Mit einer Flotte von 24 Airbus A400M Atlas sind die französischen Luft- und Raumfahrtstreitkräfte derzeit nach der deutschen Luftwaffe der zweitgrößte Betreiber dieses Militärflugzeugs. Seit 2021 können sie für Luftbetankungseinsätze mit Rafale-Mehrzweckkampfflugzeugen verwendet werden – eine Fähigkeit, die 2019 von der A400M-Flotte der Luftwaffe eingeführt wurde. Nach fast einem Jahrzehnt der technischen und operativen Entwicklung sind zudem nun zwei französische A400M-Piloten und vier Lademeister voll für die Betankung der EC725R2-Caracal-Kampf- und Rettungshubschrauber (CSAR) qualifiziert.

Die französischen A400M fliegen auf der Basis Orléans-Bricy.
Mehr Einsatzmöglichkeiten
Um ihre Einsatzmöglichkeiten weiter zu diversifizieren, sind die französischen Luftstreitkräfte eine Partnerschaft mit der Air Test and Evaluation Squadron (VX) 23 der US-Marine eingegangen, die auf der Naval Air Station Patuxent River in Maryland stationiert ist. Im Rahmen dieser Zusammenarbeit werden französische A400M-Besatzungen für die Unterstützung von Luftbetankungsoperationen mit einer breiteren Palette von Flugzeugen ausgebildet, darunter dem Mehrzweckkampfflugzeug F/A-18E/F Super Hornet, der EA-18G Growler (elektronische Kampfführung) sowie den Stealth-Mehrzweckkampfflugzeugen F-35B und F-35C Lightning II. Diese Missionen werden unter Verwendung von Cobham-908E-Flügelpods und der im Rumpf untergebrachten Hose and Drum Unit (HDU) durchgeführt und stellen einen wichtigen Schritt in Richtung einer interoperablen Luftbetankungsfähigkeit innerhalb des NATO-Rahmens dar. Der erste an die Armée de l´Air ausgelieferte Airbus A400M wurde am 2. August 2013 übergeben. Allerdings erhielt die FASF erst vier Jahre später ihre erste A400M, die mit einer verstärkten Außenflügelstruktur ausgestattet war, um die Luftbetankungsbehälter zu tragen. Diese Fähigkeit wurde mit dem Flugzeug 062/F-RBAL im November 2017 eingeführt, das der Escadron de Transport 1/61 "Touraine” auf der Base Aérienne 123 Orléans-Bricy zugewiesen wurde. Bis zum 25. Juni 2024 nahmen die französischen Luftstreitkräfte zwölf weitere A400M in Empfang, die für die Cobham-908E-Luftbetankungsbehälter an den Tragflächen ausgerüstet waren. Zwei weitere sollen noch folgen.
Trotz der Lieferung von Flugzeugen, die für Tankermissionen ausgerüstet waren, war die A400M-Flotte der Armée de l´Air sechs Jahre lang nicht in der Lage, Kampfflugzeuge und acht Jahre lang Drehflügler in der Luft zu betanken. Diese Einschränkung veranlasste das französische Verteidigungsministerium im Januar 2016 dazu, zwei Lockheed Martin KC-130J Super Hercules zu bestellen. Sie wurden am 19. September 2019 beziehungsweise am 4. Februar 2020 an die Escadron de Transport 2/61 "Franche-Comté" geliefert, bevor sie 2022 an das deutsch-französische Lufttransportgeschwader in Évreux überführt wurden.

Nach der deutschen Luftwaffe besitzt Frankreich die zweitgrößte Flotte des Militärtransporters.
KC-130J als Ergänzung
Somit stützten sich die französischen Luftstreitkräfte stark auf die KC-130J, um den Luftbetankungsbedarf für die Kampfflugzeuge Mirage 2000-5F, Mirage 2000D und Rafale B/C sowie für die EC725R2-Caracal-Hubschrauber zu decken; besonders für die, die zur Unterstützung der Opération Chammal (Irak und Syrien) und der Opération Barkhane (Sahelzone, Afrika) eingesetzt werden. Gleichzeitig arbeitete die staatliche Direction Générale de l’Armement (Ge-neraldirektion für Rüstung, DGA) mit Airbus Defence zusammen, um die A400M endlich für die Luftbetankung zu qualifizieren. Zur Validierung der speziellen Verfahren zur Betankung von Hubschraubern wurden zum Beispiel im Juni 2020 und im März 2021 zwei große Testkampagnen durchgeführt. Dabei kam ein A400M-Prototyp zum Einsatz, der in diesem Fall von der Base Aérienne 106 Bordeaux aus operierte, sowie EC725R2 Caracal von der Base Aérienne 120 Cazaux. An der zweiten Flugtestkampagne waren über 70 zivile und militärische Mitarbeiter beteiligt. Sie bot den Test- und Ausbilderpiloten der Escadron d’Hélicoptères 1/67 "Pyrénées" wertvolle operative Erfahrungen, auch um das Betanken mit Hilfe von Nachtsichtbrillen (NVGs) zu üben. Technisch gesehen stellt die Luftbetankung von Hubschraubern eine besondere aerodynamische Herausforderung dar. Die A400M muss durch Ausfahren ihrer Klappen auf 200–240 km/h ab-bremsen, was den Luftstrom stört und Turbulenzen verursacht, welche die Annäherung der Hubschrauber erschweren. Um dieses Problem zu lösen, implementierten die Ingenieure einen längeren, dünneren Schlauch, der mit dem Cobham-Betankungsbehälter kompatibel ist. Diese Anpassung reduzierte zwar die Kraftstoffübertragungsrate und verlängerte damit die Dauer des Betankungsvorgangs, verbesserte jedoch die Stabilität und Sicherheit während der Betankung im Flug erheblich.

Der Fangkorb dient dazu, das Ankoppeln an den Tankschlauch zu erleichtern.
Hubschrauber-Betankung
Das Flugzeug 0127/F-RBAU, die 21. an die Armée de l´Air ausgelieferte A400M, war das erste, das mit dieser überarbeiteten Schlauchkonfiguration ausgestattet wurde. Es wurde im Sommer 2023 für weitere Betankungsversuche mit Caracal-Hubschraubern eingesetzt. Ein wichtiger Meilenstein folgte am 5. Februar 2025, als erfolgreich eine Tandem-Betankung von zwei EC725R2 Caracal der EH 1/67 "Pyrénées" gelang. Diese Mission fand während einer dreitägigen Übung statt, an der zwei A400M-Piloten und vier Lademeister der Escadron de Transport 3/61 "Poitou” sowie sieben Caracal-Piloten der EH 1/67 beteiligt waren. Sie erwarben ihre Qualifikationen gerade rechtzeitig für die Übung "Athena 25". "Athena 25" wurde speziell für die Spezialkräfte der Armee de l´Air entwickelt und umfasste mehr als ein Dutzend taktische Szenarien, die von schnellen Einsatzoperationen bis hin zur Simulation von Konflikten in Grauzonen reichten.