Das am 17. November 2023 beim russischen Patentamt eingetragene Patent RU2807624 beschreibt ein "multifunktionales zweisitziges Flugzeug mit geringer Sichtbarkeit und integraler aerodynamischer Auslegung". Das Muster soll Luft- und Bodenziele mit gelenkten und ungelenkten Waffen zerstören, sowie in der Lage sein, "bei netzwerkorientierten Aktionen gemischter Flugzeuggruppen als luftgestützte Führungszentrale zu fungieren". Laut des Dokuments weist das bisherige Muster Su-30MK einen gravierenden Nachteil auf: "Die Gestaltung der Zelle erlaubt es nicht, eine geringe Auffälligkeit im Radarbereich zu erreichen, was unter modernen Bedingungen die Effektivität des Kampfeinsatzes des Flugzeugs erheblich reduziert."

Die in der Patentschrift enthaltene Zeichnung zeigt deutlich die Su-57 als Basis.
Hightech-Kompromiss
Diese Manko soll der neue Jet beheben. Obwohl die Su-57 in der Patentschrift nicht explizit genannt wird, geht aus den enthaltenen Daten und der Dreiseiten-Ansicht klar hervor, dass es sich um eine doppelsitzige Variante des Stealth-Jägers handelt. Gemäß den Ingenieuren kombiniert der neue Entwurf die Mehrrollen-Fähigkeit mit der geringeren Entdeckbarkeit, höheren Manövrierbarkeit und den besseren Flugleistungen sowie der neueren Avionik, wie sie die Su-57 bietet. "Die gewählte Anordnung ist ein Kompromiss, der gleichzeitig ein hohes Maß an aerodynamischer und gewichtsmäßiger Perfektion sowie die Einhaltung moderner Anforderungen an die Flugleistung und Radarsichtbarkeit des Flugzeugs gewährleistet."

Die äußerlichen Hauptunterschiede zur einsitzigen Su-57 sind neben dem zweiten Cockpit die zwei Stabilisierungsflossen unter dem hinteren Rumpf.
Fliegendes Kontrollzentrum
Dank eines umfangreichen Kommunikationssystems – auch über Satellitenkanäle zur Hochgeschwindigkeits-Datenübertragung – kann das Muster als fliegendes Kontrollzentrum für Luft- und Bodenstreitkräfte dienen, wie aus dem Patent hervorgeht. Auch eine Rolle als "Kontrollpunkt für unbemannte Luftfahrzeuge" wird erwähnt. Dazu gibt es im hinteren Cockpit "anderthalbmal größere Multifunktions-Bildschirme". Damit kann das zweite Besatzungsmitglied Informationen aus verschiedenen Quellen analysieren und entsprechende taktische Empfehlungen an die eigenen Kräfte geben.
Höhere Reichweite
Allerdings dürften die Stealth-Eigenschaften unter den beiden Stabilisierungsflossen leiden, die unter dem hinteren Rumpf angeordnet sind. Eine weitere Änderung im Vergleich zum Einsitzer stellt die Erhöhung des Treibstoffvolumens um zehn Prozent dar. Diese will Suchoi mit einer Vergrößerung des Tanks erreichen, ermöglicht durch die Erweiterung der Zelle durch das zweite Cockpit. Wie schon bei der Jäger-Version findet die Bewaffnung auch beim Doppelsitzer in den zwei Waffenschächten Platz. Ob und inwieweit die Konstruktion des Flugzeugs schon begonnen hat, ist indes nicht bekannt.
Indien im Blick?
Dabei ist durchaus denkbar, dass die neue Konfiguration auf den indischen Bedarf für ein neues Mehrzweck-Kampfflugzeug abzielt. Das Land hatte sich zeitweise an der Entwicklung der Su-57 beteiligt und die Beschaffung von bis zu 144 Exemplaren geplant. Im April 2018 stieg Indien jedoch aus dem Programm aus und nannte als Grund verschiedene technische Defizite. Auf der Dubai Air Show sagte der Rosoberonexport-Chef Alexander Michejew, dass man bezüglich der Su-57 technische Konsultationen mit einigen strategischen Partnern Russland führe. "Wir besprechen sowohl das fertige Produkt aus Russland als auch eine Kooperation für eine gemeinsame Entwicklung und Produktion". Details nannte er nicht.
Su-75 als Kampfdrohne
Dagegen sprach er laut der russischen Nachrichtenagentur TASS in Dubai über neue Versionen der Suchoi Su-75 Checkmate. Hier sieht er "Chancen für die Kooperation mit ausländischen Partnern" bei der Entwicklung von unbemannten und doppelsitzigen Ausführungen des leichten Kampfflugzeugs. Theoretisch könnten also – in ferner Zukunft – zweisitzige Su-57 Schwärme von Kampfdrohnen auf Basis der Su-75 ins Gefecht führen. Wie gesagt, theoretisch.