Nach anfänglichen Startschwierigkeiten hat sich die von British Aerospace und McDonnell Douglas auf Basis der Hawk produzierte T-45 Goshawk als zuverlässiger Trainer entwickelt. Auf dem Nachfolger der TA-4 Skyhawk und T-2 Buckeye lernen angehende Navy-Piloten unter anderem das Starten und Landen auf Flugzeugträgern. Das Muster ging ursprünglich im Jahr 1991 in Dienst. Trotz eines zwischenzeitlichen Modernisierungsprogramms sieht die US-Marine Bedarf für einen Nachfolger und hat das UJTS-Projekt ins Leben gerufen (Undergraduate Jet Training System). Zu den Kandidaten zählen die Boeing T-7 Red Hawk, die Korea Aerospace Industries TF-50N (mit Lockheed Martin) und die Leonardo M-346N (mit Textron).
Mit der Sierra Nevada Corporation (SNC) beteiligt sich nun ein weiterer Bewerber am Rennen um den Milliardenauftrag. Der Neuling bringt den Freedom Trainer ins Spiel, und bewirbt ihn als "innovatives Flugzeug, das speziell und von Grund auf für die US Navy entwickelt ist und die Zukunft der Marineluftfahrt mit kompromissloser Leistung und niedrigen Lebenszykluskosten transformieren" soll.
Für harte Landungen optimiert
Dies schließt die harten Landungen auf einem Trägerdeck auf See oder die simulierten Landungen an Land (Field Carrier Landing Practice, FCLP) von Anfang an ein. Daher seien keine aufwendigen Änderungen an Fahrwerk und Struktur wie bei für den Landeinsatz entwickelten Typen nötig. Allerdings könnte dieser Vorteil wegfallen, da die US Navy ihre Anforderungen mittlerweile geändert hat. Der neue Ausbildungsjet muss nunmehr nicht mehr in der Lage sein, die FCLP-Landungen durchzuführen. Stattdessen werden aufgrund von Fortschritten bei Simulator-Technologien und automatisierten Landesystemen nur der Anflug geübt. Die Fähigkeit zum vollwertigen Trägereinsatz hatten die Marineplaner schon im Jahr 2020 gestrichen.

Schon 2017 entstand diese Mock-up des Freedom Aircraft.
Zusammenarbeit mit der Türkei
Ganz neu ist der Entwurf indes nicht. SNC das Muster schon im Wettbewerb für den neuen Trainer der US Air Force angeboten. Der Entwurf entstand damals in Zusammenarbeit mit Turkish Aerospace Industries. Schon 2017 stellte SNC ein Mock-up des "Freedom Aircraft" in Colorado vor. Das Modell in Originalgröße hatte die Firma ADM Works aus Santa Ana, Kalifornien, gebaut.

Der Freedom Trainer ist kleiner und leichter als die Konkurrenz.
Niedrigere Kosten
Auf dem jährlichen Symposium der Tailhook Association zeigte die Sierra Nevada Corporation im August 2025 bereits ein Modell in Originalgröße und bewarb die finanziellen Vorteile des Produkts. Laut Angaben der Firma liegen beispielsweise die auf den Antrieb bezogenen Lebensdauerkosten um 40 Prozent niedriger als bei der aktuellen T-45C. Beim Freedom Trainer sollen zwei Williams FJ44-4M zum Einsatz kommen, die leichter, aber auch schwächer als die Konkurrenz sind. Sie bieten einen Schub von jeweils 16 Kilonewton. Zum Vergleich: das F404 der T-7 und T-50 leistet knapp 79 kN mit Nachbrenner, das F124 der zweistrahligen M-346 liegt bei 27,8 kN. Dafür sei auch das Flugzeug entsprechend kleiner und leichter. Die Lebensdauer der Zelle des Freedom Trainers beziffert das Unternehmen auf 16.000 Stunden und 35.000 Trägerlandungen. Die Länge der einzelnen Trainingsmissionen soll um 30 bis 40 Prozent größer sein als bei der Goshawk. Für die zweiköpfige Besatzung planen die Ingenieure die Verwendung des aktuellen Mk18-Schleudersitzes von Martin Baker.

Lockheed Martin geht mit der TF-50N isn Rennen.
Enger Zeitplan
Dank des modularen Aufbaus der Systemarchitektur seien künftige Upgrades auch für Systeme von Drittanbietern möglich, zumal die Navy die Rechte an den digitalen Entwicklungsdaten erhalten soll. In den letzten Jahren hatten die Admiräle im Rahmen des UJTS-Programms mehrfach die Industrie zur Abgabe von Informationen über die möglichen Produkte aufgefordert. Die eigentliche Ausschreibung für die Abgabe konkreter Angebote steht noch an. Im Gespräch ist eine Stückzahl von rund 145 Flugzeugen. Wann die US Navy eine endgültige Entscheidung trifft, ist daher noch offen. Zuletzt verschob sich der geplante Zeitpunkt einer Auftragsvergabe auf Anfang 2027. Trotzdem hofft die Marine auf eine Indienststellung bis 2030.