Normalerweise erfordern Verlegungen von Kampfflugzeugen einen längeren Vorlauf, gründliche Planung und einiges an Materialtransport. In Frankreich übte die Armée de l’Air nun das absolute Gegenteil: Das schnelle Ausfliegen der Jets eines Geschwaders im Fall eines gegnerischen Angriffs, und die Verteilung auf andere Flugplätze. Dazu rief die militärische Führung das Manöver "JADE" ins Leben, und erteilte der 3e Escadre de Chasse auf der Base Aériennne 133 in Nancy-Ochey einen ungewöhnlichen Befehl: alle Mirage 2000 der Einheit müssen ausgeflogen werden, und das ohne Vorwarnung. JADE steht für Jaillissement d’Escadre, quasi das Hochschießen oder Aufspritzen eines Geschwaders.
Am 22. April brannte dann auf dem Stützpunkt förmlich die Luft, als die Jagdbomber Mirage 2000D und Trainer Mirage 2000B die Basis verließen. In Nancy ist nämlich der Großteil der ursprünglich 86 gebauten D-Varianten des Deltas bei drei Staffeln stationiert: die EC 01.003 "Navarre", die EC 02.003 "Champagne" und die EC 03.003 "Ardennes". Das Geschwader hatte erst vor kurzem die kampfwertgesteigerte Version Mirage 2000 D RMV in Dienst gestellt (Rénovation Mi-Vie).
Wie im Kalten Krieg
Nach dem Start in Nancy teilte sich die Flotte auf und landete auf fünf verschiedenen Militärflugplätzen. Der kürzeste Weg führte zu den letzten Mirage 2000-5F in Luxeuil, der einzigen Fighter-Basis von Jade. Am weitesten entfernt waren der Stützpunkt der Patrouille de France in Salon-de-Provence und Rochefort (derzeit ohne fliegenden Verband). Außerdem setzten die Mirages auch auf den Pisten des A400M-Platzes in Orléans und von Avord (Heimat der E-3-Frühwarnflotte) auf.
Übung in Schweden
Noch weiter von ihrer Heimat entfernt ging es derweil für sechs Rafale, die im Rahmen des Manövers "Pégase 25" in den hohen Norden aufbrachen. Ihr Ziel war Schweden – damit verlegt die Armée de l’Air zum ersten Mal überhaupt Kampfjets auf das Gebiet des neuen NATO-Mitglieds. Die französische Armee-Führung beschreibt den Einsatz als "konkretes Engagement für die europäische Sicherheit, Seite an Seite mit unseren Verbündeten, zur Abschreckung und Verteidigung".
Nukleare Komponente?
Das Kontingent umfasst sechs Rafale aus Mont-de-Marsan und Saint-Dizier, sowie ein A330-Tanker aus Istres und zwei A400M-Transporter aus Orléans. Auf dem Weg nach Schweden half auch die Royal Air Force bei der Luftbetankung mit einer A330 Voyager aus. Über die Dauer des Manövers gab die französische Führung bis dato keine Auskunft. Interessant ist jedoch die Formulierung "Abschreckung" in der offiziellen Mitteilung. Schließlich sind in Saint-Dizier auch die für den Einsatz von Nuklearwaffen vorgesehenen Rafale beheimatet. Insgesamt verstärkt Frankreich seine Verteidigungsbemühungen, und hatte bereits im März den Ausbau von Luxeuil als nukleare Rafale-Basis angekündigt.