Boeing F/A-18F in Payerne getestet

Kampfjetwettbewerb in der Schweiz
Boeing F/A-18F in Payerne getestet

Veröffentlicht am 01.05.2019
Boeing F-18F zur Erprobung in Payerne.
Foto: Karl Schwarz

De Präsentation der Kandidaten erfolgt in alphabetischer Reihenfolge der Hersteller, so dass Airbus Deutschland mit dem Eurofighter Anfang April als erster Anbieter in Payerne für die Erprobung antreten musste. Diese und nächste Woche ist nun Boeing mit der F/A-18 Super Hornet in der Schweiz.

Boeing hatte am letzten Wettbewerb vor einem Jahrzehnt nicht teilgenommen, ist aber diesmal mit der neuesten F/A-18E/F-Ausführung Block III dabei. Präsentiert werden in Payerne jedoch zwei Doppelsitzer aus dem aktuellen Bestand der US Navy, die am letzten Donnerstag eintrafen. Die Überführung von der US-Ostküste wurde durch einen DC-10-Tanker von Omega Air unterstützt, der in Payerne parkt.

Nach einem Orientierungsflug werden derzeit die acht Missionen mit spezifischen Aufgaben durchgeführt, um Fähigkeiten der Flugzeuge sowie der Angaben aus den eingereichten Offerten zu überprüfen. Am Dienstag, als Boeing eine Medienpräsentation durchführte, stand ein Luftverteidigungsszenario auf dem Programm, bei der sich die beiden F/A-18F gegen ein halbes Dutzend Schweizer F/A-18C behaupten mussten. Im Fokus standen dabei die Datenlinks und das IRST-System der Super Hornet. Tags zuvor waren die Fähigkeiten des AESA-Radars demonstriert worden.

Dan Gillian, Boeing Vice President des F/A-18 Programms, hob die „Next-Gen“-Fähigkeiten der F/A-18E/F hervor, darunter das im Zusatztank unter dem Rumpf installierte IRST-System mit hoher Reichweite, die leistungsstarken Rechner, das neue Cockpit mit Riesen-Display, die konformen Tanks für mehr Reichweite und Verbesserungen zur Reduzierung der Signatur.

Die F/A-18E/F des Block III sind für 10000 Flugstunden ausgelegt. Ihre Betriebskosten sollen „weniger als die Hälfte der F-35“ betragen. Für die Schweiz zudem interessant: da derzeit die F/A-18C/D geflogen wird vereinfacht sich der Umstieg. 60 Prozent der Bodengeräte können mit dem neuen Muster weiter genutzt werden, so Boeing.

Was die Offset-Geschäfte betrifft wo verweist der US-Hersteller darauf, dass man bei der Beschaffung der gegenwärtigen Hornets alle Versprechen eingehalten und teilweise sogar vorzeitig erfüllt habe. 80 Firmen, darunter 40 in den französischsprachigen Regionen der Schweiz hätten in den letzten zehn Jahren mit Boeing gearbeitet.

Ende Mai wird die Rafale in Payerne erwartet, Anfang Juni dann die Lockheed Martin F-35 und zum Schluss die Gripen E, wobei Saab nur einen Prototypen schicken kann.

Unabhängig von der technischen Evaluation ist die seit Januar amtierende Verteidigungsministerin Viola Amherd derzeit dabei, sich zum Programm Air2030 für die Beschaffung neuer Kampfflugzeuge und eines neuen Systems zur bodengestützten Luftverteidigung grösserer Reichweite ein umfassendes Bild verschaffen, bevor sie dem Bundesrat einen Vorschlag für das weitere Vorgehen unterbreitet.

Dazu gehören drei Zusatzberichte, die sie in Auftrag gegeben hat. Dabei handelt es sich um eine Zweitmeinung von Claude Nicollier zum Expertenbericht „Luftverteidigung der Zukunft“, eine Beurteilung der Kompensationsgeschäfte (Offset), die der frühere EFK-Direktor Kurt Grüter verfasst, sowie eine Analyse der Bedrohungslage, die innerhalb des VBS erstellt wird. Bundesrätin Amherd und die Autoren stellen diese Berichte am 2. Mai bei einer Pressekonferenz in Bern vor.