Die Zeiten, in denen das Inventar der pakistanischen Luftstreitkräfte die Herzen von Liebhabern klassischer Jets höher schlagen ließ, dürften bald vorbei sein. In den kommenden Jahren sollen 250 Jets die Flotte verlassen. Muster wie die Mirage III und 5 oder die chinesische Kopie der Mikojan MiG-21 weichen zunehmend moderneren Mustern – vor allem aus China.
Stealth "in naher Zukunft"
Am 2. Januar fand auf einem nicht genannten Fliegerhorst in Pakistan eine offizielle Veranstaltung statt, bei der die Luftwaffe des Landes geladenen Gästen ihre neuen Typen vorstellte. In seiner Rede kündigte Air Chief Marshal Zaheer Ahmed Baber Sidhu auch den Kauf der J-31/FC-31 an. Laut dem Luftwaffenchef sei das "Fundament der Beschaffung des J-31 Stealth-Fighters schon gelegt". Der chinesische Jet soll "in der nahen Zukunft Teil des Inventars der Pakistan Air Force" werden. Weitere Einzelheiten nannte er nicht.

Pakistan und China haben bereits bei der JF-17 Thunder zusammengearbeitet.
Konkurrenz für F-35
Bei der FC-31 handelt es sich um eine Exportversion der J-35. Mit dem Kampfflugzeug der fünften Generation will China einen in der Beschaffung etwas günstigeren Stealth-Jäger als das J-20-Flaggschiff anbieten. Das primär für den Export gedachte Muster soll in der Klasse der F-35 Lightning II angesiedelt sein und eine Alternative für Kunden darstellen, die das US-Produkt nicht kaufen können – oder dürfen. Wie schon bei früheren Programmen wie der JF-17 Thunder könnte sich Pakistan an der Entwicklung und vor allem den Kosten beteiligen. Allerdings muss das Land aufgrund seiner wirtschaftlichen Situation drastisch sparen. Außerdem wird Indiens Nachbar auch mit einer Beteiligung am türkischen Kaan-Programm in Verbindung gebracht.

Indien arbeitet derzeit an einem eigenen Projekt für ein Kampfflugzeug der fünften Generation, der HAL AMCA.
Wie kontert Indien?
Sollte die FC-31 tatsächlich den Weg nach Pakistan finden, dürfte eine Reaktion aus Indien nicht lange auf sich warten lassen. Das eigene AMCA-Projekt (Advanced Medium Combat Aircraft) von Hindustan für ein Kampfflugzeug der fünften Generation befindet sich indes noch am Anfang der Entwicklung. Darüber hinaus haben sich die Kampfflugzeugprogramme von HAL in der Vergangenheit nicht gerade durch ein hohes Tempo ausgezeichnet – so brauchte die Tejas fast 20 Jahre vom Erstflug bis zur vollen Einsatzreife. Eine Möglichkeit wäre der Kauf der F-35 zur Überbrückung. Die USA wären einem Verkauf der Lightning II an Indien jedenfalls nicht abgeneigt.

Die FC-31 befindet sich bereits seit mehr als zwölf Jahren in der Entwicklung.
Erstflug 2012
Die Shenyang Aircraft Corporation hatte bereits am 31. Oktober 2012 die Flugerprobung der J-31 begonnen. Die offizielle Vorstellung erfolgte auf der Luftfahrtmesse in Zhuhai im November 2014. Knapp zwei Jahre später nahm ein verbesserter Prototyp die Tests auf. Im Jahr 2020 begann dem Vernehmen nach die Weiterentwicklung in die J-35 mit verbessertem Radar und weiteren Stealth-Maßnahmen. Auch eine Variante für den Einsatz auf chinesischen Flugzeugträgern fliegt seit Oktober 2021.

Für die chinesischen Marineflieger befindet sich die J-35 in der Erprobung. Die Luftstreitkräfte haben dagegen bis dato kein großes Interesse an der J-31-Familie gezeigt.
Marine-Variante
Der Jet verfügt über zwei interne Waffenschächte und ein Radar mit elektronischer Strahlschwenkung. Als Triebwerke kamen beim ersten Prototyp noch zwei russische Klimow RD-93 zum Einsatz. Später folgte das einheimische WS-13, das auch in den neueren JF-17 fliegt. Für die J-35 ist der stärkere Turbofan WS-19 im Gespräch.

Seit mehr als 50 Jahren fliegt die Mirage 5 in Pakistan - Ersatz ist dringend nötig.
Jet-Oldtimer
Pakistan ist der letzte Betreiber der Mirage III (knapp 90 Maschinen verschiedener Versionen) und der größte verbliebene Nutzer der Mirage 5 mit ebenfalls circa 90 Exemplaren. Ansonsten findet sich der Delta-Klassiker nur noch im Inventar Ägyptens (rund 75 Mirage 5). Die FC-31 könnte unter anderem auch die älteren Ausführungen der F-16 Fighting Falcon ersetzen.

Am 2. Januar 2024 präsentierten die pakistanischen Luftstreitkräfte ihre neuen Waffensysteme, darunter auch drei verschiedene Kampfdrohnen aus der Türkei und China.
Aufrüstung bei Kampfdrohnen
Bei der Veranstaltung im Januar präsentierte Pakistan unter anderem ein weiteres Los von J-10C aus China. Das Kampfflugzeug wurde im März 2022 offiziell eingeführt. Auch eine C-130H Hercules sowie die Kampfdrohnen Bayraktar Akinci und TB2 aus der Türkei sowie die aus China stammende Wing Loon II waren zu sehen.