Geheime Tests in Bayern - Als Deutschland die Su-20 Fitter flog

Geheime Tests in Bayern
Als Deutschland die Su-20 Fitter flog

Veröffentlicht am 27.03.2025

Suchoi-Kampfjets am bayrischen Himmel: Nach dem Ende des Kalten Kriegs und der Wiedervereinigung keine Seltenheit, aber im Jahr 1985 schien eine Entspannung zwischen den Supermächten noch in weiter Ferne. Daher kamen die in Manching aufgetauchte Su-20 Fitter einer Sensation gleich. In den USA gab es über Jahrzehnte geheime Test- und Erprobungsflüge sowjetischer Kampfflugzeuge über entlegenen Wüstengegenden, aber in der Bundesrepublik?

In der dicht besiedelten Nation konnte der Flugbetrieb eines Sowjet-Jets nicht lange unentdeckt bleiben. Dennoch begann die damalige Erprobungsstelle 61 der Bundeswehr mit der Flugerprobung. Trotz aller Geheimhaltungsversuche dauerte es nicht lange, bis der erste Fotograf den Exoten erwischte. Von einer "befreundeten Nation" kam das exotische Duo laut damaliger Auskunft des Verteidigungsministeriums. "Wir wollen nur herausfinden, welche Technologie dahintersteckt, und sie mit unserer vergleichen", hieß es aus Bonn.

Suchoi Su-20 Fitter im Landeanflug
FR-Dokumentation

Kisten aus Ägypten

Damals war alles um den Vorgang streng geheim, selbst heute sind nicht allzu viele Details bekannt. Jedenfalls kamen im Jahr 1984 einige Kisten mit brisantem Inhalt in Manching bei der E-Stelle an (heute Wehrtechnische Dienststelle, WTD 61). Das Technik-Puzzle enthielt Teile für zwei komplette Schwenkflügel-Kampfjets aus der Sowjetunion, einschließlich ihrer Triebwerke. Erst später stellte sich in der Öffentlichkeit ihre Herkunft aus dem Land der Pyramiden heraus.

Eingelagerte Suchoi Su-20 Fitter von schräg vorne
Patrick Hoeveler

Ersatz durch die F-16

Ägypten hatte Anfang der 70er Jahre rund 20 frühe Exemplare der Su-20 aus der Sowjetunion erhalten. Später folgten noch rund 30 Jets aus Algerien. Pläne für ihre Modernisierung machte die Annäherung des Landes an die USA zunichte, die zu einer Beschaffung der F-16 Fighting Falcon führte. Ende der 80er Jahre gingen die letzten Fitter außer Dienst.

Riskante Erprobung

Von den zwei nach Deutschland gekommenen Maschinen flog nur eine: die 98+61. Das zweite Exemplar diente als Ersatzteilspender. Erste Rollversuche erfolgten wohl bereits Ende 1984, gefolgt vom Erstflug am 26. Juni 1985. Die Erprobungsmannschaft hatte im Vorfeld mehr als ein mulmiges Gefühl. So wusste niemand, ob beispielsweise der Schleudersitz nach dem Zusammenbau noch ordnungsgemäß funktionierte. Schließlich ging man das Wagnis ein und flog, und das gar nicht so schlecht: Die Bewertung kam zu dem Schluss, dass alles sehr robust ausgeführt ist. Zum Beispiel zeigte sich die Hydraulik als sehr widerstandsfähig, trotz jahrelangem Einsatz im Wüstenstaub.

Ende in Museen

Insgesamt 26 Mal soll die Su-20 in der Luft gewesen sein, schon am 21. Oktober 1985 war Schluss. Sie stand noch einige Jahre in Manching, bis sie ihren Weg ins Luftwaffenmuseum nach Berlin-Gatow fand. Auch der Teilespender 98+62 ist erhalten geblieben. Sie befindet sich heute auf dem niederländischen Fliegerhorst Leeuwarden, allerdings mit falschen sowjetischen Markierungen.