Vor mehr als drei Jahren hat der Haushaltsausschuss des Deutschen Bundestags etwa 5,5 Milliarden Euro für 38 neue Eurofighter freigegeben. Die Flugzeuge sollen nach derzeitiger Planung von 2025 bis 2030 an die Luftwaffe übergeben werden. Es handelt sich um Jets der sogenannten Tranche 4, die unter anderem ein neues, leistungsfähigeres Radar mit elektronischer Strahlschwenkung erhalten. Damit sollen Ziele in der Luft und am Boden besser erfasst werden können. Vier der georderten Flugzeuge werden mit Testinstrumentierung ausgestattet. Damit können neue Fähigkeiten evaluiert und zur Serienreife gebracht werden. Auch sieben Schuldoppelsitzer sowie zwei Flugzeuge als Ersatz für die zwei im Juni 2019 bei einem Flugunfall verlorenen Eurofighter werden Teil dieser Tranche sein. Dies erfordert auch zusätzliche EJ-200-Triebwerke. Derzeit hat die Luftwaffe 138 Eurofighter.

Derzeit betreibt die Luftwaffe 138 Eurofighter in vier Geschwadern.
Militärischer Kampfflugzeugbau in Deutschland
Der Bundesverband der Deutschen Luft- und Raumfahrtindustrie (BDLI) veröffentlichte diesbezüglich auch eine Studie der Unternehmensberatung PwC Strategy&, die behauptet, dass "das Eurofighter-Programm entlang der gesamten Wertschöpfungskette knapp 100.000 europäische Arbeitsplätze sichert, 25.000 davon in Deutschland". 120 Zulieferer in ganz Deutschland seien beteiligt, womit "in erheblichem Maße Steuereinnahmen sowie Beiträge für die Sozialversicherungen und die Rentenkasse generiert werden".
Schon seit Längerem laufen von der Industrie zudem Bemühungen, die Eurofighter-Fertigung in Deutschland in die 2030er Jahre hinein zu verlängern, um einen Übergang zum noch zu entwickelnden FCAS (Future Combat Air System) zu schaffen. "Ohne eine baldige Folgebeauftragung (Tranche 5) durch die Bundesregierung würde das Ende des militärischen Kampfflugzeugbaus in Deutschland drohen – und damit verbunden ein entsprechender Verlust von Arbeitsplätzen, Steuereinnahmen und insbesondere von Spitzentechnologien und Kompetenzen unserer Industrie, die über Jahrzehnte aufgebaut wurden", fürchtet der BDLI. Eine Entscheidung werde "noch in dieser Legislaturperiode" benötigt.
"Möchten wir militärischen Flugzeugbau in Deutschland vorhalten? Lautet die Antwort ja, dann müssen wir neben der aktuell im Bau befindlichen Tranche 4 Eurofighter in Deutschland rasch die industrielle Brücke zur Zukunft schlagen", so BDLI-Präsident Dr. Michael Schöllhorn. "Nur so können wir (...) wichtige technologische Grundlagen für die nächste Generation von Luftkampf-Plattformen schaffen." Die Luftwaffe argumentiert damit, dass, "um die der NATO zugesagten und zur Landes- und Bündnisverteidigung erforderlichen Geschwaderumfänge vor dem Hintergrund der Außerdienststellung des Tornados im Jahr 2030 halten zu können, (…) zwingend weitere Luftfahrzeuge" nötig seien.

Der BDLI fürchtet, dass ohne eine "Tranche 5" das Ende des militärischen Kampfflugzeugbaus in Deutschland drohen.
Einsatzbereitschaft der Eurofighter sichern
Für diese Flugzeuge wird es laut Luftwaffe allerdings "darauf ankommen, die inzwischen über zwanzig Jahre alte Rechnerarchitektur zu überarbeiten, ein modernes und den zukünftigen Aufgaben angemessenes Cockpitlayout, dringend erforderliche Erweiterung des Waffenportfolios und eine entsprechende Flugsoftware zu entwickeln". Denn nur so bliebe der Eurofighter "ein gewichtiger Beitrag der deutschen Luftwaffe für den Schutz des NATO-Luftraums und einer glaubwürdigen Abschreckung". Für den Betrieb des Eurofighters will die Luftwaffe weiter eng mit der Industrie zusammenarbeiten, um eine angemessene Verfügbarkeit zu erreichen. Diese Kooperation wird auch als wichtiger Faktor für die Einsatzbereitschaft betrachtet. Durch die Soldaten, zum Beispiel in der sogenannten Instandsetzungskooperation Triebwerk, behält die Luftwaffe das Know-how, um in kritischen Situationen in Einsatzgebieten Instandhaltungsaufgaben durchführen zu können.