Hintergrund der nun begonnenen Vorstudien dürften die immer geringer werdenden Stückzahlen sein – bisher kamen in diesem Jahr drei neue A330-200 zur Tanker-Umrüstung. Bis Ende Oktober waren 59 von 78 bestellten Tankern ausgeliefert. Auch die Verfügbarkeit geeigneter Gebrauchtflugzeuge für die Umrüstung schwindet aufgrund des zunehmenden Alters der Airliner weiter. Airbus hatte die Produktion der zivilen A330ceo-Reihe bereits vor geraumer Zeit eingestellt: Die letzte A330-300 ging im Februar 2022 an Aer Lingus. Die letzte Passagierausführung der A330-200 hatte der Flugzeugbauer bereits im September 2019 an die Fluggesellschaft Level aus Spanien übergeben. Ihren Erstflug hatte die A330 MRTT am 15. Juni 2007 in Sevilla durchgeführt.
Als Basis für die neue Tanker-Ausführung dürfte die A330-800 zum Einsatz kommen.
Flügel im Fokus
Langfristig kommen die Europäer wohl nicht an der Umstellung auf die A330neo als Basis-Modell für den Tanker vorbei. Die Hauptunterschiede liegen im neuen Trent 1700 Triebwerk von Rolls-Royce, moderner Avionik und der neugestalteten Tragfläche. Gerade beim Flügel müssen die Ingenieure die Machbarkeit der Verwendung von Betankungsbehältern nachweisen, sowohl strukturell als auch aerodynamisch. Daher liegt hier ein Schwerpunkt der aktuellen Studien. Der A330 Multi-Role Tanker Transport kann beide gängigen Tankverfahren einsetzen: sowohl mit einem Heckausleger als auch das Korbsystem mit Schlauch.
Im Mittelpunkt der Vorstudien steht die Installation der Betankungsbehälter unter der Tragfläche.
Verkaufsbeginn "sehr bald"
Über den Zeitrahmen der Umstellung und die Wahl des Modells gibt sich Airbus bedeckt. Laut Programmchefin Maria Angeles Marti will man jedoch "sehr bald" mit der Vermarktung beginnen. Als Basis dürfte wie beim Vorgänger die kürze Variante – in diesem Fall die A330-800 – dienen. Bei diesem Modell sind die Verkaufszahlen nicht gerade üppig, in diesem Jahr bis dato nur eine Maschine. Somit könnte das Unternehmen zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen.
Ursprünglich hatte Lockheed Martin die A330 MRTT als LMXT für die US Air Force angeboten.
Neo-MRTT für die US Air Force?
Der neue Tanker dürfte auch im Mittelpunkt einer möglichen Offerte an die US Air Force stehen. Nach dem Ausstieg von Lockheed Martin aus dem gemeinsamen LMXT-Programm hatte Airbus bekräftigt, die A330 auch im Alleingang als Nachfolger der KC-135 anzubieten. Im Gespräch sind bis zu 75 Maschinen, die bis Mitte nächsten Jahrzehnts ausgeliefert sein sollen. Hier könnte die Neo mit ihrem sparsameren Antrieb gegen die KC-46 Pegasus von Boeing punkten.
Eine A310 MRTT führte im November Versuche mit DT-25-Drohnen durch.
Automatische Betankung
Auch die autonome Luftbetankung könnte bei einer A330neo MRTT zum Einsatz kommen. Hier übernimmt der Tanker schon in einigen Kilometern Entfernung die Steuerung des Empfänger-Fluggeräts und führt die Betankung automatisch durch. Airbus UpNext hatte in diesem Monat eine zweite Testkampagne im Rahmen des Auto’Mate-Programms durchgeführt. Dazu nutzte das Innovations-Unternehmen des Flugzeugbauers die firmeneigene A310 MRTT und DT-25-Drohnen. Ein Bediener an Bord des Tankers steuerten die unbemannten Fluggeräte während einer simulierten Betankung mit dem Heckausleger. Für 2025 sind auch Versuche mit dem Schlauchsystem geplant.
