50 Jahre Tornado: Der legendäre "Klappdrachen" feiert Jubiläum

50 Jahre Panavia Tornado
Der legendäre „Klappdrachen“ feiert Jubiläum

Veröffentlicht am 15.08.2024

Im Sommer 1974 war es in Manching so weit: Nils Meister von MBB und Paul Millet von der British Aircraft Corporation (BAC) starteten am 17. August zum Erstflug mit dem Tornado-Prototyp Nummer 1 (D-9591). Sechs Jahre zuvor hatte sich eine Arbeitsgruppe mit Deutschland, den Niederlanden, Belgien, Italien und Kanada erstmals mit einem vielseitig einsetzbaren Flugzeug als Ersatz für unterschiedliche vorhandene Muster befasst (Großbritannien trat der MRCA-Gruppe später bei, andere Länder schieden wieder aus).

Panavia

Europäisches militärische Luftfahrt-Kooperationsprogramm

Der neue europäische Schwenkflügler verhielt sich von Anfang an hervorragend, es waren nur kleine Änderungen an den Lufteinläufen nötig. Nach der umfangreichen Erprobung von neun Prototypen und sechs Vorserienexemplaren nahm das größte militärische Luftfahrt-Kooperationsprogramm in der europäischen Geschichte seinen Lauf. Fast 1000 Flugzeuge wurden unter Führung des in München ansässigen Gemeinschaftsunternehmens Panavia zwischen 1979 und 1998 auf den Endmontagelinien in Manching (MBB, heute Airbus Defence and Space), Warton (BAC, heute BAE Systems) und Turin-Caselle (Fiat Aviazione, heute Leonardo) gebaut und an die Luftstreitkräfte der drei Partnerländer sowie an Saudi-Arabien als einzigem Exportkunden ausgeliefert. Die Anteile hatte man nach zähem Ringen zu je 42,5 Prozent an die deutschen und britischen Firmen und zu 15 Prozent an Italien verteilt. Konkret wurden von MBB der Mittelrumpf, von BAC Vorder- und Hinterrumpf mit Leitwerken und von Fiat Aviazione die Tragflächen gebaut. Die drei Firmen waren auch für Systeme wie Avionik, Kraftstoff und Flugsteuerung (MBB), Hydraulik, Notausstieg und Cockpit-Displays (BAC) oder Kraftstofferprobung und Selbstschutz (Fiat Aviazione) zuständig. Das RB199-Triebwerk war ebenfalls eine Gemeinschaftsproduktion von Rolls-Royce, MTU Aero Engines und Fiat Aviazione.

Saudi-MoD

Verschiedene Versionen für verschiedene Aufgaben

Obwohl der Tornado ursprünglich in erster Linie für Hochgeschwindigkeitsangriffe im Tiefflug auf feindliche Bodenziele gedacht war, wurde er für diverse andere Aufgaben weiterentwickelt. So kauften Deutschland und Italien die ECR-Version (Electronic Combat and Reconnaissance), die speziell für die Bekämpfung gegnerischer Luftabwehrsysteme ausgerüstet und bewaffnet war. In Deutschland war der Tornado auch bei den Marinefliegern mit Lenkwaffen zur Schiffsbekämpfung (Kormoran) im Einsatz. Großbritannien seinerseits erhielt die gestreckte ADV-Version (Air Defence Variant) für die Überwachung und Verteidigung großer Lufträume auch über der Nordsee. Dafür gab es ein neues Radar (Foxhunter) und Sky-Flash-Lenkwaffen. Die ADV wurde auch an die Royal Saudi Air Force geliefert, den einzigen Tornado-Exportkunden. Hier machte British Aerospace beim Al-Yamamah-Programms die Geschäfte.

RAF - Crown Copyright

Einsätze unter anderem im Irak und Afghanistan

Seinen ersten Kampfeinsatz erlebte der Tornado 1990 im Irak, als sowohl die Royal Air Force, Italien als auch Saudi-Arabien beim Krieg gegen Saddam Hussein beteiligt waren. Deutsche Tornados waren erstmals 1995 von Italien (Einsatzgeschwader 1 in Piacenza) aus in Bosnien ("Deliberate Force") aktiv, später dann auch im Kosovo ("Allied Force"). Nach Afghanistan wiederum schickten Großbritannien, Italien und Deutschland (2007 bis September 2010)ihre Flugzeuge. Saudische Tornados wurden auch im Krieg im Jemen eingesetzt, während die Luftwaffe zuletzt bei "Counter Daesh" und "Inherent Resolve" von der Türkei und Jordanien aus über Syrien und dem Irak aktiv war.

