LTG 62 hat eigenen Abfangjäger - Greifvogel soll A400M-Transporter schützen

Greifvogel schützt Luftraum für die A400M-Flotte
LTG 62 erprobt gefiederten Abfangjäger

Zuletzt aktualisiert am 04.02.2025

Mit aktuell 47 Maschinen ist die A400M-Flotte des Lufttransportgeschwaders 62 die weltweit größte. Da auch die Population im zehn Kilometer entfernten Vogelparadies Meerbruchwiesen wächst, bleibt Vogelschlag eine ernsthafte Gefahrenquelle. Mit dem eigenen Luftfahrtspirit entwickelten die Mitarbeitenden des Bundeswehr-Dienstleistungszentrums Wunstorf (BwDLZ) deshalb ein vielversprechendes Pilotprojekt. Ende Januar stellten sie es den Medien vor.

Wie lassen sich am Standort beheimatete Vögel, zu denen geschützte Feldlerchen zählen, erfolgreich vergrämen? Bisher fuhr ein Fahrzeug der Flughafenfeuerwehr mit Sirenengeheul Patrouille. Auch Knallschutzmunition vertreibt Vögel für eine Viertelstunde. Durch den Einsatz von Geierfalke "Carlos" konnten die Abschreckungsvarianten intelligent ergänzt werden. Der nicht letal agierende Falklandkarakara kreist vor Starts und Landungen über dem Luftwaffenstützpunkt. Allein sein Anblick lässt andere Vögel abdrehen und hält den Luftraum dadurch vogelfrei.

Das sechsmonatige "Pilotprojekt" wird in diesem Frühjahr ausgewertet. Bis dahin beweist Carlos fliegerisches Talent, schnelle Auffassungsgabe und weites Sehfeld – er passt also perfekt ins Team. Mit drei Jahren und 1300 Gramm Gewicht ist der sehr seltene Falklandkarakara zugleich jüngster und leichtester Kamerad der Truppe. Carlos könnte selbst zu seinem Arbeitsplatz fliegen, wird aber vom gelernten Fluggerätemechatroniker und Falkner Oliver im Auto mitgenommen. Der 31-jährige Hauptfeldwebel und Carlos bilden ein agiles Duo.

Andere Vögel flüchten

Die Menschen zeigen sich von Carlos entzückt. Dagegen wirkt sein Erscheinungsbild auf Krähen, Möwen und weitere Vogelarten äußerst unsympathisch. Sie gehen sofort auf Distanz. Tatsächlich sieht Carlos‘ blau gefärbter Hakenschnabel gefährlich aus, seine Statur ähnelt dem Mäusebussard, der kleinere Tiere schlägt, also tötet. "Doch Carlos will nur kuscheln", versichert Falkner Oliver und fügt hinzu: "Aber das wissen die anderen Vögel ja nicht."

Fanden es Tauben bisher attraktiv, sich auf der Oberkante eines Hallentores mitschieben zu lassen, verdirbt ihnen Carlos Erscheinen spontan die Freude. Sie machen den Abflug. "Wir lassen Carlos auf der Freifläche, aber auch in den Hallen selbst kreisen. Dadurch wissen andere Vögel: Aha – hier wohnt schon einer, dieses Revier ist belegt", übersetzt Falkner Oliver die Welt aus Vogelsicht und ergänzt: "Dann bauen sie ihr Nest lieber an einem gemütlichen Ort und meiden Carlos‘ Nachbarschaft".

Die Information von der Anwesenheit des Falklandkarakara, der seit Herbst 2024 auf dem Wunstorfer Fliegerhorst im Einsatz ist, sprach sich in der Vogel- und Medienwelt tatsächlich schnell herum. Erwartungsgemäß sind die Reaktionen grundverschieden. Radio- und Fernsehsender sowie Printmedien sind von Carlos Auftritt angetan. Der Vogel selbst setzte bei seiner ersten Pressekonferenz dagegen spontan Betriebsmittel ab, fand dann aber schnell zur üblichen Routine und kreiste erst durch eine große Halle, um anschließend zwischen der A400M Flotte auf dem Vorfeld zu spazieren.

Nieselregen macht dem Tier nichts aus, die feinen Tropfen perlen am Gefieder ab. Aber bei Sturm oder Starkregen bleibt der einzige Abfangjäger des Lufttransportgeschwaders 62 in der Voliere. Auf Menschen wirkt Carlos Gegenwart jedenfalls stimmungsaufhellend. "Das sieht doch nach einer "Win-win-Situation" aus, freut sich Falkner und Hauptfeldwebel Oliver.