Die Base Aérea Chabunco der Fuerza Aérea de Chile (FACh) liegt als südlichste Luftwaffenbasis der Welt etwa 20 Autominuten nördlich der Stadt Punta Arenas an der strategisch wichtigen Magellan- straße und beherbergt die IV Brigada Aérea. Diese wurde im April 1980 aufgestellt und ersetzte die Ala-3. Zu ihr gehört auch die Grupo de Aviación 12, die "Tigres Australes" die heute für den Betrieb der chilenischen F-5E zuständig sind. Insgesamt hatte die FACh 1976 fünfzehn fabrikneue Northrop F-5E und drei F-5F für 55 Millionen US-Dollar gekauft. Die Jets wurden von Israel Aircraft Industries (IAI) im Rahmen des Projekts "Tiffany" modernisiert. Während der ersten FIDAE-Luftfahrtmesse im März 1990 wurde ein Vertrag über 300 Millionen US-Dollar für die Aufrüstung von 16 Tiger, darunter zwölf Ein- und drei Doppelsitzer unterzeichnet. Eine F-5E (Kennung 805) und eine F-5F (817), nun "Tigre III" genannt, wurden nach Tel Aviv überführt.

Die chilenischen F-5 wurden auch mit einer Luftbetankungssonde nachgerüstet.
Umfangreiche Aufrüstung
Bemerkenswerte Änderungen waren die Integration eines neuen Radars ELTA EL/M-2032B und eines HOTAS-System (Hands on Throttle and Stick), weiterhin Helmvisier (Display and Sight Helmet, DASH), Radarwarnempfänger, Düppel- und Fackelwerfer sowie Lenkwaffen des Musters Python III von Rafaelzusätzlich zur AIM-9 Sidewinder. Bis zum Beginn der 2000er-Jahre wurden verschiedene weitere Upgrades erworben, wie der Anbau der festen Betankungssonde an der Backbordseite und eine Aufrüstung von Python III auf Python IV und Rafael-Derby-Lenkwaffen mit großer Reichweite. Die letztgenannte Aufrüstung brachte die Tigre III auf den "Plus"-Standard. Während der FIDAE 2010 wurde ein Wartungsvertrag für die komplette Überholung der J85-GE-21B-Triebwerke von General Electric mit der Schweizer RUAG unterzeichnet.

Das Wetter an der Magellanstraße bietet mit starken Winden seine Herausforderungen.
Verlegung an die Südspitze
Ihre erste Staffel von 18 gebrauchten Fighting Falcons erhielten die chilenischen Luftstreitkräfte für die Grupo de Aviación 8 im Rahmen des Programms "Peace Amstel I" von den Königlich Niederländischen Luftstreitkräften, als zweite Staffel wurde die Grupo 7 mit den F-16AM/BM aus den Niederlanden ausgerüstet ("Peace Amstel II"). Die Tigre III der Grupo de Aviación 7 wurden demgemäß auf die Base Aérea de Chabunco zu den "Tigres Australes" verlegt. Am 19. März 2010 trafen zehn Tigre III Plus auf 53 Grad südlicher Breite ein, während die "806" einige Zeit später folgte. Doch nicht nur die Flugzeuge gingen in den Süden, die Grupo de Aviación 12 wurde auch mit dem ehemaligen Personal der Grupo 7 besetzt, das zuvor in Antofagasta beheimatet war. Die Bodencrews und die Piloten mussten sich erst an das berüchtigte Wetter und die starken antarktischen Winde in der Magellanstraße gewöhnen. Die Crew-Chiefs tragen dicke, arktisähnliche Anzüge, und die Tigre-Piloten sind mit wasserdichter Isolierkleidung ausgestattet, falls sie im Notfall über den kalten Gewässern um Punta Arenas aussteigen müssen. Kommandiert wurde die Grupo 12 letztes Jahr von Oberst Carlos Noce "Ninja" – mit rund 2000 Flugstunden auf der Northrop F-5E/F Tiger II. Er wurde jüngst von Oberstleutnant Nicolas Sepulveda abgelöst. "Ninja" begann seine Karriere 2002 in Chabunco noch auf Cessna A-37B Dragonflies, flog bei der Grupo de Aviación 7 in Cerro Moreno auf Tigres, bevor er auf die F-16 Fighting Falcon umschulte. Oberst Noce war dann der allererste Offizier, der 2014 von der Fighting Falcon zur Tigre III Plus versetzt wurde. Laut Noce ermöglichte ihm dieser Wechsel, Wissen und Verfahren auf die "Tigres Australes" zu übertragen. Im Oktober 2022 wurden sechs Tigre III für die multinationale Übung "SALITRE" in der Rolle als gegnerische "rote" Streitkräfte zur Base Aérea Los Cóndores südlich von Iquique entsandt. "Ninja" stellte fest: "SALITRE war das beste Training für die Piloten, mit integrierten Einsätzen mit der neu erworbenen Boeing E-3D Sentry (von der Royal Air Force), der Boeing KC-135E und der KC-130R mit den neu installierten Rockwell-NP-2000-Propellerblättern. Eine Win-win-Situation für die Luft- und Bodencrews gleichermaßen."

Die Tigre III werden wohl noch lange in Chabunco fliegen.
Ersatz zu teuer
Am 27. August 2024 wurden zwei F-5E Tigre III Plus der "Tigres Australes" wegen einer angeblichen Luftraum-verletzung durch eine Maschine der Fluggesellschaft LADE, die zur Fuerza Aérea Argentina gehört, zu einem Einsatz gerufen. Der angebliche Einflug ereignete sich zwischen dem Berg Aymond und der Magellanstraße in einer Höhe von etwa 1000 Metern. Die Tigre III kehrten allerdings zur Base Aérea Chabunco zurück, ohne den Eindringling jemals gesehen zu haben. Zwar wollten die Chilenen ihre F-5E einst an die Fuerza Aérea Uruguaya verkaufen und neue (gebrauchte) Gripen oder Eurofighter kaufen, doch fehlende Mittel für die Neuanschaffungen ver- hinderten das Geschäft zwischen den beiden lateinamerikanischen Staaten. In-zwischen haben die chilenischen Luftstreitkräfte den Plan für den Ersatz ihrer Tigre III Plus auf Eis gelegt. Sie werden nach Einschätzung der "Tigres Australes"-Offiziere noch etwa zehn Jahre an der Südspitze Südamerikas fliegen.