Die Lockheed Martin F-35 bleibt das größte Kampfflugzeugprojekt der letzten Jahrzehnte. Allein die USA planen die Beschaffung von 2470 Exemplaren der Lightning II. Außerdem haben sich 17 Nationen für den Kauf des Musters entschieden. Dennoch lief nicht alles reibungslos: Im Vergleich zum ursprünglichen Plan von 2001 kämpft das Programm mit einer Verspätung von zehn Jahren und einer Kostenüberschreitung von 209 Milliarden Dollar. Aktuell hackt es an der Einführung des neuen Block-4-Standards. In einer am 16. Juni veröffentlichen Studie zur Lockheed Martin F-35 kommt der US-Bundesrechnungshof jetzt zu wenig erfreulichen Ergebnissen.

Tests der F-35 machen Fortschritte - aber nur langsam.
Verspätung bei Upgrade
Das TR-3 genannte Upgrade (Technology Refresh) umfasst Änderungen bei Soft- und Hardware, wie zum Beispiel neue Prozessoren, ein verbessertes Panorama-Display im Cockpit und ein leistungsfähigeres Datenaufzeichnungssystem. Ursprünglich sollte die erste Maschine im Juli 2023 zur Auslieferung kommen. Aber die Prozessoren als Schlüsselkomponente kommen vom Zulieferer verspätet und dann noch mit Qualitätsmängeln. Erst ab diesem Dezember sollen sich die Stückzahlen auf dem geplanten Niveau befinden.

Das TR-3-Update soll die Leistungsfähigkeit der F-35 noch einmal verbessern.
Fertigung auf Halde
Die Verzögerung könnte zu keinem ungünstigeren Zeitplan kommen, denn nach 20 Jahren hat die F-35 in diesem März endlich die volle Produktionsrate erreicht. Im vergangenen Jahr hatte Lockheed Martin insgesamt 91 Prozent der 98 Lightnings verspätet geliefert, die schlechteste Rate seit sechs Jahren. Damit die Fertigung nicht wieder ins Stocken gerät, verfügt die Firma über acht Sätze mit TR-3-Hardware einschließlich der Prozessoren, die beim Bau neuer Maschinen zum Einsatz kommen. Kurz vor der Fertigstellung werden sie wieder ausgebaut und in den nächsten Jets verwendet.
Stau auf den Abstellflächen
Da die Kunden aber seit Mitte letzten Jahres keine Flugzeuge mit dem inkompletten TR-3-Standard abnehmen, produziert das Unternehmen in Fort Worth weiter auf Halde. Wie viele F-35 sich schon die Beine in den Bauch stehen, will das Pentagon nicht veröffentlichen. Laut Aussage des Rechnungshofs erreicht Lockheed Martin bald die maximale Parkkapazität und muss sich nach neuen Abstellmöglichkeiten umsehen.

Die Fertigung der F-35 erfolgt in Forth Worth, Texas.
Abgespeckte Software
Zu allem Überfluss erweist sich die Software für das Radar und die Systeme der elektronischen Kampfführung als instabil. Mehrfach mussten Piloten bei Tests mitten im Flug einen Neustart durchführen. Aufgrund dieser Probleme verschiebt sich die Einführung des neuen Standards auf kommendes Jahr. Um trotzdem Flugzeuge vom Hof zu bekommen, hat der Flugzeugbauer eine abgespeckte Version erdacht, mit denen die Fighter zwar einsatzfähig sind, aber nicht über neue Funktionen verfügen. Diese sollen dann später nachgerüstet werden.
Abbau dauert mindestens ein Jahr
Allerdings lässt sich frühestens im Juni mit der einfacheren Ausführung rechnen. Dafür will man dann die vorhandenen Flugzeuge schneller auf den aktuellen Stand bringen als vorgesehen: 20 Einheiten statt 13 pro Monat. Selbst mit dieser ehrgeizigen Rate dauert es gemäß dem General Accounting Office rund ein Jahr, bis der Überschuss abgebaut ist.
Beschaffung wird gekürzt
Die Situation geht auch dem US-Abgeordnetenhaus auf die Nerven: Die Politiker wollen daher die für dieses Jahr vorgesehenen Beschaffung der Lightning II kürzen: auf 58 der geforderten 68 Maschinen (42 F-35A, 13 F-35B und 13 F-35C). Zudem dürfen zehn davon nur übernommen werden, wenn die Schwierigkeiten behoben sind.
Upgrade läuft zu heiß
Dies sind jedoch nicht die einzigen Probleme: Mit den neuen Verbesserungen stößt das Temperatur-Management innerhalb des Flugzeugs an seine Grenzen. Schon jetzt benötigen die Systeme mehr aus dem F135-Triebwerk von Pratt & Whitney abgezapfte Kühlluft als vorhergesehen. Damit steigt auch die Notwendigkeit für eine Schubsteigerung des Aggregats. Auch bei der Serienfertigung hat der Hersteller weiter Herausforderungen zu meistern. Wie der Rechnungshof bemängelte, lieferte die Firma aus East Hartford im vergangenen Jahr von den 137 F135 kein einziges Aggregat pünktlich – im Schnitt betrug die Verspätung zwei Monate.

Aufgrund des höheren Kühlluftbedarfs der F-35 muss Pratt & Whitney das F135-Triebwerk modifizieren.
Änderungen dauern
Pratt & Whitney arbeitet bereits an entsprechenden Modifikationen beim Temperatur-Management, unter anderem bei der Triebwerksregelung und dem Hilfsgeräteantrieb. Jedoch hat das Pentagon noch keinen offiziellen Auftrag erteilt. Dieser könnte im August erfolgen. Bis das erste Flugzeug mit den Änderungen an einen Kunden geht, dauert es noch – laut Schätzung des Rechnungshofs bis 2032.