GE-Manager warnt: China holt bei Kampfjet-Triebwerken auf

Verliert der Westen seinen Vorteil?
China holt bei Kampfjet-Triebwerken auf

ArtikeldatumVeröffentlicht am 26.09.2025
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China hat deutliche Fortschritte bei der Entwicklung eigener militärischer Antriebe erzielt. In einem Interview mit dem Mitchell Institute for Aerospace Studies am 9. September warnte nun Steve Russell, Leiter von GE Aerospace Edison Works, dass sich der Abstand zwischen US-amerikanischen und chinesischen Militärtriebwerken verringere: "Sie holen auf, und wir sehen das deutlich." Nach seiner Einschätzung bleibt die Zuverlässigkeit chinesischer Aggregate zwar noch klar hinter den USA zurück, denn während amerikanische Triebwerke oft mehrere tausend Flugstunden erreichten, müssten chinesische Modelle nach wenigen hundert Stunden bereits überholt werden, so Russell. Dennoch verweist der GE-Mann auf die Dynamik der Entwicklung: "Sie haben viele kluge Ingenieure, sie arbeiten schnell und sie bauen sehr viele Jets."

Internet China

Chinas Aufholjagd

Seit Jahren arbeitet Chinas Luftfahrtindustrie daran, eine ihrer größten technologischen Schwächen zu überwinden: die Abhängigkeit von ausländischen Triebwerken wie den russischen Saturn AL-31F und AL-31FN. Nach Einschätzung des Pentagons verfolgt Peking deshalb eine mehrgleisige Strategie: staatlich finanzierte Forschungsprogramme, industrielle Kooperationen, erzwungene Technologietransfers und die enge Verzahnung von ziviler und militärischer Industrie. Immer wieder spielen laut den USA auch Fälle von Industriespionage eine Rolle. Inzwischen hat die Volksrepublik eine Reihe eigener Programme gestartet, für maßgeschneiderte Militärantriebe, die unterschiedliche Einsatzbereiche abdecken und Stück für Stück in Serie gehen. Beim Stand der Entwicklung einzelner Programme sowie deren Leistungsfähigkeit lässt sich China jedoch nur bedingt in die Karten schauen. So tauchen in den sozialen Netzwerken immer wieder Bilder von neuen Kampfjets und Prototypen auf, die nur wenig Rückschlüsse über den verwendeten Antrieb gestatten. Etwa im Fall des vermeintlichen Kampfflugzeugs der sechsten Generation J-36, das, wie auf Bildern erkennbar, wohl mit drei Triebwerken ausgestattet ist.

Laut der Analyseplattform Janes entwickelte China 2013 den sogenannten "Two Engines Plan". Dieser wurde zunächst in den chinesischen Fünfjahresplan 2016 bis 2020 aufgenommen und als nationale Priorität auch im Plan für 2021 bis 2025 fortgeführt. Ziel ist es demnach, die Entwicklung von Militärtriebwerken über das gesamte Schub-Spektrum hinweg voranzutreiben und laufende Programme gezielt weiterzuentwickeln. Dazu zählen Niedrig-Bypass-Triebwerke wie das Shenyang WS-10 "Taihang", das in den Fightern J-10C, J-11, J-15, J-16 und als Übergangslösung in der J-20 eingesetzt wird, sowie das leistungsstärkere WS-15 "Emei", das langfristig die J-20 antreiben soll und Ende 2024 erstmals auch in einer J-20A gesichtet wurde. Im mittleren Bypass-Bereich ist das Guizhou Liyang WS-19 für die J-35 vorgesehen. Beobachtungen deuten darauf hin, dass die landgestützte J-35A möglicherweise bereits mit diesem Triebwerk erprobt wird. Die trägergestützte Variante soll hingegen noch mit dem WS-21 fliegen, einer Weiterentwicklung des WS-13, das in frühen Prototypen eingesetzt war. Der Turbofan WS-18, ein Derivat des sowjetischen Solowjow D-30, ist wiederum unter anderem für den Bomber H-6K eingeplant. Als Hoch-Bypass-Variante gilt das WS-20, das für die Transport- und Tankflugzeuge der Y-20-Familie entwickelt wurde und Medienberichten zufolge seit 2023 im Einsatz sein könnte.

Im Rahmen des NGAP entwickeltes Militärtriebwerk XA103 von Pratt & Whitney
RTX / Pratt & Whitney

Investitionen und Kaufbereitschaft fördern

Um den Vorsprung gegenüber China zu halten, müsse die USA jetzt konsequent in Programme wie das Next Generation Adaptive Propulsion (NGAP) investieren, betont GE-Manager Russell. Der im Juni 2025 vorgestellte Haushaltsplan der Trump-Regierung für das Finanzjahr 2026 sieht jedoch sogar eine Kürzung der Mittel vor: Statt ursprünglich rund 439,9 Millionen US-Dollar sind nur noch 330,3 Millionen eingeplant. Heather Penney, ehemalige Kampfpilotin der US Air Force (USAF), sowie Direktorin für Studien und Forschung am Mitchell Institute – das sowohl als Thinktank als auch als Lobbyorganisation zur Unterstützung der US-Luft- und Weltraumstreitkräfte fungiert –, kritisiert zudem das Verhalten der Regierung als Auftraggeber. Diese sei ein unzuverlässiger und schlechter Kunde, da die schwankende Nachfrage die Unternehmen daran hindere, ihre Produktion verlässlich zu planen, langfristige Investitionen zu tätigen und stabile Zuliefererketten aufzubauen.