale F4 ein echtes „vernetztes Flugzeug“ sein, mit neuen Datenlinks über Satellit und innerhalb der Gruppe, Kommunikationsserver und softwaredefinierten Funkgeräten. Ihre Fähigkeit, Daten zu sammeln, zu analysieren und über möglichst schwer entdeckbare Wege auszutauschen, wird erheblich verbessert.
  • Überlebensfähigkeit: Die Sensoren der Rafale werden verbessert, um die Einsatzfähigkeit und Überlebensfähigkeit des Flugzeugs gegen neue Bedrohungen zu sichern. Die Modifikationen betreffen hauptsächlich das RBE2- AESA-Radar (Active Electronically-Scanned Array) im Luft-Boden-Modus, das integrierte fortschrittliche Selbstschutzsystem SPECTRA mit neuen Fähigkeiten zur Erkennung von Bedrohungen und stärkeren Störmöglichkeiten sowie den multispektralen Sensor vor dem Cockpit (OFS).
  • Bewaffnung: Neben der Meteor wird ab 2026 die neue Luft-Luft-Lenkwaffe MBDA MICA NG geliefert (mit einem Infrarotsuchkopf oder einem Radarsuchkopf). Dazu kommt die Safran AASM „Hammer“ mit einem 1000 Kilogramm schweren Bombenkörper und neuem Antriebskit. Bereits ab 2020 verfügbar ist die aufgearbeitete Variante des Marschflugkörpers SCALP von MBDA.
  • Verfügbarkeit und Unterstützung im laufenden Betrieb: Die Rafale F4 wird ein neues Prognose- und Diagnosehilfssystem beinhalten, das vorausschauende Instandhaltungsfunktionen einführt. (Der Zweck der vorausschauenden Instandhaltung ist es, Ausfälle zu antizipieren, bevor sie auftreten.) Eine weitere Optimierung der verstärkt von der Industrie zu verantwortenden Wartung und Instandsetzung ist geplant, insbesondere auf Basis von Big Data und künstlicher Intelligenz.

Mehr Rafales für Frankreich

Laut Dassault Aviation wird die Entwicklung der für die F4-Version vorgesehenen Systeme schrittweise erfolgen, sodass einige Fähigkeiten bereits ab 2022 verfügbar und die komplette Validierung 2024 abgeschlossen sein soll. Im Jahr 2023 will Frankreich laut Verteidigungsministerin Parly im Rahmen des aktuellen Rüstungsprogramms 30 weitere Flugzeuge bestellen.

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„Diese Verbesserungen für den F4-Standard werden die Rafale auf das höchste Niveau (…) bringen und es unseren nationalen Streitkräften ermöglichen, ihre Luftherrschaft in den immer stärker umkämpften Lufträumen zu halten“, so Verteidigungsministerin Parly. Für die Entwicklungsarbeiten sind 1,9 bis zwei Milliarden Euro notwendig – laut Parly gut angelegtes Geld, denn es geht um „eine Garantie für unsere Souveränität“, und es „ist auch eine notwendige Investition, um die Wettbewerbsfähigkeit der Rafale im Export in den nächsten Jahrzehnten zu sichern und den Bestand der gesamten Kampfflugzeugindustrie zu gewährleisten“.