Der Patient in stabilem Zustand benötigte dringend medizinische Hilfe, die auf der Station nicht geleistet werden konnte. Deswegen schickte die Neuseeländische Luftwaffe für einen medizinischen Evakuierungsflug eine C-130H in die Antarktis. Dort herrscht zur Zeit Winter mit extremen Wetterbedinungen, die sich jederzeit sehr schnell ändern können. Die Neuseeländer verlegten für den gewagten Antarktis-Einsatz zunächst eine Hercules am Dienstag von deren Basis Auckland nach Christchurch vor.
Eispiste musste erst geräumt werden
In den frühen Morgenstunden startete der Evakuierungsflug am Donnerstag um zwei Uhr Ortszeit, um mit Hilfe von Nachtsichtbrillen, bei sich verschlechternden Wetterbedingungen, kurz vor neun Uhr neuseeländischer Zeit, bei Dunkelheit auf der Eispiste der Station zu landen. Die Piste war eigens präpariert worden, um sie trotz der Winterbedingungen kurzfristig benutzbar zu machen. Dort herrschten Temperaturen von minus 33 Grad Celsius und Wind.
Rückflug ohne Ausweichplätze
Vor dem knapp achtstündigen Rückflug ohne Ausweichmöglichkeit musste die Hercules noch in der Antarktis betankt werden. Der Patient, in dicker Polarkleidung, wurde von einem Krankenwagen angeliefert und mit einer Trage an Bord gebracht. Gegen zehn Uhr startete die Hercules nach Christchurch, wo sie mittlerweile landete und der Patient, ein US-Bürger, in ein Krankenhaus eingeliefert wurde.
Gefährlich wie ein Kampfeinsatz
Der neuseeländische Air Component Commander, Air Commodore Andy Scott sagte, die Extrembedingungen in der Antarktis in der jetzigen Jahreszeit seien mit Kampfeinsätzen vergleichbar. Neuseeland habe 2021 erstmals mit Hilfe von Nachtsichtgeräten eine Evakuierung aus der Antarktis durchgeführt, im Sommer. Einer der jetzigen Piloten sei auch damals mitgeflogen. "Die Piloten müssen an einem Punkt entscheiden, ob sie weiterfliegen oder umkehren", sagte Scott. "Wir nennen ihn Boomerang. Wir sind sehr zufrieden, dass der Flug heute erfolgreich geklappt hat und der Patient sicher im Krankenhaus ankam, wo er jetzt weiter behandelt werden kann."
Oldie im Einsatz
Den herausfordernden Flugauftrag übernahm die Hercules mit der Bordnummer NZ7004. Sie ist eine von fünf neuseeländischen C-130H, die bei der No. 40 Squadron fliegen. Neuseeland hatte seine 1965 bis 1969 gelieferten C-130H nach 2005 mit einem aufwändigen Programm überholt. Zu den Lebensdauerverlängerungsmaßnahmen gehörten strukturelle Modifikationen und eine Erneuerung der Cockpit-Avionik. Seitdem firmieren diese Hercules unter der offiziellen Bezeichnung C-130H(NZ). Noch in diesem Jahr soll die Flotte durch fünf, schon bestellte, fabrikneue C-130J-30 ersetzt werden.
Geschlossene Wolkendecke
An Bord des Rettungsfluges waren 13 Besatzungsmitglieder, darunter zwei Militärärzte. Der Flug landete mit Radfahrwerk auf der Eispiste "Phoenix Airfield", dessen Oberfläche mit verdichtetem Schnee präpariert wurde. Mitglieder der Forschungsstation beleuchteten die Piste für die Landung notdürftig mit Autoscheinwerfern. Eine Wolkendecke in rund 1000 Metern Höhe über dem Platz verhinderte, dass Sternenlicht als Hilfe beim Anflug in der Dunkelheit genutzt werden konnte. Der US Botschafter in Neuseeland sprach der Rettungscrew offiziell seinen Dank aus.