Bundeswehr

Modernisierungen und Nachfolgepläne

Im Laufe der Jahre waren Modernisierungsprogramme fällig, wobei die äußere Form aber nicht angetastet wurde. Bei der Luftwaffe wurde zum Beispiel bei ASSTA 3.1 die Integration eines taktischen Datenlinks (MIDS Link 16), der 500 Pfund schweren Dual-Mode-Waffe LJDAM, des sicheren SATURN-Funks und eines digitalen Videodatenaufzeichnungssystems durchgeführt. Darüber hinaus wurde 2016 die Integration neuer farbiger, multifunktionaler Navigations-LCDs (als Ersatz für die früheren TV/TAB-Bildschirme) zusammen mit einer erheblichen Steigerung der MIDS-Funktionalität abgeschlossen. Als neue Bewaffnung wurde die AGM-88E2 Advanced Anti-Radiation Guided Missile (AARGM) eingeführt. Während die Royal Air Force ihre Tornado-Flotte bereits März 2019 außer Dienst gestellt hat, werden die Schwenkflügler in den anderen Ländern noch verwendet. Allerdings gibt es auch hier bereits Nachfolgepläne. Deutschland hat F-35A Lightning II als Nuklearwaffenträger gekauft und rüstet Eurofighter für die ECR-Rolle um. Italien fliegt ebenfalls die F-35, während Saudi-Arabien von BAE Systems Eurofighter erhält.

Bundeswehr

Tornado – Die Staffeln

Lufwaffe
JaboG 31, Nörvenich (1983–2010, IDS)
JaboG 32, Lechfeld (1984–2013, IDS, ECR)
JaboG 33/TLwG 33, Büchel (1985–, IDS)
JaboG 34, Memmingen (1987–2003, IDS)
JaboG 38, Jever (1984–2005, IDS)
AG 51/TLwG 51 "Immelmann", Jagel (1993–, IDS, ECR)
WTD 6, Manching (1981–, IDS, ECR)
FlgAusbZLw, Holloman (1996–2019, IDS)

Marineflieger
MFG 1, Jagel (1982–1993, IDS)
MFG 2, Eggebek (1986–2005, IDS)

Aeronautica Militare Italiana
6 Stormo, 102 Gruppo, Ghedi (1994, IDS)
6 Stormo, 154 Gruppo, Ghedi (1983–, IDS)
6 Stormo, 155 Gruppo, Ghedi (1986–1990, IDS)
6 Stormo, 155 Gruppo, Ghedi (2016–, IDS, ECR)
6 Stormo, 156 Gruppo, Ghedi (2008–2016, IDS)
36 Stormo, 156 Gruppo, Gioia del Colle (1984–2008)
36 Stormo, XII Gruppo, Gioia del Colle (1995–2004, IDS, ECR)
50 Stormo, 155 Gruppo, Piacenza (1990–2016, IDS, ECR)
R.S.V, 311 Gruppo, Pratica di Mare (1990–, IDS, ECR)

Royal Air Force
2nd Squadron, Laarbruch (1988–1989, GR.1/1A), Marham (1989–2015, GR.4)
5th Squadron, Coningsby (1987–2003, ADV)
9th Squadron, Honington (1982–1986, GR.1), Brüggen (1986–1998, GR.1), Marham (1998–2019, GR.4)
11th Squadron, Leeming (1988–2005, ADV)
12th Squadron, Lossiemouth (1994–2014, GR.4)
13th Squadron, Honington (1989–1993, GR.1/1A), Marham (1993–2011, GR.4)
14th Squadron, Brüggen (1985–2001, GR.1), Lossiemouth (2001–2014, GR.4)
15th Squadron, Laarbruch (1983–1991, GR.1), Honington (1991–1992, GR.1), Lossiemouth (1992–2017, GR.4)
16th Squadron, Laarbruch (1983–1991, GR.1)
17th Squadron, Brüggen (1984–1999, GR.1)
20th Squadron, Laarbruch (1984–1992, GR.1/1A)
23rd Squadron, Leeming (1988–1994, ADV)
25th Squadron, Leeming (1989–2008, ADV)
27th Squadron, Marham (1983–1993, GR.1)
29th Squadron, Coningsby (1987–1998, ADV)
31st Squadron, Brüggen (1984–1999, GR.1), Marham (1999–2019, GR.4)
43rd Squadron, Leuchars (1989–2009, ADV)
45 (R) Squadron/TWCU, Honington (1981–1992, GR.1)
56 (R) Squadron, Leuchars (2003–08, ADV)
65 (R) Squadron, Coningsby (1984–1992, ADV)
111th Squadron, Leuchars (1990-2011, ADV)
229th OCU/56th Squadron, Coningsby (1984–2003, ADV)
617th Squadron, Marham (1982–1994, GR.1), Lossiemouth (1994–2014, GR.4)
1435th Flight, Falklands (1992–2011, ADV)
SAEO, Boscombe Down (1983–2019, GR.1)
DRA, Boscombe Down (1983–2019, GR.1)
Tri-National Tornado Training Establishment, Cottesmore (1981–1999)

Royal Saudi Air Force
3rd Wing/7th Squadron, Dhahran (1986–, IDS)
3rd Wing/29th Squadron, Dhahran (1986–2006, ADV)
3rd Wing/66th Squadron, Dhahran (1990– nicht mehr aktiv)
3rd Wing/75th Squadron, Dhahran (1996–, IDS)
3rd Wing/83rd Squadron, Dhahran (1998–, IDS)
34th Squadron, Dhahran (1989–1992)