Größter US-Flugzeugträger USS Ford vor Venezuela

Erst Manöver in der Nordsee, jetzt in der Karibik
Größter US-Flugzeugträger USS Ford vor Venezuela

ArtikeldatumVeröffentlicht am 13.11.2025
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USS Gerald R. Ford vor Kreidefelsen von Dover
Foto: US Navy

Noch im August kreuzte die USS Gerald R. Ford durch die Straße von Dover, auf dem Weg zu einem Nato-Manöver in der Nordsee. Jetzt operiert der 337 Meter lange Flugzeugträger im Karibikraum. US-Verteidigungsminister Pete Hegseth ließ das nukleargetriebene Flaggschiff der US-Navy umdirigieren, um die amerikanische Militärpräsenz in der Region beispiellos zu verstärken.

Die Marine bestätigt lediglich, dass sich die Ford und drei begleitende Lenkflugkörper-Zerstörer im westlichen Atlantik befinden. Militärkreise präzisierten jedoch, dass der Verband bereits in karibischen Gewässern operiert. Mit über 75 Kampf- und Aufklärungsflugzeugen an Bord, darunter F/A-18E Super Hornets, EA-18G Growler zur elektronischen Kampfführung und E-2D Hawkeye-Frühwarnflugzeuge, verfügt der Träger über massive Schlagkraft.

Größtes Aufgebot seit Jahrzehnten

Rund 5500 Soldaten kommen mit dem Flugzeugträger und seinen Begleitschiffen hinzu. Zusammen mit den bereits stationierten 10.000 Soldaten – je zur Hälfte an Land in Puerto Rico und auf acht weiteren Kriegsschiffen – befinden sich nun über 15.000 US-Militärangehörige in der Region. Ein derartiges Aufgebot gab es in Lateinamerika seit Jahrzehnten nicht mehr.

Von der Nordsee in die Karibik

Noch im August hatte Kapitän Dave Skarosi, Kommandant der Gerald R. Ford, bei der Durchfahrt durch den Ärmelkanal erklärt: "Unser erfahrenes Navigationsteam sorgt dafür, dass der größte Flugzeugträger der Welt unsere Fähigkeiten als vorwärtspositionierte Streitkraft jederzeit und überall einsetzen kann, um die euro-atlantische Region vor feindlichen Aktionen zu schützen."

Nun soll dieselbe Schlagkraft nicht Europa, sondern die westliche Hemisphäre sichern. Allerdings nicht gegen staatliche Akteure, sondern gegen mutmaßliche Drogenschmuggler.

Einen Tag vor Bekanntwerden der Träger-Verlegung hatte Hegseth erklärt, bei zwei weiteren Angriffen auf Boote im östlichen Pazifik seien am Sonntag sechs Menschen getötet worden. Seit Anfang September kamen bei 19 solcher Attacken in Pazifik und Karibik insgesamt 76 Menschen ums Leben. Washington behauptet, es handle sich um Drogenschmuggler, legt aber keine Belege vor.

Zahlreiche Völkerrechtsexperten verurteilen die Angriffe als illegal. Das US-Militär dürfe nicht gezielt Zivilisten töten, die keine unmittelbare Gewaltbedrohung darstellten. Die Trump-Regierung argumentiert, die Schläge seien rechtmäßig, da der Präsident einen formellen bewaffneten Konflikt mit Drogenkartellen "festgestellt" habe.

UK beendet Geheimdienst-Kooperation

Das Ausmaß der Isolierung Washingtons zeigt sich am Verhalten Großbritanniens. London hat den Austausch von Geheimdienstinformationen über mutmaßliche Drogentransporte in der Karibik eingestellt.

Die britische Regierung will nicht Komplizin bei Operationen sein, die sie für völkerrechtswidrig hält. Kurz nach den ersten US-Angriffen im September stoppte London den Informationsfluss geheimdienstlicher Daten.

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Außenminister Marco Rubio reagierte mit scharfen Worten auf die europäische Kritik: "Ich finde es interessant, dass all diese Länder wollen, dass wir atomwaffenfähige Tomahawk-Raketen schicken, um Europa zu verteidigen. Aber wenn die Vereinigten Staaten Flugzeugträger in unserer Hemisphäre stationieren, wo wir leben, ist das plötzlich ein Problem."

Die USA stünden unter Angriff von "organisierten, kriminellen Narco-Terroristen", und der Präsident reagiere in Verteidigung des Landes.

Venezuelas Präsident Maduro ist in den USA wegen Drogenhandels angeklagt, Washington hat 50 Millionen Dollar Kopfgeld ausgesetzt. Rubio bezeichnet ihn konsequent als "Flüchtling vor der amerikanischen Justiz".

Trump hat noch keine Entscheidung getroffen, wie genau er die militärische Präsenz in der Region einsetzen will. Nach Angaben von Regierungsvertretern zögert er, Operationen zu genehmigen, die in einem Fehlschlag enden könnten. Viele seiner Berater drängen jedoch auf Maduros Sturz.

Mit dem Flugzeugträger vor der Küste wächst der Druck auf Präsident Trump, die Drohkulisse entweder diplomatisch zu nutzen oder die Feuerkraft einzusetzen.