"Minimallösung" für Kampfjet-Projekt FCAS: Combat Cloud als Kompromiss?

Kommt jetzt die Combat Cloud?
„Minimallösung“ für Kampfjet-Projekt FCAS

ArtikeldatumVeröffentlicht am 08.12.2025
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Zu FCAS gehört auch ein neues Kampfflugzeug der nächsten Generation.
Foto: Dassault Aviation

Der FCAS-Kuchen ist 100 Milliarden Euro groß. Bei dem Projekt stehe "viel Geld" auf dem Spiel, mahnte Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) im November Richtungsentscheidungen an, damit die Entwicklung des Kampfjetsystems in "Phase 2" vorrücken kann – und keine weitere Zeit verloren geht.

Eine Kraftprobe im Konsortium und ein industriepolitischer Patt blockieren FCAS seit Monaten. Dassault beansprucht im Projektteam den Taktstock, Airbus ist aber nicht geneigt, verhandelte Arbeitspakete wieder aufschnüren. Nach deutscher Darstellung will Frankreich noch einen weiteren – französischen – Konzern "umfänglich" bei FCAS einspulen.

Unter diesen Vorzeichen will Airbus das Konsortium mit Dassault und Indra Systems nicht um jeden Preis retten. "Unser Partner (Dassault, Red. ) hat sehr offen gezeigt, dass er mit den vereinbarten Arbeitspaketen im Programm unzufrieden ist, und fordert etwas ein, was nicht dem entspricht, was vereinbart wurde”, sagte Airbus-Chef Guillaume Faury im Oktober.

Wenn Dassault "in dieser Konstellation" nicht weitermachen wolle, "steht es ihnen frei, sich aus FCAS zurückzuziehen". Hinter vorgehaltener Hand sprechen Airbus-Manager längst von "unüberbrückbaren Differenzen". Airbus und Dassault – das hat noch nie wirklich zusammengepasst.

Gemeinsamer Standard, eigene Kampfflugzeuge

Ein Projektabbruch würde politisch allerdings ein verheerendes Signal senden – Europa will bei der Verteidigung an einem Strang ziehen und weniger abhängig von US-Rüstungsgütern werden. Der FCAS-Zoff muss also dringend entschärft werden.

Nach Informationen der "WirtschaftsWoche" sprechen Berlin und Paris inzwischen über eine "Minimallösung": FCAS könnte aus jetziger Form in eine gemeinsame "Combat Cloud" – das digitale Nervenzentrum hinter FCAS – und die dafür notwendige Software und Sensorik eingedampft werden.

Entlang dieser Kompromisslinie wäre ein Standard gesetzt, auf dem die deutsche und die französische Industrie – in jeweils getrennten Projekten und Allianzen – FCAS-kompatible Kampfflugzeuge entwickeln können.

Dieser politischer Kniff, für den es laut "WirtschaftsWoche" in Berlin "Sympathien" gibt, könnte nicht nur künftigen Spannungen zwischen Dassault und Airbus vorbeugen, sondern FCAS auch für andere europäische Kampfjet-Hersteller öffnen. Auf deutscher Seite wurde zuletzt zum Beispiel über eine Einbindung von Saab aus Schweden nachgedacht.