Indien gehörte zu den größten Nutzern der Mikojan MiG-21. Als ihr Nachfolger ist das Light Combat Aircraft (LCA) gedacht, dessen Entwicklung von der Regierung in Neu-Delhi mit ersten Studien 1983 auf den Weg gebracht wurde. Federführend bei der ambitionierten Entwicklung ist die 1984 eigens gegründete Aeronautical Development Agency (ADA). Sie entwarf eine ungewöhnliche Auslegung mit stark gepfeiltem Deltaflügel. Wie üblich sind große Teile der Zelle aus Verbundwerkstoffen, und es wird eine Fly-by-Wire-Steuerung für das aerodynamisch instabile Muster verwendet – alles Neuland für Indien.
Erstflug fünf Jahre nach dem Roll-out
Trotzdem wurde von Anfang an großer Wert auf Eigenständigkeit gelegt, was jedoch angesichts der fehlenden Erfahrung der Entwicklungsmannschaft auch zu ständigen Verzögerungen führte. So dauerten die Grundkonstruktion bis 1990 und der Bau des ersten, als Technologiedemonstrator bezeichneten Prototyps bei Hindustan Aeronautics Ltd. (HAL) bis Ende 1995. Nach dem Roll-out am 17. November 1995 blieb der TD1 noch fünf Jahre am Boden. Dies war auch bedingt durch ein im Mai 1998 von den USA verhängtes Embargo für Systemlieferungen, nachdem Indien sich geweigert hatte, den Atomwaffensperrvertrag zu unterzeichnen. Am 4. Januar 2001 hob das LCA dann in Bangalore zum Erstflug ab.

Aus dem LCA wird „Tejas“
Ende 2001 genehmigte die Regierung die zweite Phase des Programms, die fünf sogenannte PVs (Prototype Vehicles) umfasste. Diese waren äußerlich kaum von den beiden TD-Mustern zu unterscheiden, hatten aber einen größeren Anteil an Verbundwerkstoffen, um das Gewicht um rund 750 Kilogramm zu reduzieren. Zudem wurden sukzessive neue Systeme eingebaut. PV1 wurde am 4. Mai 2003 aus der Halle gerollt. Bei dieser Gelegenheit war auch der indische Premierminister anwesend. Das Flugzeug erhielt den Namen „Tejas“ („leuchtende“). Der Erstflug des PV1 erfolgte am 25. November 2003.
Doppelsitzer mit erhöhtem zweiten Sitz
Auf die PVs folgte eine Vorserie von acht LSP-Flugzeugen (Limited Series Production), LSP1 war erstmals am 25. April 2007 in der Luft, gefolgt von LSP2 am 16. Juni 2008 und LSP3 am 2. Juni 2010.
Parallel zu diesem Produktionsanlauf entstand bei HAL in Bangalore noch der Doppelsitzer PV5, der am 26. November 2009 zum ersten Mal abhob. Er hat einen geänderten Vorderrumpf mit einem deutlich erhöhten zweiten Sitz. Diese Kontur wurde auch für die Doppelsitzerausführung der Marineversion übernommen. Der Prototyp NP1 mit verstärkter Zelle, höherem Fahrwerk und Fanghaken hatte am 6. Juli 2010 sein Roll-out und flog erstmals am 29. April 2012.

Schleppende Serienfertigung
Die Serienflugzeuge (SP-1 etc.) wurden ab Januar 2015 geliefert, wobei HAL allerdings lange nur Kapazitäten für maximal vier Flugzeuge pro Jahr hatte. Dementsprechend wurde die erste Staffel (No 45 Daggers) formell erst am 1. Juli 2016 aufgestellt – mit zunächst drei Maschinen. Sie blieb für die Ausbildung am Produktions-standort Bangalore und verlegte erst im Juli 2018 auf die Basis Sulur bei Coimbatore.
Verbesserte Variante mit stärkerem Triebwerk
Inzwischen haben die indischen Luftstreitkräfte 40 Tejas Mk 1 bestellt. Da derzeit nur 31 von 42 geplanten Kampfflugzeugstaffeln ausgerüstet sind, sollen als Notlösung danach 78 Mk 1A folgen. Richtig zufrieden sind die Streitkräfte mit der Tejas aber nicht. Das könnte sich erst mit der Mk-2-Version ändern, die unter anderem das stärkere F414-Triebwerk und neue Avioniksysteme erhalten soll. Wann sie lieferbar ist, steht allerdings noch in den Sternen.
Technische Daten der HAL Tejas (LCA)
Hersteller: Hindustan Aeronautics Ltd., Bangalore, Indien
Besatzung: 1
Antrieb: 1 x GE Aviation F404-GE-IN20
Schub: 89,8 kN mit Nachbrenner
Länge: 13,20 m
Höhe: 4,40 m
Spannweite: 8,20 m
Flügelfläche: 38,4 m2
Leermasse: 6560 kg
Kraftstoff: 2485 kg
Zusatztanks: 2810 kg
Außenlasten: 3500 kg
normale Startmasse: 9800 kg
max. Startmasse: 13500 kg
max. Fluggeschwindigkeit: Mach 1.8
Dienstgipfelhöhe: 15250 m
Startstrecke: 1700 m
Landestrecke: 1300 m
Reichweite: 850 km
Einsatzradius: 300 km
Bewaffnung:
Im Rumpf eingebaute 23-mm-Kanone GSch-23. Acht Außenlaststationen für Lenkwaffen (R-73, R-77, Derby), Lenkbomben, konventionelle Bomben, Zusatztanks und Zielbehälter
Die „KH-2014“ ist eine von acht Vorserienflugzeugen, die zwischen 2007 und 2013 gebaut wurden.
Fotos: ADA/Rana, Piotr Butowski