Gemeinsam gegen Russland? NATO-Luftwaffenübung über der Nordsee

Mit 130 Flugzeugen bei Ramstein Flag 2025
NATO-Großmanöver über der Nordsee

Veröffentlicht am 29.05.2025

Ramstein Flag 2025 konzentrierte sich auf Operationen zur Abwehr von Luftangriffen (Counter Anti-Access/Area Denial, C-A2/AD) und auf Einsätze zur integrierten Luft- und Raketenabwehr (Integrated Air and Missile Defense, IAMD). 95 Kampfflugzeuge waren beteiligt, darunter nicht weniger als 32 F-35A Lightning II. Dazu kamen fünf luftgestützte Frühwarn- und Kontrollflugzeuge (AEW&C) und 17 Tanker. Im Verlauf der zweiwöchigen Übung wurden insgesamt sieben kombinierte Luftoperationen durchgeführt. An jedem Einsatz waren etwa 55 Kampfjets, ein AEW&C-Flugzeug, drei bis fünf Tankflugzeuge, ein unbemanntes Flug- gerät, ein Hubschrauber und eine Fregatte der Königlich Niederländischen Marine in der Nordsee beteiligt.

Lockheed Martin F-35A Lightning II am Boden
NATO Air Command

Zwei Gruppen

Die Teilnehmer wurden in zwei Gruppen aufgeteilt. Ein Kontingent flog von Stützpunkten in Großbritannien (RAF Coningsby, Fairford, Lossiemouth und Marham) aus, während das andere ab Dänemark (Skrydstrup) und den Niederlanden (Leeuwarden) operierte. 27 Kampfjets, zwölf Tanker und drei AEW&C-Flugzeuge flogen direkt von ihren Heimatbasen in den Niederlanden, Dänemark, Deutschland, Frankreich und Großbritannien aus. Diese Aufteilung bot den Crews ein umfassendes Training sowohl für offensive als auch für defensive Luftoperationen. Insgesamt waren 32 F-35 beteiligt – die bisher größte Zahl dieser Kampfflugzeuge der fünften Generation an einer NATO-Übung. Geflogen wurde mit den angebauten Lüneburg-Reflektorlinsen und somit ohne Stealth. Geübt wurde jedoch der Austausch von Missionsdaten mit anderen modernen Kampfflugzeugen im Einsatzgebiet, insbesondere mit den F-16C/D Block 72 der 343 Mira der griechischen Luftwaffe (HAF). Diese konnten ihr Radarbild mit den F-35As teilen und gleichzeitig von den Informationen profitieren, die von deren Radaren und Sensoren gesammelt wurden. Dadurch konnten die F-16-Piloten ihre CAP-Missionen gemeinsam mit den F-35A durchführen. Wichtig war auch, wie die Niederländer und die USAF einen gemeinsamen F-35-Einsatz demonstrierten, wobei die Flugzeuge von Besatzungschefs der jeweils anderen Nation am Boden vorbereitet und nach der Mission auch wieder in Empfang genommen, aufgetankt und inspiziert wurden. Die erfolgreiche gegenseitige Wartung war ein Beispiel für die Bedeutung der Integration von Logistik und Instandhaltung, die die Bereitschaft der Verbündeten zur Verlegung im gesamten NATO-Raum erhöht. "CrossServicing stellt sicher, dass unsere F-35 und die unserer NATO-Verbündeten und Partner von jeder NATO-Basis aus effektiv operieren können", sagte 1st Lt. Joshua Hettinger, Kommandeur der 495th Fighter Generation Squadron (FGS).

Schwedischen Gripen auf dem Rollfeld von Leeuwarden bei Nacht
Royal Netherland Air Force

60 Jets in der Luft

Von deutscher Seite war das Taktische Luftwaffengeschwader 71 "Richthofen" mit sieben Eurofightern und einem Eurofighter-Doppelsitzer vertreten. Sie wurden am 26. und 27. März mit Unterstützung einer deutschen C-130J-30 nach Leeuwarden AB verlegt. Während der Übung flogen die acht Eurofighter mehr als 70 Einsätze über der Nordsee. "Ramstein Flag25 zeigt eindrucksvoll wie professionell und auf welch hohem Niveau die NATO-Luftstreitkräfte zusammenarbeiten!", so der Kontingentführer Oberstleutnant Fabian S. Am Abend des 9. April wurde der größte Einsatz von Ramstein Flag25 durchgeführt. Über 60 Kampfjets, sechs Tankflugzeuge und eine E-3A der E-3-Staffel der NATO waren beteiligt. Eine der KC-135R der 108th ARS der USANG war dabei speziell für die Betankung der E-3A zuständig, während die übrigen Tanker die Kampfjets bedienten. Generell fanden von Montag bis Donnerstag täglich zwei Einsatzwellen statt: eine tagsüber zwischen 16:30 und 19:30 Uhr und eine nachts zwischen 20:30 und 23:30 Uhr. Freitags fanden ausschließlich Tageseinsätze statt. Obwohl einige der griechischen F-16-Piloten während der Trainingsphase die Luftbetankung übten, führten sie während ihrer Einsätze keine Luftbetankung durch. Sie hatten somit mit durchschnittlich 90 Minuten die kürzesten Einsätze. Im Gegensatz dazu blieben andere Teilnehmer dank der Luftbetankung zwei bis zweieinhalb Stunden in der Luft. Jede Einsatzwelle umfasste typischerweise vier Tankflugzeuge. In der zweiten Woche der Übung wurde mit zunehmender Einsatzintensität die Zahl der an jeder Welle beteiligten Tanker von vier auf sechs erhöht.

Start einer E-3A bei der NATO-Übung Ramstein Flag 2025
Babak Taghvaee

E-3A AWACS unverzichtbar

Jede COMAO der Übung erforderte die Anwesenheit eines AEW&C-Flugzeugs. Diese Mission wurde primär dem NATO-E-3-Geschwader E-3 in Geilenkirchen zugeteilt. Da die Einheit jedoch derzeit nur über sieben flugfähige Maschinen verfügt und auch die russischen Streitkräfte an der Ostflanke der NATO überwachen muss, stellten Italien und die Türkei zur Entlastung der Maschinen eine E-550A beziehungsweise drei E-7 (101. Filo ) zur Verfügung. Insgesamt baute Ramstein Flag 2025 auf die erst im letzten Herbst in Griechenland durchgeführte Übung Ramstein Flag24 auf und zeigte "die Entschlossenheit des Bündnisses, sich anzupassen (…) und potenzielle Bedrohungen im euro-atlantischen Raum abzuwehren", so General James Hecker, Kommandeur des NATO Allied Air Command in Ramstein.