Der russische Kampfjet Su-57 ist erstmals mit einem neuen Triebwerk der fünften Generation geflogen. Der als "Isdelije 177" (Produkt 177) bezeichnete Turbofan wurde von der Vereinigten Flugzeugbau-Korporation (OAK) und der Vereinigten Triebwerksbau-Korporation (ODK) getestet, die beide zum Staatskonzern Rostec gehören.
Nach Angaben der beteiligten Unternehmen verlief der Flug planmäßig und ohne Probleme. Das bisherige Triebwerk der Su-57 galt als Übergangslösung. Mit dem "Isdelije 177" sollen die Flugleistungen des Jets verbessert werden.
Das neue Triebwerk soll eine Schubkraft von 16.000 Kilogramm im Nachbrennerbetrieb erreichen. Zudem verfüge es über einen reduzierten Treibstoffverbrauch in allen Betriebsmodi sowie erhöhte Wartungsintervalle, teilte Jewgeni Martschukow mit, Generalkonstrukteur des Konstruktionsbüros.
Auf der Dubai Airshow im November hatte die ODK technische Details zur Triebwerksfamilie 177 präsentiert. Das nun getestete Triebwerk 177 ist die leistungsstärkere Variante der Basisversion 177S. Beide Versionen sollen nach Herstellerangaben etwa sieben Prozent weniger Treibstoff verbrauchen als die Vorgängergeneration AL-41F (Produkt 117), die bislang in der Su-57 und auch in der Su-35S sowie der Su-30SM2 zum Einsatz kommt.
Produkt 177 – was hat es mit diesem Triebwerk auf sich?
Die geplante Betriebszeit des Produkts 177 bis zur ersten Überholung liegt bei 1.500 Stunden, die Gesamtlebensdauer bei 6.000 Stunden. Das bisher in der Su-57 verwendete AL-41F1 erreicht 1.000 Stunden zwischen zwei Überholungen und 4.000 Stunden Gesamtlebensdauer. Die Triebwerke der 177-Familie besitzen laut Herstellerangaben die gleichen Größendimensionen wie die älteren AL-31F- und AL-41F-Modelle, was einen Einbau in ältere Kampfjet-Typen ohne strukturelle Änderungen ermöglichen soll.
Nach Informationen aus Branchenkreisen dürfte das Isdelije 177(S) eine Weiterentwicklung des AL-41F1 (Produkt 117) sein, für die Elemente des noch stärkeren, speziell für die Su-57 entwickelten AL-51F1 (Produkt 30) zur Verwendung kommen. Das für die Su-57 maßgeschneiderte Produkt 30, das seit 2017 getestet wird, aber bisher noch nicht serienmäßig in der Su-57 verbaut wurde, soll nach diesen Angaben mit optimierten Schubdüsen ausgestattet werden und den russischen Su-57 vorbehalten bleiben. Ab 2026 könnte diese Variante unter der Bezeichnung Su-57M1 an die russischen Streitkräfte ausgeliefert werden, während das Produkt 177 als Hybrid zwischen AL-41F1 und AL-51F1 wohl primär für Exportkunden sowie vorgesehen ist. Auch zur Nachrüstung anderer russischer Kampfjets, namentlich Derivate der "Flanker"-Familie, könnte das Produkt 177(S) zum Zug kommen.

Das neue Triebwerk der Su-57 wurde bereits auf der Dubai Airshow im November präsentiert.
Su-57 im Kampfeinsatz
Die Su-57 wird als Mehrzweck-Kampfflugzeug für verschiedene Einsatzszenarien eingesetzt. Nach russischen Angaben kommt die Maschine derzeit auch im Krieg in der Ukraine zum Einsatz. Das Flugzeug soll sowohl Luft- als auch Boden- und Seeziele bekämpfen können.

Das jetzt getestete Triebwerk der 177-Familie ist mit den älteren AL-41F-Modellen baugleich dimensioniert. Das erleichtert eine spätere Umrüstung der russischen Su-57-Flotte.
Su-57 auf dem Exportmarkt
Laut Michail Strelez, Direktor des Suchoi-Konstruktionsbüros, wird die Plattform kontinuierlich weiterentwickelt. Die OAK arbeitet derzeit am Ausbau ihrer Produktionskapazitäten, um die Fertigung zu erhöhen. Neben Lieferungen für die russischen Streitkräfte ist auch der Export der Maschine vorgesehen.
Die ersten beiden Exemplare der Exportvariante Su-57E wurden nach Angaben von OAK-Chef Wadim Badecha bereits an einen ausländischen Kunden ausgeliefert. Der Empfängerstaat wurde nicht genannt, wobei davon auszugehen ist, dass es sich bei dem Kunden um Algerien handelt. Nach russischen Angaben sollen bis Ende 2027 zwischen zwölf und 14 Maschinen an diesen Kunden geliefert werden. Dazu, ob die bereits ausgelieferten Exportmaschinen mit dem neuen Triebwerk nachgerüstet werden sollen, äußerte sich der Hersteller bisher nicht.
Produziert Indien bald das neue Triebwerk?
Russland hat Medienberichten zufolge Indien die Lizenzproduktion des Triebwerks "Isdelije 177S" sowie einen damit verbundenen Technologietransfer angeboten. Das Angebot umfasst demnach Technologien für Hochtemperaturkomponenten, Turbinenschaufeln, Brennkammerdesign sowie Schubvektorsteuerung. Die Lizenzfertigung könnte für Indien beispielsweise zur Modernisierung der Su-30MKI-Flotte relevant sein. Ob Indien auf das Angebot eingeht, ist allerdings noch offen.





