Das neueste Ausstellungsstück des National Air and Space Museum hat eine besondere Geschichte aus der Zeit des Golfkrieges Anfang der 90er Jahre: Am 19. Januar 1991 flog Captain Cesar "Rico" Rodriguez vom 33rd Tactical Fighter Wing mit seiner F-15C eine Patrouille, als sich ein Flugzeug näherte. Aufgrund eines Problems mit dem Freund-Feind-Erkennungssystems musste er die Maschine visuell identifizieren und erkannte wenig später die charakteristische Form einer irakischen Mikojan MiG-29. Sofort begann in einer Höhe von rund 2400 Meter ein Kurvenkampf der beiden Jets. Spiralförmig schossen sie Richtung Wüstenboden. Aufgrund der von der Erde abgestrahlten Hitze konnte die von Rodriguez gewählte, infrarotgelenkte AIM-9 Sidewinder den Gegner nicht erfassen. Dieser war sich seiner Flughöhe nicht bewusst und schlug auf dem Boden auf, während die Eagle noch hochziehen konnte. Obwohl er keinen Schuss abgefeuert hatte, wurde Rodriguez der Luftsieg zuerkannt.
Eine Woche später saß er wieder im Cockpit der 85-0114 – purer Zufall, denn die Piloten bekommen jeweils die gerade verfügbare Maschine zugewiesen. In der Luft bekamen die vier Eagles von einer E-3 AWACS die Warnung, dass sich drei MiG-23 näherten. Die Eagles feuerten drei radargelenkte AIM-7 Sparrow ab, die alle ihre Ziele trafen. Der von Rodriguez gestartete Flugkörper erwischte die dritte MiG frontal.
Über Japan nach Oregon
Nach dem Golfkrieg trennten sich die Wege von Rodriguez und der 85-0114. Der Kampfjet fand eine neue Heimat bei der 44th Fighter Squadron im japanischen Kadena und wurde schließlich 2023 der Oregon Air National Guard zugeteilt. Rodriguez sollte später eine weitere Mikojan abschießen: Im März 1999 traf es eine MiG-29 über dem ehemaligen Jugoslawien während der Operation Allied Force. Rodriguez verließ die USAF schließlich im Rang eines Colonels. "Seine" mittlerweile fast 40 Jahre alte Eagle leistete zuletzt noch treue Dienste beim 173rd Fighter Wing in Kingsley Field, Oregon. Doch im Rahmen der Ausmusterung der Jagdvariante der F-15 traf es auch die 85-0114.

Cesar „Rico“ Rodriguez im Cockpit der F-15C Eagle
Flug ins Museum
Jedoch drohte ihr nicht die Überführung in die Wüste Arizonas zur 309th Aerospace Maintenance and Regeneration Group (AMARG). Stattdessen flog sie der Geschwader-Kommandeur Colonel Adam Gaudinski persönlich am 13. August zum Dulles Airport in Virgina. Dort rollte das Kampfflugzeug auf das Gelände des Smithsonian. Demnächst wird es im Steven F. Udvar-Hazy Center als Teil des National Air and Space Museums ausgestellt. "Wir freuen uns sehr, die F-15C in die Sammlung des Museums aufzunehmen", sagte Michael Hankins, Kurator für moderne Militärgeschichte am Museum. "Die Eagle ist eines der bekanntesten amerikanischen Kampfflugzeuge der letzten 50 Jahre, und diese spezielle F-15 hat beeindruckende Geschichten zu erzählen." Nach der Landung im strömenden Regen enthüllte ein Techniker den frisch auflackierten Namensschriftzug von Rodriguez im Beisein des ehemaligen Eagle-Piloten.

Auch diese F-15C gehörte zu den Eagles, die die drei irakischen MiG-23 abschossen. Sie kam in ein Museum im Bundesstaat New York.
Weiterer "MiG-Killer" erhalten
Bereits am 12. August 2024 hatte eine weitere F-15C mit einem Luftsieg eine neue Heimat gefunden. Die 85-0104 des 104th Fighter Wings aus Massachusetts landete auf der Stratton Air National Guard Base. Nach der Demilitarisierung kommt sie in die Ausstellung des Empire State Aerospace Museum in Schenectady, New York. Am 26. Januar 1991 hatte Captain Anthony Schiavi mit einer AIM-7 eine irakische MiG-23 abgeschossen, vermutlich im selben Gefecht wie Rodriguez mit der 85-0114. Schon seit dem Vietnamkrieg werden in den USA Flugzeuge mit Luftsiegen über Mikojan-Jets als "MiG Killer" bezeichnet und oft der Nachwelt erhalten.