Mit der „Dragon Lady“ gegen China
So enttarnten die USA die Lüge vom Wetterballon

Die USA wussten schon vor dem Abschuss genau über den chinesischen Spionageballon Bescheid. Die Luftwaffe hatte ihre "Dragon Lady" – so der Beiname des Höhenaufklärers U-2S – zu dem chinesischen Eindringling geschickt und Informationen über ihn gesammelt, bevor ihn später eine F-22 abschoss.

U-2 Dragon Lady
Foto: Digital

Der chinesische Spionageballon war am 28. Januar in Alaska in US-amerikanischen Luftraum eingeflogen. Seitdem, so die USA, habe man seine weitere Reise ostwärts durch den nordamerikanischen Luftraum verfolgt. Am 4. Februar wurde der Ballon schließlich von einer F-22 Raptor über dem Atlantik vor der Küste South Carolinas abgeschossen. China zeigte sich empört über die Zerstörung des angeblich zivilen Wetterballons.

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Der Spionageballon passierte bei seiner Fahrt durch die USA auch sensible Militärstandorte.

"Hochauflösende Bilder von U-2-Vorbeiflügen zeigten, dass der Höhenballon in der Lage war, nachrichtendienstliche Signale zu sammeln", sagte ein hoher Mitarbeiter des Außenministeriums.

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Die Auswertung der U-2-Daten ergab, dass der Ballon dafür mit einer Reihe von Antennen ausgestattet war. Außerdem fand der Aufklärer heraus, dass die Energieversorgung der Spionagetechnik über große Solarpaneele erfolgte.

Ballonhersteller arbeitet fürs Militär

Sogar den Hersteller des Spionagegeräts will das US-Ministerium kennen: "Wir wissen, dass diese Ballons alle zu einer Flotte von Ballons der Volksrepublik China gehören, die für Überwachungszwecke entwickelt wurden", sagte der Mitarbeiter. "Diese Art von Aktivitäten werden oft auf Anweisung der Volksbefreiungsarmee durchgeführt. Wir sind sicher, dass der Ballonhersteller eine direkte Beziehung zum chinesischen Militär hat und ein zugelassener Lieferant der Volksbefreiungsarmee ist, wie aus Informationen hervorgeht, die in einem offiziellen Beschaffungsportal für die Volksbefreiungsarmee veröffentlicht wurden."

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U-2 konnte über dem Ballon fliegen

Über den genauen Ablauf der Mission machte die USA ebenso wenig Angaben wie darüber, wie viele der U-2S im Einsatz waren und wie oft diese aufgestiegen waren. Mit ihrer Dienstgipfelhöhe von 70.000 Fuß war die "Dragon Lady" in der Lage, auch über den chinesischen Spionageballon zu steigen, der in Höhen zwischen 60.000 und 65.000 Fuß fuhr.

Ebenso anspruchsvoll wie die Mission der "Dragon Lady" selbst war es, die rechtlichen Rahmenbedingungen für den Einsatz zu schaffen: Eigentlich darf die U-2 im eigenen Land, über dem Gebiet der USA, keine Aufklärungsflüge durchführen. "In diesem Fall wurden spezifische Befugnisse erteilt, um gezielt Informationen gegen den Ballon zu sammeln, und wir haben dafür spezifische Fähigkeiten eingesetzt", sagte General Glen D. VanHerck, Chef des U.S. Northern Command and North American Aerospace Defense Command (NORAD), zu dessen Unterstützung die U-2 unterwegs war.

Die U-2 "Dragon Lady" ist der derzeit einzige manntragende Langstrecken-Höhenaufklärer der U.S. Air Force. Aktuell hat die Luftwaffe auf der Beale Air Force Base in Kalifornien 31 Flugzeuge stationiert, davon vier der doppelsitzigen Version TU-2S.

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Die "Dragon Lady" kann je nach Einsatzaufgabe mit Sensoren für eine Vielzahl verschiedener Überwachungsaufgaben ausgestattet werden. Der Aufklärer ist eigentlich ein Oldtimer: Ihren Erstflug hatte die U-2 bereits am 4. August 1955. Doch das Muster wurde laufend modernisiert, die aktuelle Version U-2S stammt aus dem Jahr 1994. Derzeit wird das Flugzeug auf den Ausrüstungsstand "20.1" gebracht, der noch in diesem Jahr zum Einsatz kommen soll. Die dabei verwendeten Sensoren sollen vor allem die Fähigkeiten bei der Radaraufklärung und die Überwachung mobiler und maritimer Ziele verbessern.

Ausrede ist wenig glaubhaft

1960 wurde eine U-2 bei einem Aufklärungsflug über dem Luftraum der Sowjetunion von einer Boden-Luft-Rakete abgeschossen. Der Pilot Francis Gary Powers konnte sich mit dem Fallschirm retten und wurde gefangengenommen. Die USA versuchten zunächst, den Spionageeinsatz mit einer ähnlichen Begründung herabzuspielen, wie es nun China im Fall des Ballons getan hat: Die U-2 sei ein ziviles Flugzeug auf einer Wetterforschungsmission gewesen. Auch damals hatte die Ausrede nicht gezogen.

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