Eurofighter für Saudi-Arabien - Türkei als nächster Kunde?

Nach der Kehrtwende der Bundesregierung
Bekommt Saudi-Arabien seine weiteren Eurofighter?

Zuletzt aktualisiert am 09.01.2024

Deutschland gibt scheinbar seine Blockade des Verkaufs weiterer Eurofighter an Saudi-Arabien auf. Grund sei die aktuelle Haltung des Landes im Nahost-Konflikt. Die saudi-arabischen Streitkräfte bekämpfen von den Huthi-Milizen aus dem Jemen auf Israel abgefeuerte Flugkörper – wohl auch mit dem Eurofighter. "Gerade deshalb sehen wir nicht, dass wir uns als deutsche Bundesregierung den britischen Überlegungen zu weiteren Eurofightern für Saudi-Arabien entgegenstellen", sagte Bundesaußenministerin Annalena Baerbock während ihrer Nahostreise am 7. Januar in Jerusalem. Allerdings heißt es weiterhin im Koalitionsvertrag von 2021, dass keine Exportgenehmigungen für Rüstungsgüter an Staaten erteilt werden, die unmittelbar am Krieg im Jemen beteiligt sind, wie Saudi-Arabien.

Eurofighter Saudi-Arabien Formation in der Luft
Royal Saudi Air Force

Im Dienst seit 2009

Das Königreich hatte Mitte August 2006 insgesamt 72 Eurofighter bestellt. Die Übergabe der ersten Maschine erfolgte am 11. Juni 2009. Die Jets fliegen bei drei Staffeln des 2. Geschwaders auf der King Fahd Air Base in Taif. Im Juni 2017 lieferte BAE Systems den letzten Jet aus. Die Flugzeuge entsprechen der Standards der Tranche 2 und 3. Schon im Herbst 2016 begannen Gespräche über den Kauf weiterer 48 Einheiten, die in der Unterzeichnung einer entsprechenden Vereinbarung im Jahr 2018 mündeten. Der Verkauf scheiterte aber bis zuletzt am deutschen Veto.

Eurofighter Saudi-Arabien auf Flighline
Royal Air Force

Kritik an der Export-Haltung

Mitte November 2023 hatten rund 3000 Airbus-Angehörige auf einer Kundgebung in Manching auf die drohende Schließung der Eurofighter-Endmontage ab 2030 aufmerksam gemacht, sollte es keine weiteren Bestellungen geben. Im Mittelpunkt stand der mögliche Kauf der Tranche 5 durch die Bundeswehr. Airbus-Vorstand Michael Schöllhorn forderte in diesem Zusammenhang auch eine Einigung der europäischen Nationen auf klare Export-Richtlinien. Hintergrund war der am deutschen Einspruch gescheiterte Export an Saudi-Arabien.

Patrick Zwerger

Interesse der Türkei

Die deutsche Position bezüglich eines möglichen Exportes in die Türkei scheint sich jedoch noch nicht geändert zu haben. Mitte November vergangenen Jahres hatte der türkische Verteidigungsminister Yasar Güler während einer Parlamentssitzung in Ankara den Kauf von 40 Eurofightern angekündigt. Beim Staatsbesuch von Recep Erdogan in Berlin am 17. November soll das Thema jedoch nicht angesprochen worden sein. Die mögliche Beschaffung gilt als Alternative zum Erwerb von 40 neuen F-16 des Standards Block 70, der sich seit Oktober 2021 hinzieht.

Positive Signale aus den USA

Am 19. Dezember sprach Erdogan jedoch von einer "positiven Entwicklung in den USA bezüglich der F-16-Frage", die mit der Zustimmung seines Landes zum NATO-Beitritt Schwedens "verbunden" sei. Trotzdem scheint das Thema Eurofighter in der Türkei noch nicht vom Tisch. Das europäische Kampfflugzeug könnte ein Gegengewicht für die neuen Dassault Rafales Griechenlands darstellen. Noch Mitte Dezember hatte Minister Güler in einem Fernsehinterview bekräftigt: "Wenn wir die Themen, über die wir mit unseren Freunden gesprochen haben, in die Tat umsetzen können, benötigen wir ihn vielleicht nicht, aber wir brauchen ihn jetzt. Der Eurofighter ist eine sehr gute Alternative, und wir wollen ihn kaufen." Gleichzeitig kritisierte er die deutsche Haltung: "Wir sind ein NATO-Mitglied, aber ein anderes NATO-Mitglied ist dagegen, dass wir diese Flugzeuge kaufen. Da gibt es keine Erklärung für einen Verbündeten, zu sagen, ihr bekommt keine Flugzeuge."