Marineflieger lernen Poseidon-Fliegen bei Lufthansa

Schönefeld bildet Poseidon-Piloten aus
Marineflieger üben im Lufthansa-Simulator

ArtikeldatumVeröffentlicht am 19.11.2025
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Marineflieger üben im Lufthansa-Simulator
Foto: Lufthansa Aviation Training

Die Ausbildung in Schönefeld begann am Dienstag dieser Woche auf dem "Flight Training Device 46" im Simulatorzentrum von Lufthansa Aviation Training in Schönefeld, wo eine kleine Feier mit Vertretern von Marine, Politik und Lufthansa, darunter LAT-Chef Matthias Spohr und Berlins Finanzsenator und Stellvertreter des Reg. Bürgermeisters Stefan Evers, stattfand. Lufthansa bildet künftig die Poseidon-Piloten der Deutschen Marine auf einem vorhandenen Boeing 737-800-Simulator aus. Dabei erwerben die schon erfahrenen Piloten, die meisten kommen von der P-3 Orion, ihre Typenberechtigung nach militärischen Vorgaben. Dazu gehört neben dem klassischen Start- und Landetraining und den üblichen Notverfahren auch ein besonders ausführliches Training der Entscheidungsfindung in besonderen Situationen.

Suche und Abwehr russischer Atom-U-Boote

Die künftig acht P-8A Poseidon der Deutschen Marine hätten einmalige und strategische Fähigkeiten, lobte der Kommandeur des Marinefliegergeschwaders 3 in Nordholz, Kapitän zur See Broder Nielsen, in einer Rede in Schönefeld. Innerhalb der Bundeswehr könne nur die Marine atomar angetriebene und nuklear bewaffnete, russische U-Boote der baltischen und der Nordflotte aufspüren und bekämpfen, die sich in der Ostsee, der Nordsee und im Nordatlantik bis vor Grönlands Küsten versteckten. Die NATO befürchte für das Jahr 2029 einen russischen Angriff, den es zu verhindern gelte. Die Marineangehörigen müssten dafür bestmöglich ausgebildet werden.

Zweiter Ausbildungsteil in den USA

Neben dem Schönefelder Simulator nutzt die Deutsche Marine zur Ausbildung ihrer fliegenden Besatzungen auch noch Einrichtungen der US Navy in den USA, die der amerikanische Ausbildungspartner ASEC betreut. Hier können zum Beispiel die Luftbetankung, die Benutzung des Head-up-Displays und erweiterte militärische Manöver trainiert werden.

Wandlungsfähige Poseidon

Der U-Bootjäger P-8A Poseidon ist ein entfernter, militärischer Abkömmling der weit verbreiteten Boeing 737-800. Anders als ihre zivile Schwester hat sie einen Bombenschacht, eine Sonarbojen-Abwurfanlage, große Beobachtungsfenster und leistungsstarke, vernetzte Computer in der Kabine, sodass sie neben der U-Bootbekämpfung auch für die großflächige Seeraumüberwachung, für Rettungsmissionen und als Aufklärer eingesetzt werden kann. Typischerweise sind elf Mann Besatzung in den deutschen Poseidon an Bord. Im Flug kann man eine Schiebetür am Heck öffnen und Lasten abwerfen oder Fallschirmspringer absetzen. Am für aggressivere Manöver modifizierten 737-Flügel, hier mit Raked Wingtips statt Winglets, können Waffenstationen installiert werden, sodass die P-8A auch Lenkwaffen verschießen kann. Im Alltag kann die Poseidon entlang vorgegebener Suchgebiete Sonarbojen abwerfen und unterwasser getaucht fahrende U-Boote aufspüren. Die P-8A-Ausbildung in Schönefeld könnte auch noch auf Besatzungen aus anderen NATO-Partnernationen ausgeweitet werden. In Schönefeld nahmen auch Vertreter anderer NATO-Nationen an der Eröffnungsfeier teil.

Laut Aussage der in Schönfeld trainierenden Marineflieger fühle sich die P-8A im Vergleich zum Vorgängermuster P-3 Orion fliegerisch an wie ein "modernes Elektroauto gegenüber einem Golf 1". LAT betreibt weltweit 57 Simulatoren. Wichtigste Standorte sind Frankfurt, Berlin, Zürich, Wien und München.